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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Films über Serienkilller und Psychopathen mitzukriegen. Nach dem Film überprüfte ich dreimal die Schlösser an der Wohnungstür und hängte den Bewegungsmelder an die Klinke. Wenn jetzt jemand die Tür aufmachte, würde die Alarmanlage losgehen.
    Hoffentlich passierte das nicht ausgerechnet heute Nacht, denn nach dem Film hatte ich einen ziemlichen Horror. Ranger, der heimlich meinen Pickel musterte, hätte mir nicht halb so viel Angst eingejagt wie jemand, der mir die Zunge rausschneiden und sie zu Hause seiner Sammlung tiefgefrorener Zungen einverleiben würde. Nur um ganz sicher zu sein, ging ich in die Küche und versteckte alle Messer. Warum sollte ich es einem Verrückten auch noch leicht machen, sich in meine Wohnung zu schleichen und mich mit meinem eigenen Steakmesser aufzuschlitzen. Dann holte ich die Pistole aus der Keksdose und steckte sie unter ein Sofakissen, für den Fall, dass ich sie sehr schnell zur Hand haben musste.
    Ich löschte das Licht und kroch unter die Decke meines provisorischen Nachtlagers auf der Couch. Aus dem Schlafzimmer hörte ich Grandmas Schnarchen. In der Küche schaltete der Kühlschrank surrend auf die Abtauautomatik. Von ferne vernahm man das Knallen einer Autotür auf dem Parkplatz. Alles ganz normale Geräusche, sagte ich mir. Warum raste mein Herz so irrwitzig? Weil ich diese blöde Sendung über Serienkiller im Fernsehen gesehen hatte, deswegen.
    Denk nicht mehr an den Film. Schlaf endlich ein. Denk an was anderes.
    Ich machte die Augen zu – und dachte an Alexander Ramos, der sich von den wahnsinnigen Mördern, die mir Herzrasen verursachten, wahrscheinlich gar nicht so sehr unterschied. Was war los mit Ramos? Der Mann kontrollierte den Strom illegaler Waffenlieferungen weltweit, aber um sich Zigaretten zu kaufen, war er darauf angewiesen, fremde Leute anzuhalten. Wie passte das zusammen? In einschlägigen Kreisen ging das Gerücht, Ramos sei krank, aber mir war er nicht überdurchschnittlich senil oder verwirrt erschienen. Vielleicht ein bisschen aggressiv, ungeduldig. Vermutlich galt sein Verhalten andernorts als etwas sprunghaft, aber wir leben in New Jersey, und hierher fand ich, passte Ramos eigentlich wie die Faust aufs Auge.
    Ich war so aufgeregt, dass ich kaum mit ihm gesprochen hatte. Jetzt, wo etwas Zeit vergangen war, hätte ich tausend Fragen an ihn gehabt. Das heißt, ich hätte mich nicht nur gern weiter mit ihm unterhalten, es gab da bei mir auch eine perverse Neugier auf das Innere seines Hauses. Als ich noch ein Kind war, sind meine Eltern einmal mit mir nach Washington gefahren, um mir das Weiße Haus zu zeigen. Eine Stunde lang mussten wir Schlange stehen, und dann führte man uns durch die Räume, die der Allgemeinheit zugänglich sind. Der reinste Nepp. Wen interessiert schon der Speiseraum für die Staatsgäste? Ich wollte die Küche sehen. Ich wollte das Badezimmer des Präsidenten sehen. Und jetzt hätte ich eben gern den Wohnzimmerteppich von Alexander Ramos gesehen. Ich wollte durch Hannibals Zimmer streifen und mal einen Blick in seinen Kühlschrank werfen. Diese Leute hatten schließlich alle schon mal das Titelbild von
Newsweek
geziert. Die müssen einfach interessant sein, oder?
    Ich musste wieder an Hannibal denken, der überhaupt nicht interessant ausgesehen hatte. Ebenso an Cynthia Lotte, die auch keine sonderlich interessante Figur gemacht hatte. Was war mit Cynthia Lotte, nackt, zusammen mit Homer Ramos? Immer noch nicht interessant. Also gut, dann eben Cynthia Lotte, zusammen mit Batman. Schon besser. Moment: Wie war’s mit Hannibal Ramos und Batman? Widerlich! Ich lief ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Ich leide eigentlich nicht unter Homophobie, aber bei Batman hört die Liebe auf. Als ich aus dem Badezimmer kam, machte sich jemand an meiner Tür zu schaffen, ich hörte kratzende Geräusche an dem Schloss. Die Tür sprang auf, und die Alarmanlage ging los. Die Vorlegekette spannte sich, und als ich in den Flur trat, sah ich Moon, der mir in dem Spalt zwischen Tür und Pfosten den Kopf entgegenstreckte.
    »Ej, Mann«, sagte er, als ich die Alarmanlage ausgeschaltet hatte. »Wie geht’s?«
    »Was machst du denn hier?«
    »Ich habe vergessen, deiner Oma den zweiten Schlüssel für ihr Auto zu geben. Der war noch in meiner Tasche. Deswegen bin ich vorbeigekommen.« Er ließ den Schlüssel in meine geöffnete Hand fallen. »Du hast ja eine coole Alarmanlage. Ein Bekannter von mir hat eine, die spielt die Titelmelodie aus

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