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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mit drohender Stimme.
    »Tut mir leid, Chefin«, sagte er reumütig.
    »Also, wie ist der Stand der Dinge?«
    »Sanders ist gestern Abend nicht nach Hause zurückgekehrt. Nachdem er hier wegging, hat er sich in Luft aufgelöst. Siveright sagt, Sanders hätte ihm erzählt, er würde Freunde in Bradfield besuchen, und sei dann zu Fuß losgegangen. Wir wissen, dass Sanders zehn Minuten später von einem Bankautomaten am Woolmarket Geld abhob. Wir haben mit seinen Kollegen vom Park gesprochen, und ich habe die Häfen und Flughäfen unterrichtet, aber es hat nichts gebracht.«
    »So ein Mist«, sagte Carol. »Wir müssen sofort eine Presseverlautbarung mit einem Foto rausgeben. Wir müssen ihn kriegen, Kevin. Ich will nicht, dass er in irgendwelchen Kanälen verschwindet und im Netzwerk der Pädos Unterstützung findet. Er hat bestimmt Kontakt zu Leuten, die ihn verstecken und ihn mit Transportmöglichkeiten, Geld und Unterkunft versorgen.«
    Bevor Kevin antworten konnte, klopfte es an der Tür. »Herein«, sagte Carol ungeduldig.
    Stacey stand auf der Schwelle. »Tut mir leid, dass ich störe, aber ich habe gerade etwas über Sanders herausgefunden, das Sie beide, glaube ich, gern erfahren würden.«
    Carol winkte sie herein. »Sagen Sie bloß, Sie wissen, wo er ist«, meinte sie mit einem schwachen Lächeln.
    Stacey runzelte die Stirn, als sei sie nicht sicher, ob Carol es ernst meinte. »Nein. Aber ich habe etwas, das unsere Position gegen ihn stärkt. Sie erinnern sich an sein Arbeitsbuch vom Juli mit dem Bericht über den mutmaßlichen Exhibitionisten?«
    »Als er uns so nett ›weitergeholfen‹ hat«, sagte Kevin und machte dabei mit den Fingern die Geste für Anführungszeichen.
    »Ich habe also noch etwas weiter nachgeforscht. Und raten Sie mal. Dieser Eintrag in seinem Arbeitsbuch wurde geändert, und zwar innerhalb einer Stunde nach den ersten Nachrichtenmeldungen über das Auffinden einer Leiche im Swindale.« Stacey war offensichtlich sehr zufrieden mit sich selbst.
    »Danke, Stacey, das ist wirklich brauchbar. Gut gemacht«, sagte Carol. Noch während sie sprach, steckte Don Merrick den Kopf ins Zimmer.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte er. Carol nickte. »Eigentlich suche ich Kevin«, sagte er und sah auf ein Blatt Papier hinunter. »Wir haben einen anonymen Anruf von einem Typ, der behauptet, ein ehemaliger Freund von Nick Sanders zu sein. Die Freundschaft fand ein Ende, weil er Sanders dabei erwischte, dass er Bilder von seinem kleinen Sohn in der Badewanne machte. Er unternahm damals nichts, weil er seinen Jungen nicht der Strapaze einer Ermittlung aussetzen wollte, aber als ein Kollege, der für den Peak Park arbeitet, ihm erzählte, Sanders werde der Tat verdächtigt und habe sich davongemacht, beschloss er, sich zu melden. Jedenfalls vermutete er, Sanders würde sich irgendwo ins freie Gelände begeben. Er ist geübt darin, in der freien Natur klarzukommen. Offenbar hat er eine Unterkunft in Sutherland im Nordwesten Schottlands – Achmelvich Bay«, sagte er und verhaspelte sich bei dem unbekannten Namen etwas. »Vor Jahren war Sanders dort Herbergsvater der Jugendherberge. Wir haben das übrigens überprüft. Es steht in dem Lebenslauf, den er dem Ranger Service vorgelegt hat. Jedenfalls sagt unser Anrufer, Sanders hätte von einem so genannten Hermit’s Castle, der Unterkunft eines Einsiedlers, gesprochen. An Einzelheiten konnte er sich nicht erinnern, er wusste nur, dass ein Typ aus London es weit draußen auf der Landzunge gebaut hätte, etwa wie einen Betonbunker, nur kleiner. Er wohnte dort ein Jahr lang und sprach mit keiner Menschenseele. Der Anrufer sagte, Sanders hätte sich vielleicht dorthin aufgemacht. Ich glaube, wir sollten das überprüfen«, schloss Merrick eifrig.
    »Scheint mir nicht allzu vielversprechend«, sagte Carol.
    Kevin machte eine unverbindliche Handbewegung. »Wir könnten die Kollegen vor Ort bitten, die Augen offen zu halten.«
    »Wenn er da oben gearbeitet hat, kennt er wahrscheinlich die Jungs vor Ort«, stellte Merrick fest. »Ich meine, Kevin sollte hinfahren. Um zwölf mittags gibt es einen Flug nach Inverness.«
    Carol überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist zu vage, Kevin, sprechen Sie mit den Kollegen dort, bitten Sie sie, sich diesen Bunker anzusehen, aber sie sollen diskret sein, klar? Sollte es irgendeine Spur von Sanders geben, verfolgen wir sie weiter. In der Zwischenzeit konzentrieren wir uns darauf, einen landesweiten Aufruf

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