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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vorzuspielen. Sie betrachteten sie ein halbes Dutzend Mal, aber niemand entdeckte etwas Neues. Als sie auf der Wache ankamen, wies sie die Techniker an, alles zu tun, um Bild und Ton so weit wie möglich zu verbessern. Dann ging sie zu ihrem Wagen und fühlte sich dabei so alt und müde, dass sie kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
    Als sie an der Tür ankam, zitterte sie vor Verzweiflung und Erschöpfung. Es war kläglich, wie dankbar sie war, in Tonys Arbeitszimmer Licht zu sehen, und sie drückte lange auf die Klingel. In Jogginghose und T-Shirt machte er auf und sah sie verblüfft an.
    »Er hat Paula in seiner Gewalt«, sagte Carol. Jedes Wort klang, als sei es aus ihr herausgepresst worden. Sie schloss fest die Augen und legte den Kopf zurück. Tony trat in die Kälte hinaus und schloss sie in die Arme. Ein paar Sekunden blieb ihr Körper wie erstarrt. Dann legte sie den Kopf an seine Schulter, und Tränen rannen ihr übers Gesicht. Tony schwieg. Er stützte sie, hielt sie fest und spürte, wie der Schmerz aus ihrem bebenden Körper herausbrach.
    Schließlich legte sich der Sturm. Carol trat etwas zurück und hielt seinem besorgten Blick stand. »Ist schon gut«, sagte sie zitterig.
    »Nein, ist es nicht.« Tony führte sie hinein und ließ sie sich hinsetzen. »Willst du etwas zu trinken?«
    Carol nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Bitte.«
    Er nickte und ging in die Küche. Eine Minute später kam er mit zwei Gläsern Weißwein wieder, gab Carol eines und setzte sich neben sie. »Willst du darüber sprechen?«
    Carol nahm einen Schluck Wein. Er schmeckte fremd, als hätte sich in der Chemie ihrer Geschmacksnerven irgendetwas verändert. »Nenne es von mir aus eine Verschiebung, aber ich kann nicht über Paula reden, bis ich weiß, wie wir zueinander stehen.«
    »Dann musst du mir sagen, was ich wissen muss.«
    Carol trank noch einen Schluck Wein. Diesmal schmeckte er schon weniger fremd.
    »Seit der Vergewaltigung habe ich das Gefühl, dass mein Körper nicht mehr mir gehört. Ich brauchte eine Weile, bis ich merkte, dass eine sexuelle Erfahrung nötig sein würde, um mir zu zeigen, dass ich meine Reaktionen noch unter Kontrolle habe. Es musste eine Erfahrung sein, die mich selbst betraf und die unkompliziert war.«
    Sie legte die Hand auf seinen Rücken und fühlte die Wärme seiner Haut unter dem T-Shirt.
    Er schnaubte. »Und das schloss mich in beiderlei Hinsicht aus.«
    Ihr schwaches Lächeln signalisierte Zustimmung. »Und plötzlich war da Jonathan. Verständnisvoll, großzügig, attraktiv und auf jeden Fall niemand, in den ich mich verlieben würde. Also hab ich ihn benutzt. Ich bin nicht besonders stolz darauf, aber für dich gibt es keinen Grund zur Eifersucht. Du bekommst jeden Tag mehr von mir, als ich ihm gegeben habe.«
    »Aber ich bin eifersüchtig. Ich bin eifersüchtig, weil es für ihn so leicht und für mich so schwer ist.«
    »Ich habe versucht, es für uns beide leichter zu machen.«
    »Ich weiß. Aber das wird nicht so bald wahr werden, oder? Dass wir – du und ich – unbefangen miteinander umgehen können?«
    Seine Stimme hatte noch nie so traurig geklungen.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie trostlos. »Ich weiß nur, dass ich …«
    »Sag’s nicht.« Er unterbrach sie brüsk. »Ich habe das gleiche Gefühl. Aber irgendwie kommt nie der richtige Moment, oder? Es gibt immer etwas Größeres, das uns in Anspruch nimmt und uns auseinander drängt. Und im Moment ist es Paula. Also sag mir, was heute Abend geschehen ist.«
    Carol fasste die Geschehnisse des Abends zusammen. »Sie ist tot. Und ich habe es geschehen lassen. Ich wusste alles über diese Dinge, wie schief es gehen kann, und hab es trotzdem geschehen lassen.«
    Tony sprang auf und begann auf und ab zu gehen. »Ich glaube nicht, dass sie tot ist. Dieser Mörder will, dass seine Opfer gefunden werden, wenn sie noch frisch sind. Er richtet alles so ein, dass sie gefunden werden. Paula wurde nicht gefunden, also sagt uns die Logik, dass sie wahrscheinlich noch lebt.«
    Carol schüttelte den Kopf. »Aber warum sollte er seinen Modus Operandi ändern?«
    »Das ist eine gute Frage. Vielleicht weil er gemerkt hat, dass Paula Polizistin ist. Wenn du dich erinnerst, nach der ersten Nacht sagte ich zu dir, er könnte eventuell entdeckt haben, dass sie ein Lockvogel war.«
    »Und wenn ja, warum sollte das einen solchen Unterschied machen?«
    »Er liebt die Macht. Es kann sein, dass er sie am Leben

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