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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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schmunzelte noch breiter.
    Ich schaute dem Verkehr zu, der uns auf der Hamilton entgegenkam und konzentrierte mich auf ein blaues Auto. Es sah aus wie ein Crown Victoria, und der Typ hinterm Steuer sah aus wie Morris Munson!
    »Achtung«, schrie ich noch, als Munson das Steuer herumriss, über den Mittelstreifen fuhr und direkt auf mich zuhielt.
    »Scheiße!«, kreischte Mitchell und hüpfte wie ein Tanzbär in Panik auf der Stelle.
    Munson wich in letzter Sekunde aus, um Mitchell zu verschonen, verlor die Kontrolle über den Wagen und prallte gegen die schwarze Mafialimousine. Im ersten Moment waren die beiden Autos wie zusammengeschmolzen, dann drückte Munson wie verrückt aufs Gas. Der Crown Vic tat einen Satz rückwärts, die vordere Stoßstange fiel scheppernd zu Boden, und Munson raste davon.
    Mitchell und ich liefen zum Lincoln und sahen nach Habib. »Bei allen Heiligen! Was war das?«, rief er.
    Der linke vordere Kotflügel hatte sich ins Steuerrad geknautscht, und die Haube war verzogen. Habib war offenbar nichts passiert, aber der Wagen würde sich nicht vom Fleck bewegen, bevor nicht jemand mit einem Brecheisen die Stoßstange vom Steuerrad gelöst hatte. Pech für die beiden. Schön für mich. Habib und Mitchell war die Lust mir nachzuspionieren vorerst vergangen.
    »Das war ein Irrer«, sagte Habib. »Ich habe seine Augen gesehen. Hast du dir seine Autonummer gemerkt?«
    »Es ging alles so schnell«, sagte Mitchell. »Himmel noch mal, er kam ja direkt auf mich zugerast! Ich dachte, der hat’s auf mich abgesehen. Ich dachte… Scheiße, ich dachte…« »Du hattest Schiss wie ein altes Weib«, sagte Habib. »Genau«, sagte ich, »wie eine Schweinemagd.« Ich war in einer Zwickmühle. Liebend gern hätte ich den beiden verraten, wer hinter dem Steuer gesessen hatte. Ich wäre aus dem Schneider, wenn sie Munson töten würden. Keine angesengten Hemdzipfel mehr. Keine Reifenheber-Attacken mehr. Leider wäre ich auch irgendwie verantwortlich für Munsons Tod gewesen, und das war kein besonders angenehmes Gefühl. Es war besser, ich übergab Munson dem Gericht. »Sie sollten Anzeige erstatten«, sagte ich. »Ich würde ja solange hier bleiben und Ihnen behilflich sein, aber Sie wissen ja…«
    »Ja, ja«, sagte Mitchell, »ich weiß, Termine, Termine.«
    Es war fast Mittag, als Bob und ich an Hannibals Stadtvilla vorbeifuhren. Ich hielt an der Straßenkreuzung und wählte Rangers Nummer. »Es gibt Neuigkeiten«, sprach ich auf seinen Anrufbeantworter. Dann kaute ich eine Zeit lang auf meiner Unterlippe und nahm in der Zwischenzeit all meinen Mut zusammen, jedenfalls genug um auszusteigen und Hannibal nachzuspionieren.
    Was ist schon dabei, sagte ich mir. Guck dir das Haus doch an. Still und freundlich. Hannibal ist sowieso nicht da. Es ist alles genau wie gestern. Du gehst auf die Rückseite, wirfst einen Blick hinein und verschwindest wieder. Keine Angst.
    Das wirst du ja wohl noch schaffen. Also: Tief durchatmen. Immer positiv denken. Ich nahm Bobs Hundeleine und spazierte zu dem Radweg hinterm Haus. Als ich an Hannibals Garten kam, blieb ich stehen und lauschte. Totenstille. Bob langweilte sich. Wenn jemand auf der anderen Seite der Mauer gestanden hätte, wäre Bob bestimmt ganz aufgeregt gewesen, oder? Ich betrachtete die Mauer. Sie wirkte beängstigend. Besonders nach dem letzten Mal, als ich hier gewesen war und man auf mich geschossen hatte.
    Moment, sagte ich mir. Wir wollten doch kein negatives Denken zulassen. Was würde Spiderman in so einer Situation machen? Oder Batman? Oder Bruce Willis? Bruce würde Anlauf nehmen, einen Fuß aufsetzen und die Mauer erklimmen. Ich band Bobs Leine um einen Strauch und rannte auf die Mauer zu. Ich kam mit dem Sprungbein auf halbe Höhe, schlang die Hände um den oberen Mauernrand, krallte mich fest und – blieb hängen. Ich holte noch mal tief Luft, biss die Zähne zusammen und versuchte einen Klimmzug. Es half nichts. Kein Klimmen, kein Ziehen. Bruce hätte es gleich beim ersten Mal bis oben geschafft. Aber Bruce geht wahrscheinlich auch jeden Tag ins Fitnessstudio.
    Ich glitt zu Boden und erhaschte einen Blick auf den Baum. In dem Stamm steckte eine Kugel. Ich hatte wirklich wenig Lust, auf den Baum zu klettern. Ich ging hin und her und massierte mir die Fingergelenke. Was soll Ranger von dir denken?, fragte ich mich. Du sollst ihm doch helfen. Ranger an meiner Stelle würde auf den Baum klettern und sich den Garten genau ansehen.
    »Ja, aber ich bin nicht

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