Tödliche Versuchung
ja wie geschaffen für Observierungen«, sagte ich. »Passt zu Ihnen.«
»Fangen Sie bloß nicht wieder damit an«, sagte Mitchell.
»Ich bin schlecht gelaunt.«
»Das Auto gehört bestimmt Ihrer Frau, nicht?«
Er sah mich finster an.
»Nur zur Information, damit Sie sich nicht wieder verfahren:
Ich begebe mich jetzt als Erstes ins Büro.«
»Ich hasse den Laden«, sagte Habib. »Über dem Ort schwebt ein böser Fluch!«
Ich fuhr zum Büro und stellte den Wagen direkt davor ab.
Habib parkte mit laufendem Motor einen halben Häuserblock hinter mir.
»Hallo, meine Liebe«, begrüßte mich Lula. »Wo hast du Bob gelassen?«
»Der ist bei Grandma. Die beiden schlafen sich mal aus.« »Du könntest auch eine Mütze Schlaf vertragen. Du siehst schrecklich aus. Wenn dein ganzes Gesicht so schwarz wäre wie die Ringe unter deinen Augen, könntest du glatt in mein Wohnviertel ziehen. Das Vorteilhafte an den schwarzen Ringen und blutunterlaufenen Augen ist natürlich, dass der hässliche Pickel jetzt kaum mehr auffällt.«
Noch vorteilhafter war, dass der Pickel mir heute scheißegal war. Schon komisch, dass ein Pickel bereits durch so Unbedeutendes wie eine lebensbedrohliche Situation in die richtige Perspektive gerückt werden kann. Für heute hatte ich mir nämlich Munson vorgenommen. Ich wollte nicht schon wieder eine schlaflose Nacht verbringen und Angst haben müssen, in Flammen aufzugehen.
»Ich habe so das Gefühl, dass Munson heute Morgen wieder daheim in seinem Reihenhaus ist«, sagte ich zu Lula. »Ich fahre hin und mache ihn platt.«
»Au ja! Ich komme mit«, sagte Lula. »Ich hätte heute auch große Lust, jemanden platt zu machen. Ich bin sogar richtig in Plattmachlaune.«
Ich holte meine Pistole aus der Umhängetasche. »Mir sind die Kugeln ausgegangen«, sagte ich zu Connie. »Hast du noch welche übrig?«
Vinnie steckte den Kopf durch die Tür zu seinem Privatbüro.
»Habe ich das richtig verstanden ? Du willst Kugeln in deine Pistole stecken? Wozu?«
Ich kniff die Augen zusammen. »In meiner Pistole stecken oft Kugeln«, sagte ich gereizt. »Ich habe sogar erst gestern Abend auf jemanden geschossen.«
Allgemeines Erstaunen.
»Auf wen hast du geschossen?«, fragte Lula.
»Auf Morris Munson. Er ist in meine Wohnung eingebrochen.«
Vinnie kam schnurstracks auf mich zu. »Wo ist er? Ist er tot?
Du hast ihn doch nicht in den Rücken geschossen, oder? Muss ich es denn jedes Mal wiederholen? Nicht in den Rücken schießen!«
»Ich habe ihm nicht in den Rücken geschossen. Ich habe ihm in den Fuß geschossen.«
»Und? Wo ist er jetzt?«
»Scheiße! Das kenn ich!«, sagte Lula. »Du hast ihm mit deiner letzten Kugel in den Fuß geschossen, stimmt’s? Hast ihm ‘ne Ladung Blei verpasst, und dann ist dir die Munition ausgegangen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wirklich übel, wenn einem so etwas passiert.«
Connie kam mit einer Schachtel Kugeln aus dem Hinterzimmer. »Willst du wirklich welche haben?«, fragte sie mich. »Ich weiß nicht. Du siehst schlecht aus. Ich finde es nicht ratsam, einer Frau mit Pickeln Munition anzuvertrauen. Wer weiß, was sie damit anstellt.«
Ich legte vier Patronen ein und nahm die Schachtel mit der Munition mit. »Ich komme schon zurecht.«
»Endlich mal eine selbstbewusste Frau«, sagte Lula. Eine Frau, die einen Kater hat und nur den Tag hinter sich bringen will.
Auf dem Weg zu Manson fuhr ich an den Straßenrand und übergab mich. Habib und Mitchell hinter mir grinsten frech. »Muss ja heiß her gegangen sein, letzte Nacht«, sagte Lula. »Lieber nicht dran denken.« Das war nicht nur so dahergesagt. Ich wollte wirklich nicht daran denken. Was lief da bloß zwischen Ranger und mir? Ich musste verrückt sein. Außerdem konnte ich es kaum fassen, dass ich mit meiner Oma zusammen Bourbon und heiße Schokolade getrunken hatte. Ich bin nicht gerade trinkfest. Zwei Flaschen Bier und ich bin betrunken. Ich hatte das Gefühl, mein Verstand wäre irgendwo ins All gebeamt worden, und mein Körper wäre auf der Erde verblieben.
Ich fuhr die paar hundert Meter zum nächsten McDonald’s Drive-In und bestellte mir das Mittel gegen Kater, das bei mir noch nie seine Wirkung verfehlt hat: Pommes und Cola. »Wo wir schon mal da sind, kann ich mir ja auch eine Kleinigkeit bestellen«, sagte Lula. »McMuffin, Frühstückspommes, Schokoladen-Shake und einen Big Mac«, rief Lula über mich hinweg.
Ich spürte einen gewissen Brechreiz. »Das soll eine Kleinigkeit
Weitere Kostenlose Bücher