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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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tut, was ich befehle, ihre Augen, die nur mir gefallen wollen, sind angstvoll auf mich gerichtet. Die Phantasie kann so viel besser sein als die Realität, die einen so oft enttäuscht. Nicht dass ich etwas dagegen hätte, mir mein Vergnügen zu nehmen, wenn es sich mir bietet. Ich hatte schon immer eine Vorliebe und ein Talent dafür, Frauen dazu zu bringen, dass sie das tun, was ich möchte. Aber im Vergleich zu dieser Übung in vollkommener Beherrschung waren das nur Appetithäppchen. Bald werden die Klingen in ihre Scheide schneiden, das Blut wird in einer Lache zwischen ihren Beinen stehen, und ihr Körper wird sich in rasendem Schmerz winden und drehen …
    Manchmal spiele ich eines der anderen Videos ab, eines von denen, wo die Sache ganz bis zum Ende durchgespielt wird. Aber die lassen mich zu schnell kommen, und ich muss dann wieder von vorne beginnen und mich an Paula erfreuen.
    Meine einzige Sorge ist, wie ich danach noch eine Steigerung erreichen kann.

    Nachdem Kevin gegangen war, fand Carol einfach keine Ruhe. Sie hatte versucht, Tony anzurufen, erreichte aber nur die Voicemail und den Anrufbeantworter. Sie trank eine Tasse Kaffee mit Stacey, gratulierte ihr zu ihrer einfallsreichen Arbeit und bestand darauf, dass sie Jonathans Blumen mitnahm. Eine halbe Stunde hatte sie im Einsatzzentrum bei Don Merrick gesessen und war ganz niedergeschlagen, als sie hörte, dass die vielen Gespräche auf den Straßen den unbekannten Mann, der Paula entführt hatte, mit Dutzenden Namen in Verbindung gebracht hatten. Schließlich hatte sie beschlossen, das zu tun, wofür sie Merrick vorher kritisiert hatte. Sie musste selbst hinaus, um das Gefühl zu haben, dass sie etwas Konstruktiveres tat, als nur die Arbeit der anderen zu überwachen.
    Zuerst war sie nur in Temple Fields herumgelaufen und hatte mit den Polizisten gesprochen, die noch immer von Tür zu Tür gingen und Passanten befragten. Es konnte nie schaden, die eigenen Leute vor Ort zu ermutigen und ihnen zu zeigen, dass auch sie selbst genauso viel Zeit wie sie investierte. Als sie mit einem der jungen Mitarbeiter in Uniform sprach, bemerkte sie, dass Dee Smart in einen hell erleuchteten Torweg auf der anderen Straßenseite trat. Carol beendete ihre Unterhaltung mit einem Schulterklopfen und ging über die Straße in Stan’s Café.
    Dee saß schon mit einem Becher Tee und einer Zigarette alleine an einem Tisch. Carol setzte sich ihr gegenüber und lächelte. »Hi, Dee.«
    Dee verdrehte die Augen. »Hören Sie, ich habe alles gesagt – Sie wissen mehr über mich als mein Ex. Sie verderben mir das Geschäft, wissen Sie das?«
    »Und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Dee. Aber etwas Neues hat sich ergeben, das wollte ich kurz mit Ihnen besprechen. Hat Sandie jemals jemanden erwähnt, der Viper hieß?«
    Dee starrte sie an, der offene Mund ließ eine Reihe unappetitlicher fleckiger Zähne mit Füllungen sehen. »Viper?«
    Carol zuckte entschuldigend mit der Schulter. »Ich weiß, es hört sich lächerlich an. Aber hat Sandie jemals von jemandem mit diesem Namen gesprochen?«
    Dee schüttelte ungläubig den Kopf. »Ausgerechnet Sie fragen mich nach der Viper?«
    Carol wurde aufmerksam. Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. Dees Skepsis war nicht durch den Spitznamen ausgelöst worden, sondern durch die Tatsache, dass gerade Carol diese Frage stellte. »Sie wissen, von wem ich spreche«, sagte Carol, denn ihr war klar, dass sie recht hatte.
    Dee höhnte: »Meinen Sie, ich sage das Ihnen, ausgerechnet Ihnen?«
    Das machte keinen Sinn. »Was soll das heißen, ausgerechnet mir?«
    Dee antwortete nicht. Sie setzte sich auf dem Stuhl zurück, als wolle sie einen deutlichen Abstand zwischen sich und Carol schaffen.
    Aber Carol ließ nicht locker. Es wäre ihr unmöglich gewesen, etwas anderes zu tun. »Dee, wenn Sie irgendetwas wissen, sollten Sie es mir sagen. Das Leben einer Frau steht auf dem Spiel, und ich meine es wirklich ernst. Wenn ich Sie wegen Behinderung der Polizeiarbeit verhaften lassen muss, werde ich es tun.«
    Dee drückte ihre Zigarette aus und stand auf. »Sie glauben, Sie können mir mit Ihren Drohungen Angst machen? Hör zu, du Bullenweib, es gibt Leute da draußen, vor denen hab ich viel mehr Angst als vor allem, was du mit mir machen könntest. Ich weiß nicht, was du da faselst, verdammt noch mal, okay?«
    Carol sprang auf und versuchte sich zwischen Dee und die Tür zu drängen, aber Dee stieß sie zur Seite und raste los. »Dee!«, rief Carol.

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