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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Paula zuging, verlangsamte er den Schritt. Er näherte sich ihr von der Seite und ging offenbar so leise, dass sie ihn nicht gehört hatte. Ein Finger seiner behandschuhten Hand berührte sie am Arm.
    »Herrgott noch mal, soll ich ’ne Herzattacke kriegen?«, war Paulas Stimme laut und klar zu hören. Sie drehte sich zu ihm um.
    »Bist du frei?« Die Stimme des Mannes war kaum zu hören, sie klang gedämpft, als spreche er durch einen Schal.
    »Nach was sieht’s denn aus?«
    »Ich möchte was, das ist ’n bisschen ausgefallen. Bist du dabei?«
    »Kommt drauf an, was du meinst.«
    »Ich zahle. Im Voraus.« Er nahm die Hand aus der Tasche. Man konnte vom Blickwinkel der Kameras aus nicht erkennen, was er ihr hinhielt.
    »Dafür kriegst du ’ne Menge Ausgefallenes. Aber du hast immer noch nicht gesagt, was du willst. Du musst ’n Kondom nehmen, ist das klar?«
    »Kein Problem. Hör zu, ich hab ’n Zimmer. Wenn du dich von mir fesseln lässt, zahl ich dir zweihundert. Sofort.«
    Carols Mund wurde trocken. Sie drückte auf den Knopf am Mikrofon und sagte mit heiserer Stimme: »Alle Einheiten in Bereitschaft. Der Adler fliegt. Ich wiederhole, alle Einheiten in Bereitschaft.«
    Paula sprach weiter. »Zweihundert? Im Voraus? Jetzt?«
    Selbst auf dem von der Kamera übertragenen Bild war klar erkennbar, was sich tat. Er zählte die Geldscheine und hielt sie ihr hin.
    Carol drückte ihre Nase praktisch am Bildschirm platt, konnte aber immer noch keine Merkmale des Mannes erkennen. »Scheiße. Wir können sein Gesicht nicht sehen.«
    »Hört sich echt an«, sagte Jan aufgeregt.
    »Alle Einheiten in Position für die Festnahme, in Position für Festnahme! Riegelt das Gebiet ab. Wiederhole, Gebiet abriegeln.« Carols Puls raste, das Blut pochte laut in ihren Ohren. Auf dem Bildschirm ging Paula um die Ecke, der Mann hielt sie am Ellbogen. Auf der Straße kamen andere Personen auf sie zu. Es würde funktionieren. Gott sei Dank, es würde funktionieren.

    Das Adrenalin feuerte Paula an. Ihr Atem ging flach, das Herz schlug wie eine Trommel. Als sie um die Ecke bogen, spürte sie, dass sie in einen schmalen Durchgang zwischen den Häusern geschoben wurde. »Wo gehen wir hin?«, sagte sie.
    Als Antwort zog er sie zu sich heran, eine Hand grabschte grob nach ihrer Brust, mit der anderen umfasste er ihren Rücken. Paula war so auf ihre schmerzende Brustwarze konzentriert, dass sie gar nicht merkte, wie er mit dem scharfen Seitenschneider das Kabel von ihrem Mikro zum Sendegerät glatt durchschnitt.
    Sie stieß ihn von sich und rief: »Hey, ich dachte, du hast ein Zimmer?«
    Er fasste sie am Arm und riss sie herum. »Es ist gleich hier.« Er griff an ihr vorbei und schloss ein Tor an der Wand auf, das so schmutzig war, dass es zwischen den dunklen Backsteinen fast gar nicht zu erkennen war. Er führte sie hinein, legte den Riegel vor das Schloss und machte das Tor schnell hinter ihr zu. Dann führte er Paula auf die Hintertür eines Gebäudes zu.
    Nervös, aber in dem sicheren, wenn auch irrigen Glauben, dass sie immer noch auf Sender sei, sagte Paula sarkastisch: »Mm, reizender Hinterhof. Wer hätte hinter so einem nichtssagenden Tor ein so schönes Plätzchen vermutet? Gehen wir in dieses Haus rein? Ist das deine Wohnung?«
    »Ja«, sagte der Mann. »Los, mach voran. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«

    Carol sprang auf. »Paula ist nicht mehr zu hören. Es kommt nichts mehr durch.« Sie wandte sich an die zwei Kollegen von der Technik. »Liegt das an unserer oder an ihrer Leitung?«
    Dreißig Sekunden unerträglicher Spannung. Mit angehaltenem Atem. Die Daumen haltend. Dann schüttelte einer der Techniker den Kopf. »Es ist nicht bei uns. Es wird nichts mehr übertragen.«
    Sofort brach Chaos aus. Carol rief: »Fasst ihn. Ich wiederhole, fassen. Der Adler ist gelandet. Alle Einheiten, ihm nach, ihm nach.«
    »Scheiße, verdammte Scheiße«, wiederholte Merrick immer wieder wie ein Mantra, während er die Seitentür des Vans aufriss. Er sprang auf die Straße hinaus, Carol riss sich die Kopfhörer herunter und rannte ihm nach, Jan folgte ihr. Stacey sah ihnen starr nach, mit offenem Mund und unsicher, ob sie bleiben und die Stellung halten oder ihnen auch folgen sollte. Sie beschloss, die Tür des Vans zuzumachen und Carols hingeworfene Funkausrüstung an sich zu nehmen. Irgendjemand musste sich über die Ereignisse auf dem Laufenden halten. Ihr machte es nichts aus. Wer die Technik beherrscht, beherrscht die Welt, sagte

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