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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein?«
    »Über so was würde ich keine Witze machen«, sagte Stacey, offenbar beleidigt von dieser Unterstellung. »Ich meine, was ich sagte. Er hat Paula in seiner Gewalt. Hat sie in eine Gasse mitgenommen, und plötzlich war sie nicht mehr zu hören. Bis wir hinkamen, waren sie weg. Es war vor einer halben Stunde, und wir haben absolut nichts mehr von den beiden gesehen.«
    »Scheiße«, fluchte Kevin. »Wir kommen. Innerhalb von ’ner Stunde sind wir da.« Er legte auf und wandte sich an Evans. »Sie hat es ernst gemeint. Während wir hier bei einem Bier saßen, haben unsere Scheißkollegen Däumchen gedreht und sich Paula vor der Nase wegschnappen lassen.« Er sprang auf. »Komm, wir fahren nach Bradfield zurück.«
    Evans ließ sein halb ausgetrunkenes Bier stehen und ging voran zur Tür. »Wie ist denn das bloß passiert?«, sagte er.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Kevin. »Carol Jordan war so überzeugt, dass sie alles abgesichert hatte.«
    Evans zog die Augenbrauen hoch, als er hinter Kevin zum Auto ging. Wenn Paula etwas passierte, na Gute Nacht, das wär’s dann wohl für Carol Jordan. Er war froh, dass er nichts mit dem Desaster von heute Abend zu tun hatte und an einem Fall arbeitete, bei dem die Aussicht auf eine Lösung besser war. Jeder stand allein da draußen. Und jeder, dem das nicht klar war, wurde zur Beute. Und Beute wurde gefressen.
    Er hatte jedoch nicht die Absicht, sich fressen zu lassen.

    Es war kurz nach drei Uhr morgens, als Carol endlich nach Hause kam. Paula McIntyre war seit etwas mehr als sechs Stunden verschwunden. Jede Tür in Temple Fields, hinter der auf lautes Klopfen jemand reagierte, wurde geöffnet, jeder, der reagiert hatte, wurde befragt. Sie hatten Massagesalons und Bordelle durchsucht, hatten Nutten und Strichjungen angesprochen, waren in Bars und Clubs eingedrungen. Sie hatten alles getan, um Paula zu finden, außer die restlichen Türen von Geschäften, Büros, Wohnungen und möblierten Zimmern in Temple Fields mit einem Rammbock einzurennen. Aber es war, als hätten sie und ihr Angreifer sich in Luft aufgelöst. Das Labyrinth von Zufahrtswegen, Gärten und Gassen hatte ihnen keinen einzigen Hinweis geliefert. Jan Shields war mit einem Team durch das Tor in der Wand in ein Gebäude dahinter gelangt, das hauptsächlich als Lager für eine kleine Druckerei zu dienen schien. Sie waren bei ihrer Suche auf nichts gestoßen, was darauf hingedeutet hätte, dass seit Tagen irgendjemand hier durchgekommen war.
    Schließlich hatte Carol die Suche abbrechen lassen. Mehrere hatten protestiert und sich angeboten weiterzumachen, aber Carol hatte ihren Wunsch abgelehnt. Sie sagte entschlossen, vor Tagesanbruch könne nichts getan werden, das ihnen etwas bringe. Der beste Dienst, den sie Paula erweisen könnten, sei, jetzt etwas zu schlafen. Niemand wagte die gemeinsame Befürchtung auszusprechen, dass es schon zu spät sein könnte.
    Carol war in bangem Schweigen mit Jan Shields und Don Merrick zum Überwachungswagen zurückgegangen. Als sie dort ankamen, hatte Jan den Kopf geschüttelt. »Ich komm noch nicht mit. Ich hab da draußen noch Kontakte. Leute, mit denen ich reden muss. Ihr werdet euch wundern, wer alles zu uns hält, wenn sie merken, dass eine Polizistin vermisst wird. Sie werden die Sache fast genauso entschieden geklärt haben wollen wie wir.«
    »Schlecht für’s Geschäft, was?«, sagte Merrick bissig.
    »Ja, das könnte man sagen.« Jan zog den Kragen ihrer weichen Lederjacke näher ans Gesicht heran. »Ich seh euch dann bei der Besprechung.«
    Carol versuchte nicht, sie zurückzuhalten.
    Sie sahen ihr nach, bis sie im Nebel verschwunden war. »Ich habe ihr heute früh gesagt, dass sie es nicht durchziehen müsse«, sagte Merrick.
    Carol spürte seine kritische Haltung, aber sie war zu müde, um sich mit ihm zu streiten. »Sie wusste das sowieso, Don. Es war ihre eigene Entscheidung«, sagte sie bedrückt, riss die Tür des Transporters auf und stieg ein. »Ich fahr nach Hause, um zu schlafen. Und ich schlage vor, dass Sie das auch tun, statt den Rest der Nacht in Temple Fields herumzurennen.« Sie wartete nicht auf seine Antwort. Als er ihr nach zwanzig Sekunden nicht gefolgt war, schlug sie die Tür zu und sagte dem Fahrer, er solle sie zur Polizeistation zurückfahren.
    Sie dankte Stacey dafür, dass sie die Stellung gehalten hatte, und bat dann einen der Techniker, ihnen die Aufnahmen der Überwachungskamera, auf denen Paula zuletzt gesehen wurde,

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