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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ihrem Tonfall gehört, dass für sie die Sache erledigt war. »Danke, Carol.« Er stand auf.
    »Wir müssen uns bei dir bedanken, Jonathan. Das ist die erste glückliche Wendung, die sich seit Tims Verschwinden ergeben hat. Wenn wir ihn tatsächlich zu seiner Familie zurückbringen, wird sie es dir zu verdanken haben.« Sie klopfte ihm auf den Arm. »Bis morgen dann.«
    Jonathan blieb an der Tür stehen und schaffte es, schwach zu lächeln. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Dr. Hill.«
    Tony nickte. Als sich die Tür hinter Jonathan geschlossen hatte, sagte er: »Die Lüge hab ich schon so oft gehört, dass ich’s nicht mehr zählen kann.«
    Carol schüttelte genervt, aber liebevoll den Kopf über ihn. »Du musst wirklich lernen, nicht immer gleich die Pferde scheu zu machen«, sagte sie.
    »So eine wilde Flucht Hals über Kopf – das hat mir schon immer Spaß gemacht«, sagte er.
    »Kannst du hinkommen und es dir ansehen, wenn wir das vorfinden, was wir erwarten?«, fragte Carol.
    »Wenn du meinst, dass das hilft.«
    »Danke.« Sie zögerte einen Moment und fragte sich, ob und wie sie das Thema Aidan Hart ansprechen könnte.
    »Wie läuft es also?«, fragte er und kehrte zu seinem Platz an der Ecke von Carols Schreibtisch zurück. Als er sich zurücklehnte, stieß er versehentlich an einen Stoß Papiere, und das Buch von Alice Sebold kam zum Vorschein. Er runzelte die Stirn und nahm es in die Hand. »Liest du das?«, fragte er.
    »Nein, ich nehme es nur als Briefbeschwerer«, sagte sie schnippisch. »Was glaubst du denn?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich meine, es könnte dir vielleicht helfen.«
    »Hast du es gelesen?«
    »Carol, ich glaube, ich habe jedes ernstzunehmende Buch über Vergewaltigung gelesen.« Als sie den Mund aufmachen wollte, hob er den Finger, um sie zurückzuhalten. »Nein, nicht deinetwegen, sondern aus beruflichen Gründen.«
    »Wenn du also dachtest, das hier könnte mir helfen, warum hast du nicht vorgeschlagen, dass ich es lese?« Carol wusste, dass sie aggressiv klang, aber es war ihr egal.
    »Hättest du auf mich gehört?«, sagte Tony gutmütig. »Du hättest nicht gesagt, ich solle mich raushalten und dich auf deine Weise damit umgehen lassen?«
    »Jonathan hat es mir gegeben«, sagte sie trocken. »Er hatte keine Angst davor, gesagt zu bekommen, er solle sich da raushalten.«
    Tony wandte den Kopf ab, als wolle er mit dieser langsamen Bewegung einem Schlag ausweichen. »Du hast es Jonathan gesagt.«
    Er muss es natürlich gleich von der falschen Seite angehen, dachte Carol bitter. »Ja, ich hab es Jonathan gesagt.«
    Tony nickte. »Ist wahrscheinlich leichter. Weil er fremd ist. Unbelastet. Tut mir leid, Carol. Wenn ich gedacht hätte, es wäre dir recht, hätte ich es vorgeschlagen. Ich habe es mit der falschen Perspektive gelesen.«
    Plötzlich stand er auf.
    »Schön. Ich geh dann.«
    »Du kommst nicht zu der Besprechung?« Er schüttelte den Kopf. »Und du wirst nicht mit Paula die Operation durchgehen?«
    »Was sollte das bringen?«, sagte er. »Es ist nicht mein Ding, sondern deins.«
    »Du kannst uns Anregungen geben«, sagte Carol.
    »Du hast meine Anregung für heute schon bekommen. Ich glaube, der Mörder arbeitet in Temple Fields. Ich glaube, er ist bei der Security oder Rausschmeißer oder sogar Verkehrspolizist. Darüber hinaus habe ich dir im Moment nichts zu bieten.« Er streckte den Arm aus und legte seine flache Hand auf ihre Schulter.
    Sie spürte, wie Panik sie überkam und eine Faust alle Luft aus ihrer Lunge herauszupressen schien. »Du könntest Paula helfen.«
    »Ich glaube nicht, Carol. Du brauchst mich dafür nicht. Hier geht es um einen Polizeieinsatz, nicht um psychische Dinge. Es gibt nichts Überzeugenderes als Erfahrung. Und niemand hat konkretere Erfahrung mit einer verdeckten Aktion als du. Du brauchst mich wirklich nicht.«

    Paula fand Don Merrick in der Kantine, wo er vor einer Tasse Tee saß. Sie ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder und betrachtete seine verdrossene Miene. »Du siehst ja wie ein richtiger Jammerlappen aus«, sagte sie.
    »Ich habe hier ein Einschreiben von Lindys Anwalt bekommen. Sie will sich scheiden lassen.«
    »Mein Gott, die hat’s aber eilig, was?«
    Merrick seufzte. »Aber sie hat recht, oder? Wir wissen doch im Grunde beide, dass es vorbei ist. Angeblich sind ja wir Kerle die Robusteren, aber wenn es darum geht, sich abzusetzen, seid ihr Frauen verdammt skrupellos.«
    »Nicht alle«, sagte Paula und

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