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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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auf. »Wie nahe kann ein Wagen heranfahren?«
    »Es gibt einen Parkplatz in etwa einer Meile Entfernung bei der alten Haltestelle Miller’s Dale.«
    »Das wäre ganz schön schwierig mit einem Opfer, das sich wehrt«, sagte Tony leise. »Ich nehme an, man kann nicht sagen, zu welcher Tageszeit das Bild aufgenommen wurde?«
    Jonathan nahm das ursprüngliche Bild aus seiner Mappe. »Das kommt auf die Jahreszeit an. Wann ist der Junge verschwunden?«
    »In der zweiten Augustwoche«, sagte Carol, ohne dass sie nachzusehen brauchte.
    Jonathan betrachtete die Fotografie. »Dieser Teil des Tals ist auf der Ostseite. Es dauert eine Weile, bis die Sonne so hoch steht, dass sie über die gegenüberliegenden Felsen scheint. Ich vermute, gegen neun oder zehn vormittags.«
    Tony stand unvermittelt auf, wandte sich ab und hielt die Hände an die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. »Nimm eine komplette Gruppe von der Spurensicherung mit, wenn du gehst, Carol. Ihr müsst ein Grab suchen. Vielleicht sogar zwei Gräber.«
    »Du meinst, Guy könnte auch dort sein?«
    Tony ließ die Hände sinken. »Ob es wahrscheinlich ist? Ja. Die Chance ist sehr groß, dass beide, Tim und Guy, von dem gleichen Mann entführt wurden. Wir wissen das beide. Wenn er genug Selbstvertrauen hat, das Bild da rauszuschicken, dann würde ich sagen, er hat an der Stelle dort mindestens schon einmal gemordet.«
    Carol bemerkte Jonathans bestürzten Ausdruck. Man vergaß allzu leicht, dass die schrecklichen Dinge, die Polizisten so nebenbei bewältigten, das Herz anderer Menschen zerreißen konnten. Mit der nackten Wirklichkeit konfrontiert, mit der sie und Tony schon unzählige Male hatten fertig werden müssen, fehlten denen, die nicht am Kampf gegen das Chaos beteiligt waren, die Abwehrkräfte. »Das weiß man noch nicht«, sagte sie, obwohl sie im Grunde ihres Herzens sicher war, dass Tony recht hatte.
    Mit blassem und verzerrtem Gesicht fuhr Tony herum. Ohne Jonathan weiter zu beachten, stützte er die Fäuste auf Carols Schreibtisch und sah ihr starr in die Augen. »Er war bestimmt bald, nachdem es hell wurde, am Parkplatz. Tim war fast mit Sicherheit leicht sediert. Genug, dass er benommen und fügsam war und sich nicht wehrte. Es wird eine Weile gedauert haben, ihn in diesem Zustand ins Swindale zu bringen. Dann hat der Mörder sich seinen Wunsch erfüllt. Dabei hat er sich Zeit genommen und seine Bilder von der Beute gemacht. Und was tut er dann? Er wird nicht das Risiko eingehen, einen viel genutzten Fußweg mit einem verletzten Kind hinunterzugehen. Er hat ihn getötet, Carol. Er hat ihn dort getötet und sich am Tatort seiner entledigt. Ein flaches Grab unter Jonathans Brombeerbüschen.« Er schloss die Augen und murmelte etwas, das sie nicht verstand.
    »Was?«
    »Ich sagte, wenigstens kannst du ihn jetzt nach Hause bringen.«
    Lange war es still. Jonathans Gesicht war hohlwangig, die Augen waren halb zugekniffen, als wolle er das Bild, das Tonys Worte heraufbeschworen hatten, nicht an sich heranlassen. Zu viel Information auf einmal für ihn, dachte Carol. Sie räusperte sich. »Wir wissen das nicht genau, bis wir dort sind.« Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Jonathan, heute können wir nichts mehr tun. Es wird schon dunkel. Aber wir müssen aufgrund deiner Information so bald wie möglich aufbrechen. Ich weiß, dass wir viel von deiner Zeit in Anspruch nehmen, aber könntest du morgen einige meiner Leute ins Swindale führen und ihnen zeigen, wo das Foto aufgenommen wurde?«
    Er riss die Augen auf, die Bedeutung dessen, was er gerade gehört hatte, ging ihm noch im Kopf herum. »Ich … ich weiß nicht«, sagte er.
    »Du müsstest nicht dabeibleiben«, sagte Carol leise. Sie trat zur Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ginge nur darum, uns dorthin zu führen und uns die Formation zu zeigen, die mit der auf dem Bild übereinstimmt. Dann könntest du gehen. Das verspreche ich dir.«
    »Wirst du dabei sein?« Er klang sachlich, aber sie spürte, wie wichtig ihm das war. Nach dem, was er für sie getan hatte, war das nicht zu viel verlangt.
    »Versprechen kann ich es nicht«, sagte sie. »Ich bin mitten in einer anderen wichtigen Ermittlung. Es kommt darauf an, was heute Abend passiert. Wenn wir eine Verhaftung vornehmen können, werde ich hier gebraucht werden. Aber sonst … ja, ich werde dabei sein. Wenn du um acht morgen früh wieder hier sein könntest, werden wir dann alles regeln.«
    Er nickte und hatte an

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