Toedliche Worte
der Täter Bahnangestellter oder ein Liebhaber von Eisenbahnen sein könnte, besonders da er mit Tim Golding einen Teil des Weges an einer früheren Eisenbahnlinie entlanggegangen sein muss.
Es ist wahrscheinlicher, dass er in der Nähe des Leichenfundorts wohnt, als dort, wo er Tim Golding aufgegriffen hat. Er fühlt sich in ländlicher Umgebung wohler als in der Stadt.
Der Täter hat privat einen Computer zu Verfügung. Da Tim Goldings Bild schließlich im Computer eines als pädophil bekannten Mannes landete, würde es sich lohnen, die Kollegen anzusprechen, die sich mit der Untersuchung von Kinderpornografie im Internet befassen. Es könnte gut sein, dass ihnen schon anhängige Klagen gegen andere Personen vorliegen, die Bilder von Tim Golding gesehen haben. Diese Täter könnten bereit sein, ihre Quellen preiszugeben, wenn man ihnen eine Art Deal anbietet. Es kann auch sein, dass sich der Name unseres Mörders in dem Teil der umfangreichen Materialsammlung von Operation Ore befindet, weshalb noch keine konkreten Maßnahmen ergriffen wurden. Es würde sich vielleicht lohnen, die Datenbanken von Operation Ore auf alle Namen hin zu durchsuchen, die in den Ermittlungen zum Fall Tim Golding auftauchten.
Schließlich komme ich auf das Verschwinden von Guy Lefevre zurück. Wie ich schon dargelegt habe, glaube ich, dass die Person, die für die Entführung von Tim Golding verantwortlich ist, mit großer Wahrscheinlichkeit auch Guy Lefevre entführt hat. Wenn das der Fall ist, halte ich es für äußerst wahrscheinlich, dass Guys Leiche auch im Swindale zu finden sein wird. Der Mörder ist offenbar mit der Wahl des Ortes für die Beseitigung der Leiche und auch damit zufrieden, wie gut er seine Opfer dorthin bringen kann. Es ist wahrscheinlich, dass er es mit Guy schon ausprobiert hatte. Wenn Tims Überreste aus dem Grab geborgen sind, schlage ich vor, das Erdreich unmittelbar darunter zu untersuchen. Wenn das kein Ergebnis bringt, würde ich vorschlagen, die Suche auf den Rest des Tals auszudehnen.
Carol las das Profil noch einmal durch. »Danke, Tony«, sagte sie leise. Wie immer hatten seine Prägnanz und sein Durchblick die Ermittlungen weitergebracht. Sie konnte am heutigen Morgen mit einer Reihe konkreter Vorschläge in die Besprechung gehen. Wenn man der Gruppe eine klare Richtung für die Ermittlungen gab, spornte sie das immer zu vorzüglicher Arbeit an.
Eine Sache ging ihr aber doch im Kopf herum, nämlich warum er das Profil per E-Mail geschickt hatte, statt es ihr selbst zu bringen und mit ihr durchzugehen. Sie hatten immer gefunden, dass es viel brachte, seine Hypothesen im Gespräch und in der Diskussion auszutesten. Und es war keine Rede davon, dass er den Tatort besuchen wollte, was ihre gute Laune dämpfte und sie beklommen machte.
Aber Carol tat den Gedanken ab und nahm das Telefon. »Stacey, können Sie herausfinden, wer die Spurensicherungsgruppe leitet, mit der wir in Derbyshire zusammenarbeiten? Sie müssen noch mal ins Swindale und nach einer weiteren Leiche suchen.«
Evans schien zufrieden mit sich. »Es ist ein Anfang, das zumindest«, sagte er. Sie saßen in einem Café in Tideswell mit einem Stoß heißen, mit Butter bestrichenen Gebäcks und zwei Stücken Zitronenbaisertorte vor sich. Kevin hatte die neuerlichen Grabungen an der Fundstelle von Tim Goldings Leiche abgeschlossen und war noch vor Evans hier eingetroffen. Nur 40 Zentimeter unter dem ersten Skelett hatten sie weitere menschliche Überreste gefunden. Carol Jordan hat ins Schwarze getroffen, dachte Kevin und war erfreut, dass seine Chefin offenbar wieder gut in Form war.
Jetzt wurde eine besonders gründliche Suche im Swindale durchgeführt. Zwei Dutzend Beamte in weißen Schutzanzügen krochen auf Händen und Knien durch die Büsche. Kevin fand, er hatte es verdient, sich etwas zu gönnen, nachdem er zwei Stunden im Regen gestanden und den Hass der Kollegen aus Derbyshire gespürt hatte, die für die Suche ausgeliehen worden waren. Evans dagegen waren die Leckereien auf dem Tisch offenbar gleichgültig.
»Lass mal hören«, sagte Kevin.
»Also, ich habe einen der drei Ranger gefunden, die hier in diesem Gebiet tätig sind. Nick Sanders heißt er. Er sagte mir, dass ihnen Wanderer am Sommeranfang von einem Exhibitionisten unten am Ende von Chee Dale, in der Nähe des Eingangs zum Swindale, berichtet hätten. Sie hätten ihn entdeckt, als er sich vor einer Gruppe von Kindern entblößte, und ihn verfolgt, dann aber seine Spur
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