Toedliche Worte
soziale Fähigkeiten, kann aber mit Menschen beiderlei Geschlechts keine engen Freundschaften schließen. In diesem Fall und bei dem Alter des Opfers halte ich es für unwahrscheinlich, dass er je eine funktionierende sexuelle Beziehung mit einem erwachsenen Menschen hatte. Er neigt wohl zu zwanghaftem Verhalten und hat vielleicht Interesse an einer Art von Hobby, das ihm die Gelegenheit gibt, zwanghaft Listen zu führen wie beim Beobachten von Zügen und Vögeln oder Briefmarkensammeln. Er ist wahrscheinlich intelligent und tüchtig genug, um über längere Zeit eine Arbeitsstelle zu halten, aber wohl nicht in einem Team. Er wünscht sich eine Rolle, die ihm zumindest eine Illusion von Selbständigkeit gibt, und verbringt wohl, wenn irgend möglich, einen großen Teil des Tages allein.
Ich glaube, dass für die Entführung und den mutmaßlichen Mord an Guy Lefevre der gleiche Täter verantwortlich ist. Da jedoch bis jetzt nur Tim Goldings Leiche gefunden wurde, werde ich mich zunächst auf die Besonderheiten seines Falls beschränken.
Offensichtlich ist der Mörder sehr vertraut mit dem Tatort. Er wusste, dass der Parkplatz zu der Tageszeit, die er für seine Ankunft wählte, leer sein würde. Er wusste, dass er Tim Golding ungestört ins Swindale würde bringen können. Er wusste, dass er Swindale für seine Zwecke nutzen könnte, ohne gestört zu werden. Er muss also mit der Gegend sehr vertraut sein. Dass der Mörder Tim Golding gerade an diese bestimmte Stelle brachte, lässt erkennen, dass dies ein Ort ist, der ihm etwas Besonderes bedeutet. Wenn wir uns Tatverdächtige näher betrachten, wird eine Durchsuchung von Wohnung/Arbeitsplatz/Computer fast mit Gewissheit Fotos oder sogar gemalte Bilder des Tales ans Licht bringen. Ich würde vorschlagen, bei Universitäten zu überprüfen, ob Exkursionen auch ins Swindale unternommen werden, ebenso bei kleinen geologischen Gesellschaften in der Umgebung, bei Kletter- und Wandervereinen, Liebhaberclubs alter Eisenbahnen und natürlich beim Peak National Ranger Service, dessen Mitglieder neben der Vertrautheit mit dem Gelände wahrscheinlich auch Kenntnis davon haben, welche sonstigen Gruppen oft ins Chee Dale und Swindale kommen. Ebenso würde ich die vorliegende Literatur untersuchen, Führer und Publikationen für Wanderer. Sollte diese Suche kein Ergebnis bringen, stützt das die Annahme, dass es sich um einen mutmaßlichen Tatverdächtigen handelt, der mit dem Gelände sehr vertraut ist.
Es ist wahrscheinlich, dass der Mörder schon früher versucht hat, andere Opfer ins Swindale zu locken. Ich würde empfehlen, sich bei der Polizei vor Ort zu erkundigen, ob es Berichte über Fremde gibt, die sich in dieser Gegend Kindern nähern wollten. Der Mörder könnte die natürliche kindliche Wissbegierde für ihre Umgebung ausgenutzt haben, um sie anzulocken (s. unten).
Ich habe weiter über die Art und Weise von Tim Goldings Entführung nachgedacht. Da es keine Zeugen gibt, die die Theorie bestätigen, dass er von der Straße weg verschleppt wurde, und da wir jetzt wissen, dass wir es mit einem Täter zu tun haben, der sich in einem eher ländlichen Raum wohl fühlt, würde ich meinen, dass der Mörder den Kontakt mit dem Opfer aufnahm, nachdem er die Straße verlassen hatte und zum Bahndamm hinunterging. Da der Täter sich in der Gegend auskennt, hätte er wohl einen plausiblen Grund finden können, den Jungen anzusprechen und vorzugeben, er wolle ihm etwas zeigen: einen Fuchsbau, die Höhle eines Dachses oder ein Vogelnest. (Dies ist sogar im Fall von Guy Lefevre noch wahrscheinlicher, da er unterwegs war, um Vogelnester zu suchen, als er verschwand.) Oder er hätte das Interesse des Jungen für Züge nutzen, sich als Eisenbahnliebhaber oder als Angestellter der Bahn ausgeben und ihm versprechen können, er werde ihm etwas ganz Besonderes zeigen. Es gibt mehrere Stellen entlang der Linie, an denen es leicht wäre, ein Kind von der Gleisstrecke zu einem geparkten Wagen zu bringen, ohne viel Aufsehen zu erregen. Als Bestätigung dieser Behauptung sehe ich die Tatsache, dass die Güterbahnlinie von Bradfield kommend auf den Peak District zuläuft. Der Endpunkt ist nur zwölf Meilen Luftlinie vom Swindale entfernt. Die Linie verläuft von dem Gebiet, das wir jetzt als den Aktionsbereich des Mörders kennen, bis in die Gegend, in der Tim Golding zu Hause war. Dieser Zusammenhang sollte nicht unbeachtet bleiben. Deshalb sollten wir auch die Möglichkeit berücksichtigen, dass
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