Toedliche Worte
käufliche Sex viel direkter auf ihn zu. Das Angebot zielte auf das Geschäft mit den Vorbeifahrenden ab, nicht auf die Laufkundschaft.
Als er das erste Mal vorbeifuhr, war Tony so in die Atmosphäre der nächtlichen Straßen vertieft, dass er Dee übersah. Beim zweiten Mal entdeckte er sie an einer Ecke, ein Bein auf die Bordsteinkante vorgeschoben und sich auf die Straße hinausbeugend. Er bremste und hielt neben ihr an. Als er sein Fenster herunterkurbelte, trat sie vor, bückte sich und bot ihm einen Blick in ihr Dekolleté. »Was soll’s denn sein?«
»Sind Sie Dee?«
»Stimmt. Hat mich jemand empfohlen, Süßer? Na ja, da bist du gerade richtig. Was willst du denn?«
Tony war leicht durcheinander. In der Wirklichkeit war alles viel komplizierter. »Ich bin kein Freier, Dee. Ich will nur mit Ihnen reden.«
Sie trat einen Schritt zurück, stellte aber weiter das Dekolleté zur Schau. »Sind Sie ’n Cop?«, fragte sie misstrauisch.
Er zeigte auf das Auto und sich selbst. »Sieht das nach Cop aus? Nein, ich bin nicht von der Polizei.«
»In dem Fall, wenn Sie reden wollen, dann kostet’s was.«
Tony nickte, denn das schien ihm vernünftig. Manche Leute bezahlten schließlich auch dafür, um mit ihm zu reden. »Alles klar. Ich zahle. Wollen Sie einsteigen?«
Zehn Minuten später hielt er vor einer schicken Café-Bar am Rand des Bankenviertels. Dee hatte schon im Wagen reden wollen, aber er bat sie zu warten. »Ich mache das nicht besonders gut, mich orientieren und gleichzeitig dabei unterhalten«, sagte er. »Wir werden uns sonst hoffnungslos verfahren.«
Sie gingen zusammen zum Eingang, wo Tony zu Dees offensichtlichem Erstaunen die Tür für sie aufhielt. Als sie hineingingen, näherte sich ein Schrank von einem Kerl, unverkennbar der Rausschmeißer. »Moment mal, wo wollen Sie denn hin?«, verlangte er kampflustig und nassforsch zu wissen.
»Was geht dich das an, Döskopp?«, sagte Dee schnippisch.
»Solche Typen wie Sie wollen wir hier drin nicht haben«, sagte der Rausschmeißer.
Tony mischte sich mit aller Verbindlichkeit ein, die ihm nur zur Verfügung stand, wenn es nicht um etwas Persönliches ging. »Und was für einen Typ genau meinen Sie?«
»Mischen Sie sich da nicht ein, mein Freund«, riet ihm der Rausschmeißer.
»Diese Dame begleitet mich. Wir sind hergekommen, weil wir in Ruhe etwas trinken wollen«, sagt Tony höflich.
»Aber nicht hier drin.«
Dee legte ihm die Hand auf den Arm. »Lassen Sie es, Tony, wir gehen woandershin.«
Er tätschelte ihre Hand. »Nein, Dee. Das tun wir nicht.« Er wandte sich an den Rausschmeißer, eiskalt und hart wie Stahl. »Sie haben keinen Grund, uns den Zutritt zu verwehren. Sie ist nicht weniger diskret gekleidet als mindestens drei andere Frauen hier drin. Sie ist nicht darauf aus, Kunden zu werben, im Gegensatz zu den Mackern aus dem Finanzgewerbe an der Bar, und im Gegensatz zu Ihren anderen Kunden wird sie auch die Toilette nicht dazu benutzen, um Drogen zu konsumieren. Wir werden uns also an einen Ihrer Tische setzen, etwas trinken und uns unterhalten, es sei denn, Sie könnten uns einen überzeugenden Grund nennen, wieso wir das nicht tun sollten.« Er nickte dem Rausschmeißer höflich zu und führte Dee an ihm vorbei.
Der verblüffte Kerl starrte ihm nach wie ein Stier, der den Matador verfehlt hat.
Tony wählte einen Tisch, zog einen Stuhl für Dee heraus und setzte sich ihr gegenüber. Sie lächelte ihm zu. »Wie sind Sie bloß damit durchgekommen?«
Tony sah etwas gequält aus. »Natürliches Charisma vielleicht?«
Dee lachte tief und heiser, was nach zu viel Embassy Regal und zu vielen langen Nächten klang. »Eisenharte Unverschämtheit wohl eher.«
»Ach so, das war’s, was die ganzen Jahre falsch gelaufen ist …« Tony sah auf, als die Bedienung kam und eine Schale mit japanischen Reiscrackern auf den Tisch stellte. Er hatte den Verdacht, dass sie aus Neugier so schnell gekommen war, um den Mann zu sehen, der dem Rausschmeißer eins ausgewischt hatte. Tony strahlte sie an. »Guten Abend. Meine Freundin hätte gern …?« Er sah Dee fragend an.
»Rum and Black«, sagte Dee.
»Und ich nehme ein Glas von Ihrem Shiraz Cabernet. Danke.« Die Bedienung ging mit einem letzten neugierigen Blick.
Dee ließ sich in den Ledersessel sinken und genoss den Luxus. »Also, worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
»Ich glaube, das wissen Sie.«
Dee legte den Kopf zurück und seufzte, als wolle sie sagen, sie hätte ja gewusst, es
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