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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Sender unter ihrem Rock hervor. Dann fasst er ihr in den Ausschnitt und reißt das Mikro mit dem Kabel heraus. Er schwenkt die losen Enden vor ihren Augen hin und her. »Du hast mit dir selbst geredet«, spottet er. »Sie haben keine verdammte Ahnung, wo du bist. Du könntest inzwischen überall in Temple Fields sein. Du hast gedacht, du könntest uns schlagen, aber da hast du dich geirrt: Jetzt sitzt du in der Scheiße, Bullenkuh.«
    Er wendet sich ab, beachtet die wimmernden Laute nicht, die aus dem geknebelten Mund kommen. Er nimmt den Dildo heraus, den er vorbereitet hat. Das helle Licht glänzt auf den scharfen Rasierklingen. Sie ist wirklich übel, diese Todesmaschine. Er wiegt sich auf den Fußballen und dreht sich ihrem Gesicht zu. Als sie den Dildo sieht, weicht alle Farbe aus ihrem Gesicht, ihre Brust sieht fleckig und hässlich aus. Er tritt vor, schiebt ihren Rock hoch, reißt den Slip weg, schwingt den Dildo vor ihrem Gesicht hin und her und grinst.
    Da macht sie sich nass. Das ärgert ihn, weil das Zimmer danach stinken wird, und das ist nicht sehr schön. Denn sie ist doch eine Ordnungshüterin.

Vierter Teil
       

E s ist eine bekannte Tatsache, dass es Bücher gibt, die das Leben von Menschen verändern. Würde mich jemand fragen, ob es in meinem Leben jemals ein solches Buch gegeben hat, dann würde er, glaube ich, die Antwort erstaunlich finden. Aber ich erinnere mich noch genau an den Eindruck, den The Three Hostages von John Buchan auf mich machte, als ich es zum ersten Mal las.
    Wir waren mit der Familie in den Norfolk Broads in Urlaub. Es war, als hätten meine Eltern zwar irgendwie die theoretische Notwendigkeit des Ausspannens begriffen, aber keine Ahnung gehabt, wie man so etwas macht. Andere Leute verbringen eine Woche damit, auf Booten herumzuspielen, sie ergründen die Wasserläufe und machen die Erfahrung eines Lebens, das ganz anders als ihr normaler Tagesablauf ist – Stauwehre, das weite, flache Land, Wasservögel, das merkwürdig unwirkliche Gefühl, wenn ihre Füße nach mehreren Tagen auf dem Wasser wieder festen Grund unter sich haben. Aber bei uns war es nicht so. Meine Eltern hatten einen feststehenden Wohnwagen auf einem Platz gemietet, wo Hunderte dieser Metallkästen in dicht gedrängten Reihen an einem niedrigen Steilufer standen, von wo man auf die blaugrauen Wasser der Nordsee hinaussah. Der Wagen, den wir schließlich bekamen, bot allerdings nicht einmal einen Blick aufs Meer. Wir konnten von den Fenstern aus nur andere Wohnwagen sehen. Es war keine Verbesserung im Vergleich zu daheim. Selbst eine Sozialwohnung mit zwei Schlafzimmern bot mehr Geräumigkeit und Intimsphäre als diese neun Meter lange Blechkiste. Ich fand es schrecklich, beneidete die anderen Kinder, deren Eltern mit ihnen einen richtigen Urlaub verlebten, und zählte die Stunden, bis wir uns wieder auf den Heimweg machten.
    Und auch das Wetter half nicht gerade. Eine typisch englische Sommerwoche, grauer Nieselregen, der mit Tagen wässrigen Sonnenscheins abwechselte, an denen sich alle vom Platz zum Kiesstrand aufmachten, sich bis auf die Badeanzüge auszogen und dann fröstelnd und von einem Fuß auf den anderen hüpfend über die scharfkantigen Steine zum Wasser liefen. Dann schrien alle auf wegen der Wassertemperatur, machten kehrt und hüpften fröstelnd wieder über den Strand zu den Thermosflaschen mit dünnem Kaffee und den Eiersandwiches zurück.
    Eines Nachmittags, als der Regen sich wirklich nicht übersehen ließ, beschlossen meine Eltern, im Gemeinschaftsraum mit Snackbar, der als niedriger Betonkasten zwischen den Wohnwagen stand, Bingo spielen zu gehen. Ich musste auch mitkommen, weil eine gesetzliche Vorschrift verlangte, dass ich mit meinen zwölf Jahren nicht unbeaufsichtigt bleiben durfte. Und meine Eltern nahmen es mit solchen Vorschriften immer schrecklich genau. Diese unwürdige Situation kränkte mich, widerwillig und gereizt trödelte ich hinterher. Ich wollte bei Amanda bleiben, einem wunderschönen blonden Mädchen aus der übernächsten Wohnwagenreihe, statt alten Knackern beim Bingo zuzusehen.
    Dad kaufte mir eine Cola und eine Tüte Chips, zeigte auf die Tischtennisplatte und sagte, ich solle mich zwei Stunden amüsieren und nicht weggehen. Als wäre ich ein kleines Kind. Kochend vor Wut stapfte ich davon. Im Raum mit der Tischtennisplatte war es laut, und die vielen Kinder betrachteten mich, als wäre ich von einem anderen Planeten. Ich latschte in die hinterste Ecke,

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