Tödliche Versuchung
recht sein«, sagte Lula und reichte ihm ein Handtuch. »Stellen Sie bitte das Wasser ab.«
Munson nahm das Handtuch und peitschte stattdessen damit auf Lula ein.
»He!«, rief Lula. »Hören Sie auf damit. Wenn Sie mich noch einmal mit dem Tuch schlagen, kriegen Sie eine Wolke von dem Reizgas ab.«
Munson schlug wieder auf sie ein. »Schweinchen Dick! Schweinchen Dick!«, sang er dabei.
Lula ließ das Spray fallen und ging ihm an die Gurgel. Munson fasste nach oben, richtete den Duschkopf auf sie und trat aus der Duschkabine. Ich versuchte ihn mir zu schnappen, aber er war nass und glitschig von der Seife, und Lula schlug im Kampf gegen den Wasserstrahl wie wild um sich.
»Sprüh ihn ein!«, schrie ich sie an. »Gib ihm einen Stromstoß! Schieß auf ihn! Tu irgendwas!«
Munson stieß uns beide zur Seite und raste die Treppe hinunter. Er lief durchs Haus, den hinteren Ausgang hinaus. Ich blieb ihm dicht auf den Fersen, und Lula war drei Meter hinter mir. Sein Fuß musste höllisch wehtun, aber er querte im Laufschritt zwei Hinterhöfe und bog in die Zufahrtsstraße. Ich setzte zu einem Hechtsprung an und traf ihn im Kreuz. Wir landeten auf dem Boden, wälzten uns hin und her, ineinander verkeilt, fluchten und schimpften, kratzten und bissen, und die ganze Zeit versuchte ich, ihm die Handschellen anzulegen. Hätte er Kleider angehabt, an denen ich ihn hätte packen können, wäre es einfacher gewesen. Das einzig griffige Körperteil an ihm wollte ich lieber nicht anfassen.
»Schlag ihn da, wo es am meisten wehtut!«, schrie Lula.
An diesen Rat hielt ich mich. Irgendwann reicht es mit der Rumwälzerei auf dem Boden. Ich rollte zur Seite und rammte Munson ein Knie in die Weichteile.
»Hmpf!«, gab Munson von sich und ging automatisch in Fötusstellung.
Lula und ich nahmen ihm die Hände von seinem erbärmlichen Gehänge, legten sie auf den Rücken und banden ihm die Handschellen um.
»Deinen Ringkampf mit dem Kerl hätte ich zu gerne auf Video aufgenommen«, sagte Lula. »Es hat mich an den Witz mit dem Zwerg am FKK-Strand erinnert, der seine Nase dauernd in fremder Leute Angelegenheiten steckt.«
Mitchell und Habib waren aus ihrem Wagen gestiegen, standen ein paar Meter abseits und schauten mit gequältem Gesichtsausdruck zu.
»Ich habe es bis hierher gespürt«, sagte Habib. »Sollten wir mal den Befehl kriegen, Sie festzunehmen, besorge ich mir vorher einen Genitalschutz.«
Lula lief zurück ins Haus, um eine Decke zu holen und die Tür abzuschließen. Habib, Mitchell und ich schleppten Munson rüber zum Buick. Als Lula aus dem Haus zurückkam, wickelten wir Munson in die Decke, verfrachteten ihn auf den Rücksitz und brachten ihn zur Polizeiwache in der North Clinton. Wir fuhren am Hintereingang vor, der einen Empfangsschalter zum Hof hinaus hat.
»Ein Drive-in wie bei McDonald’s«, sagte Lula. »Mit dem Unterschied, dass wir diesmal etwas liefern und nichts abholen.«
Ich betätigte den Summer und zeigte meinen Ausweis. Einen Augenblick später öffnete Carl Costanza die Tür und schaute hinüber zu meinem Buick. »Was haben wir denn Schönes?«, wollte er wissen.
»Eine Person auf meinem Rücksitz. Morris Munson. NVGler.«
Carl glotzte durchs Autofenster und grinste. »Der ist ja nackt.«
Ich stöhnte. »Willst du mir deswegen Arger machen?«
»He, Juniak«, brüllte Costanza seinem Kollegen zu. »Komm her und guck dir den nackten Mann an. Rate mal, zu wem der wohl gehört!«
»Okay«, richtete sich Lula an Munson, »das war’s. Sie können jetzt aussteigen.«
»Nein«, sagte Munson, »ich steige nicht aus.«
»Und ob Sie aussteigen«, sagte Lula.
Juniak und noch zwei andere Kollegen gesellten sich zu Cosranza am Eingang. Alle setzten ihr dämliches Bullengrinsen auf.
»Manchmal finde ich unseren Job ja zum Kotzen«, sagte einer der Polizisten. »Aber dann gibt es Momente wie diesen, wo man so etwas zu sehen kriegt, und schon macht die Arbeit wieder Spaß. Warum hat der nackte Kerl eigentlich eine Plastiktüte am Fuß?«
»Ich habe ihn niedergeschossen«, sagte ich.
Costanza und Juniak sahen sich an. »Das will ich nicht gehört haben«, sagte Costanza.
Lula warf Munson ihren bedeutungsschwangeren Ekelblick zu. »Wenn Sie Ihren stinkenden Arsch nicht bald da wegheben, trete ich Ihnen in ebendenselben.«
»Selber Fettarsch«, sagte Munson. »Sie können mich mal.«
Die Polizisten hielten die Luft an und wichen zurück.
»Das reicht«, sagte Lula. »Das hat mir gründlich die Laune
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