Toedliche Worte
»Ich weiß nicht. Hat die Wohnung einen separaten Eingang?«
»Na klar. Ich würde doch deinen Ruf nicht schädigen wollen. Eine Tür führt auf die Treppe zum Garten hinterm Haus. Natürlich gibt es eine innere Verbindung zum Erdgeschoss. Aber es wäre ziemlich einfach, da ein Schloss anzubringen.« Er lächelte. »Du könntest die Tür auch fest mit Schrauben verschließen lassen, wenn du möchtest.«
»Das hast du dir ja alles schon genau überlegt, was?«
Tony zuckte mit der Schulter. »Als ich mir das Haus angesehen habe, dachte ich, es wäre eine ganz gute Möglichkeit, es so einzurichten, dass es als Wohnung funktioniert. Ich kannte deine Pläne damals nicht. Aber die Handwerker haben gestern damit angefangen. Und mir wäre es lieber, wenn du dort wohnen würdest als ein fremder Mensch. Aber triff jetzt keine Entscheidung. Lass es dir durch den Kopf gehen. Schlaf erst mal drüber. Es eilt nicht.« Beide überlegten in der folgenden peinlichen Stille, worüber sie als Nächstes sprechen könnten. »Also, wie war dein erster Tag in der Tretmühle? Woran arbeitest du?«, fragte Tony und lenkte so die Unterhaltung von allen tückischen Untiefen weg.
»Bis wir eine neue große Ermittlung bekommen, kümmern wir uns um ein paar ungelöste Fälle.« Carol sah auf, als der Kellner die Vorspeise brachte.
»Das muss ja ziemlich geisttötend sein.«
»Normalerweise ja.« Sie zog ihr Gemüsecurry zu sich heran. »Aber erstaunlicherweise haben wir heute Nachmittag tatsächlich Glück gehabt. Ganz zufällig ist jemand von einer anderen Ermittlergruppe auf eine neue Spur gestoßen. Ich kann das nur als positives Vorzeichen sehen.«
»Das ist ja ein großartiger Auftakt.«
Carols Gesichtsausdruck war trübsinnig. »Ja und nein. Erinnerst du dich an Don Merrick? Er ist der Inspector meines Teams. Und das Problem ist, dass die Spur einen seiner alten Fälle betrifft. Deshalb fühlt er sich ziemlich mies.«
»Nicht Tim Golding?«
Carol nickte bestätigend. »Genau der Fall, zu dem er dich hinzugezogen hat. Danke übrigens, dass du mir wegen deiner Stelle hier gleich Bescheid gesagt hast, Tony«, fügte sie mit ironischem Unterton hinzu.
Er schien verlegen. »Ehrlich gesagt, ich wollte keine Unruhe stiften, während du dir überlegtest, ob du nach Bradfield zurückkommen wolltest. Ich wollte deine Entscheidung in keiner Hinsicht beeinflussen.«
Carol lächelte. »Oh, du meinst, deine Gegenwart in Bradfield hätte eine solche Anziehungskraft gehabt?«
Er legte den Bissen Pakora, den er schon halb im Mund hatte, wieder zurück. »Willst du die Wahrheit hören, Carol? Ich befürchtete, du würdest gar nicht herkommen, wenn du wüsstest, dass ich hier bin.«
Don Merrick starrte niedergeschlagen in sein Glas Newcastle Brown Ale, seine Augen, die an die eines Neufundländers erinnerten, schauten traurig und grüblerisch. »Hör auf, immer nur die verdammte positive Seite zu sehen, Paula«, brummte er. »Es gibt nämlich keine verdammte positive Seite, klar?«
Paula fuhr mit dem Finger an der beschlagenen Flasche ihres Smirnoff Ice herunter. Sie waren als Letzte von einem gemeinsamen Kollegenabend übrig geblieben, zu dem sich das Team entschlossen hatte, nachdem DCI Jordan ihnen erlaubt hatte, Feierabend zu machen. Allerdings war keine sehr freudige Stimmung aufgekommen. Stacey und Sam hatten sich schon nach der ersten Runde entschuldigt, und Kevin ließ sich auf ein langes Billardspiel im heruntergekommenen Hinterzimmer des Lokals ein. Paula und Merrick war das egal. Sie hatten lange genug zusammengearbeitet, dass sie den Dienstgrad beiseite lassen konnten, sobald sie privat beisammen saßen. »Wie du meinst, Don.«
»Dieses Foto … ich muss einfach immer daran denken, was der Junge durchgemacht hat, bevor er gestorben ist. Und versuch nicht, mir zu widersprechen«, fuhr er fort und hielt abwehrend die eine Hand hoch. »Wir wissen doch beide, dass dieses Gesindel, das einem Kind so was antut, keine Zeugen hinterlässt. Tim Golding ist tot. Aber er lebte so lange, dass er irgendwo in die Pampa verschleppt und ihm Gott weiß was angetan werden konnte. Das Bild ist bei Tageslicht aufgenommen. Das bedeutet, dass er am nächsten Morgen noch lebte. Und damit hab ich meine Probleme. Hätte ich meine Arbeit richtig erledigt, dann hätten wir ihn gefunden.«
Paula griff über den Tisch und nahm sich eine von Merricks Zigaretten. »Wenn du rührselig wirst, brauche ich was zu rauchen.«
»Ich dachte, du hättest es
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