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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Fleisch. Nach wenigen Minuten des Knetens war alles hübsch untergepflügt und weich. Ich formte zuerst einen Schneemann aus dem Gehackten, danach Humpty Dumpty aus Alice im Wunderland. Schließlich drückte ich alles platt. In diesem fladenartigen Zustand sah es aus wie das, was ich auf dem Parkplatz von McDonald’s hegen gelassen hatte. Dann rollte ich es zwischen den Händen zu zwei großen Fleischbällchen.
    Zum Nachtisch hatte ich eine tiefgefrorene Bananencremetorte gekauft. Die hob ich vorsichtig mit einem Messer aus der Aluminiumverpackung und benutzte Letzteres als Backform für die beiden Riesenfrikadellen.
    »Not macht erfinderisch«, sagte ich zu Bob.
    Ich stellte die Frikadellen in den Backofen, schälte ein paar Kartoffeln, setzte sie auf den Herd, machte eine Dose Mai* mit Rahmsauce auf und schüttete den Inhalt in eine Schüssel, die ich später, kurz vor dem Servieren, in die Mikrowelle stellen wollte. Kochen war gar nicht so übel, fand ich. Ein bisschen wie Sex. Am Anfang hat man oft keine Lust, aber wenn es erst mal richtig zur Sache geht…
    Ich deckte den Tisch für zwei Personen, und als ich fertig war, klingelte das Telefon.
    »Yo, Babe«, sagte Ranger.
    »Ebenfalls yo. Es gibt Neuigkeiten. Das Auto, das gestern bei Hannibal vorgefahren ist, gehört Terry Gilman. Ich hätte sie beim Aussteigen erkennen können, aber ich sah sie nur von hinten, außerdem hätte ich nie mit ihr gerechnet.«
    »Wahrscheinlich hat sie ihm Vitos Beileid überbracht.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Vito und Ramos befreundet sind.«
    »Vito und Alexander Ramos führen eine friedliche Koexistenz.«
    »Noch etwas«, sagte ich. »Heute Morgen habe ich Hannibal IMS zu seinem Haus in Deal verfolgt.« Dann erzählte ich Ranger von dem älteren Mann in dem Town Car, von der Ohrfeige und von dem Auftauchen des jüngeren Mannes, den ich für Ulysses Ramos hielt.
    »Wie kommst du darauf, dass es Ulysses war?«
    »Reine Vermutung. Er sah aus wie Hannibal, nur schlanker.«
    Es herrschte einen Moment Schweigen.
    »Soll ich die Stadtvilla weiter observieren?«, fragte ich.
    »Sporadisch. Wenn es sich ergibt. Ich möchte wissen, ob da überhaupt jemand wohnt.«
    »Findest du es nicht komisch, dass Ramos seinen Sohn geschlagen hat?«, fragte ich weiter.
    »Kann ich nicht behaupten«, sagte Ranger. »In unserer Familie schlagen wir uns andauernd.«
    Ranger kappte die Verbindung. Ich blieb minutenlang reglos stehen und fragte mich, ob ich irgendwas überhört hatte. Ranger gab nie viel von sich preis, aber die winzige Pause und die leichte Veränderung seiner Stimmfärbung hatten mir zu denken gegeben. Ich musste ihm etwas Interessantes berichtet haben. Ich ging unser Gespräch noch mal im Geiste durch, aber alles erschien mir normal. Ein Vater und zwei Söhne kamen nach einer Familientragödie zusammen. Alexanders Reaktion auf Hannibals Begrüßung war mir seltsam vorgekommen, aber ich hatte den Eindruck, dass es etwas anderes gewesen war, das Ran ger stutzig gemacht hatte.
    Grandma kam durch die Tür getorkelt. »War das ein anstrengender Tag heute«, stöhnte sie. »Ich bin völlig fertig.«
    »Wie war die Fahrstunde?«
    »Ganz gut. Ich habe niemanden überfahren, und das Auto ist auch heile geblieben. Und du? Wie ist es dir ergangen?«
    »Ungefähr genauso.«
    »Louise und ich haben unser Power Walking für Senioren ins Einkaufszentrum verlegt, aber wir sind immer wieder vom Weg abgekommen, rein in die Geschäfte. Nach dem Mittagessen haben wir uns einige Wohnungen angesehen. Es gab welche darunter, da könnte ich mir vorstellen, einzuziehen, aber es war nichts dabei, was mich wirklich vom Hocker gerissen hätte. Morgen gucken wir uns ein paar Eigentumswohnungen an.« Grandma spähte in den Topf mit Kartoffeln. »Ach, wie schön.
    Den ganzen Tag die Rumrennerei, und dann kommt man nach Hause, und das Essen steht auf dem Tisch. Als wäre ich der Mann im Haus.«
    »Zum Nachtisch habe ich uns Bananencremetorte gekauft«, sagte ich, »aber ich brauchte die Aluminiumverpackung für den falschen Hasen.«
    Grandma warf einen Blick auf die Torte im Kühlschrank. »Vielleicht sollten wir die lieber gleich essen, bevor sie ganz auftaut und schmilzt.«
    Ein guter Vorschlag. Wir setzten uns hin und aßen die Torte, während der falsche Hase noch im Ofen schmorte. Als kleines Mädchen hätte ich nie gedacht, dass meine Oma jemals den Nachtisch vor dem Hauptgericht essen würde. In ihrem Haus war immer alles sauber und ordentlich gewesen. Die

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