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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Ranger«, sagte ich zu Bob. Bob schaute mir tief in die Augen.
    »Also gut«, sagte ich, »dann steig ich eben auf den blöden Baum.«
    Ich kletterte schnell hoch, schaute mich um, sah, dass im Haus und im Garten nichts los war und krabbelte wieder herunter. Ich band Bob los und schlich mich davon, zurück zum Auto. Ich machte es mir gemütlich und wartete darauf, dass das Handy klingelte. Nach einigen Minuten verzog sich Bob auf den Rücksitz und nahm seine Schlafstellung ein.
    Um ein Uhr wartete ich immer noch auf Rangers Rückruf. Wird langsam Zeit fürs Mittagessen, dachte ich. In dem Moment glitt Hannibals Garagentor zur Seite, und der grüne Jaguar fuhr rückwärts heraus.
    Heiliger Strohsack! Im Haus war also doch jemand gewesen! Das Tor schloss sich wieder, der Jaguar drehte bei, entfernte sich Richtung Freeway. Schwer zu erkennen, wer am Steuer saß, aber jede Wette, dass es Hannibal war. Ich ließ den Motor an und erwischte den Jaguar noch, bevor er auf die Hauptstraße abbog. Ich hielt größtmöglichen Abstand, ohne den Wagen aus den Augen zu verlieren.
    Wir passierten das Stadtzentrum, in südliche Richtung, bogen dann nach Osten auf den Interstate. Die Saison auf der Pferderennbahn in Monmouth war noch nicht eröffnet, und der Vergnügungspark Great Adventure hatte noch geschlossen. Das grenzte die Auswahl der Ziele ein, blieb nur noch das Haus in Deal.
    Bob nahm die Aufregung gelassen, im Tiefschlaf auf dem Rücksitz. Ich war nicht im Entferntesten so locker drauf. Normalerweise verfolge ich keine Mafiatypen. Obwohl, rein formal betrachtet, war Hannibal Ramos gar kein Mafioso. Ich weiß es nicht hundertprozentig, aber soweit ich das beurteilen kann, ist die Mafia nicht der gleiche Männerorden wie das Waffenkartell.
    Hannibal verließ die Route 195 am Parkway, fuhr zwei Ausfahrten weiter Richtung Norden, bog dann links ab auf die Ocean Avenue und folgte der Straße bis Deal.
    Deal liegt am Meer. Hier bringen die Gartenfreunde ihren Rasen trotz des salzhaltigen Klimas mit gutem Zureden zum Wachsen, die Kindermädchen pendeln täglich von Long Branch herüber, und die Vermögenswerte ersetzen alle anderen Werte. Die Häuser sind groß, und manche liegen hinter vergitterten Einfahrten. Die Bewohner setzen sich zum großen Teil aus Schönheitschirurgen und Teppichhändlern zusammen. Das einzige denkwürdige Ereignis, das sich jemals in Deal zugetragen hat, war die Erschießung des Verbrecherkönigs Benny Raguchi, genannt »Die Kakerlake«, 1982 im Sea Breeze Motel.
    Hannibal war zwei Autos vor mir. Er bremste ab, der Blinker zeigte nach rechts, auf ein ummauertes Grundstück mit einem Tor vor der Einfahrt. Das Haus stand etwas zurückgesetzt, auf einer Düne; das erlaubte von der Straße aus einen freien Blick auf den ersten Stock und das Dach; das restliche Gelände verbarg sich hinter einer rosa, stuckverzierten Mauer. Das Tor war aus kunstvoll verziertem Schmiedeeisen, und auch von hier aus konnte man das Haus sehen. Alexander Ramos, internationaler Waffenhändler und Macho wie er im Buche steht, wohnte in einem rosa Haus hinter einer rosa Mauer. Das sah ihm ähnlich. In Burg wäre er damit nicht durchgekommen. In einem rosa Haus wohnen, das wäre in Burg einer Kastration gleichgekommen.
    Wahrscheinlich sollte die rosa, stuckverzierte Mauer mediterranes Flair erzeugen. Im Sommer, wenn die Markisen ausgerollt wurden und die Verandamöbel unter ihrer Abdeckplane auftauchten, Sonne und Wind die Küste von New Jersey trakrierten, herrschte in dem rosa Haus sicher das pralle Leben. Jetzt, im März, sah es schwer depressiv aus: Blass, kalt und gleichmütig.
    Im Vorbeifahren erhaschte ich einen Blick auf einen Mann, der dem Wagen entstieg. Er hatte die gleiche Statur und die gleiche Haarfarbe wie Hannibal, folglich musste es Hannibal sein. Es sei denn, Hannibal hatte mich wieder in meinem Baumversteck erspäht, mich danach im Auto sitzen sehen, wie ich ihn von der Straße aus beobachtete, hatte einen Nachbar, der ihm ähnlich sah, heimlich in den Garten geschleust und ihn mit dem Jaguar nach Deal geschickt… nur um mich zu bluffen.
    »Was meinst du?«, fragte ich Bob.
    Bob klappte ein Auge auf, sah mich ausdruckslos an und setzte seinen Schlaf fort.
    Genau, das meinte ich auch.
    Ich fuhr ein paar hundert Meter auf der Ocean Avenue, machte eine Kehrtwende und gondelte noch mal an dem rosa Haus vorbei. An der nächsten Kreuzung stellte ich den Wagen ab, außer Sichtweite. Ich steckte mir das Haar hoch, unter

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