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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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junge Prostituierte mit verschleiertem Blick angehalten und ihr Paulas Bild unter die Nase gehalten. Sie guckte zu hastig weg und zitterte. Und Evans hätte wetten können, dass das nicht an der kalten Nachtluft lag.
    »Gehen wir doch was trinken, du und ich«, sagte er, nahm sie am Ellbogen und führte sie in den nächstliegenden Pub. Glücklicherweise war es dort schäbig genug, dass sich niemand um die Wahl seiner Begleiterin kümmerte. Er fand einen Tisch in der Nähe des Hinterzimmers und fragte sie, was sie trinken wolle.
    Als er mit dem Bacardi Breezer und dem Guinness für sich selbst zurückkam, war sie noch da. »Woher kennst du Paula denn?«, fragte er.
    Sie nahm einen Schluck aus der Flasche und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Dabei sah sie aus wie zwölf. »Sie war nett zu mir, nachdem Jackie gestorben ist. Sie erinnerte mich an Jackie, weißt du? Also, sie war lieb. Aber trotzdem hat sie Klartext geredet.«
    »Das stimmt, so ist Paula. Also, wie heißt du denn?« Er legte eine Hand flach auf seine Brust und sagte: »Ich bin Sam.«
    »Hi, Sammy. Ich bin Honey. Hat er sich also Paula geschnappt, der komische Kerl, der Jackie erledigt hat?« Sie zog ein Päckchen Zigaretten heraus und bot ihm eine an.
    »Sieht so aus.«
    »Ihr seid also wirklich darauf aus, ihn jetzt zu kriegen?«
    »Wir haben immer versucht, ihn zu kriegen. Ich vermute, Paula hat dir das gesagt.«
    Honey zuckte mit einer Schulter. »Das hat sie gesagt. Aber ich wusste, sie würde sich nicht ins Hemd machen wegen zwei toten Nutten.«
    »Du kanntest Jackie?«
    Honey seufzte und stieß eine dünne Rauchwolke aus. »Deshalb wollte Paula mit mir sprechen. Um zu sehen, ob ich etwas darüber wüsste, wer sie um die Ecke gebracht hat. Sie hat mir sogar Fotos von ein paar Kerlen gezeigt. Aber es war niemand dabei, den ich kannte.«
    Evans wollte nicht lockerlassen. »Aber du hast seit damals Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Ist dir eingefallen, ob Jackie vor irgendjemandem Angst hatte?«
    Honey sah ihn spöttisch an. »In diesem Gewerbe müsste man ja blöd sein, wenn man nicht die halbe Zeit vor Angst schlottern würde.«
    »Aber gab es jemand, der Jackie besonders belästigte?« Evans schwenkte lässig das Bier in seinem Glas, bis der cremige Schaum am Rand hängen blieb.
    »Nachdem ich mit Paula gesprochen hatte, erinnerte ich mich, dass Jackie mich einmal vor einem Freier gewarnt hat. Ich wollte in sein Auto steigen, und sie hat mich praktisch wieder herausgezogen. Sie sagte, er hätte sie einmal geschlagen und rausgeschmissen, ohne zu bezahlen.«
    Die Tür des Pubs ging auf, und Jan Shields kam herein. Evans sah sie gleich aus dem Augenwinkel und schüttelte leicht den Kopf. Aber entweder sah sie es nicht, oder sie wollte ihm etwas sagen, das sich nicht aufschieben ließ. Sie ging auf die beiden zu. »Was für ein Wagen war es?«, fragte Evans schnell.
    »So ein großer Geländewagen. Ein schwarzer.«
    Bei Evans klickte es. Der Mistkerl Aidan Hart . Er hatte recht gehabt, und Jordan hatte sich geirrt. Wenn diese Viper, von der Tony Hill glaubte, sie sei an den Morden beteiligt gewesen, so aussah, dass die Beschreibung auf Hart passte, dann wurde er durch dieses Alibi nicht unbedingt entlastet. »Du weißt nicht, welche Marke?«, fragte er eindringlich. »Welches Modell?«
    Honey verdrehte die Augen. »Seh ich etwa wie jemand aus, der sich mit Autos auskennt, Sammy?«
    Jan kam an den Tisch und setzte sich. Honey schrak zusammen, als hätte man sie mit einer Peitsche geschlagen. Sie griff nach ihren Zigaretten und fing an, von der Bank zu rutschen. Jan hob die Hand, um sie zurückzuhalten. »Ist schon in Ordnung, Honey, ich bin nicht mit meiner Mütze von der Sitte hier. Es geht nicht um so was Triviales.«
    Honey schlüpfte unter der Hand durch. »Ja, na ja, ich muss los, meine Miete verdienen. Bis dann, Sammy.«
    »Scheiße«, sagte er, als Honey verschwand und wieder auf die Straße hinausging. »Ich dachte, ich käme weiter mit ihr.«
    Jan sagte bedauernd: »Tut mir leid, Kumpel. Dass ich bei der Sitte arbeite, hat eben Vor- und Nachteile. Wie geht’s?«
    Evans schob das halb volle Glas von sich. Er würde seine Gedanken niemandem mitteilen. »Langsam geht’s voran und führt zu nichts. Und bei dir?«
    »Genauso. Niemand hat je von Tony Hills Viper gehört. Keine Prostituierte, kein Zuhälter und auch kein Freier. Zeitverschwendung, wenn du mich fragst.«
    Evans stand auf. »Also nichts Neues. Gehen wir und verderben noch

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