Toedliche Worte
Sandies Standort gehen, um nachzusehen, ob sie wie immer an der Ecke steht und so tut, als sei nichts Außergewöhnliches geschehen.
Er wünscht, die Stimme wäre da und könnte ihm sagen, was los ist. Aber seit er den Befehl ausgeführt hat, hat er nichts gehört. Er fragt sich, ob er verlassen worden ist, ob alle Versprechungen auch nur ein Traum waren.
Es wäre ja nicht das erste Mal.
Tony erhob sein Glas und blickte auf die Überreste des chinesischen Essens. »Auf eine unserer seltenen nicht-katholischen Mahlzeiten.« Sie stießen an.
»Nicht-katholische Mahlzeiten?«, sagte Carol stirnrunzelnd.
»Wenn wir zusammen essen, sind wir meistens gerade mitten in den Ermittlungen zu einem Fall.« Er nahm ein Stück Pfannkuchen. »Das ist mein Leib, den ich für euch geopfert habe.« Er aß das Stück Pfannkuchen und führte die Scheinkommunion fort, indem er noch einmal sein Glas hob. »Das ist mein Blut, das ich für euch vergossen habe.«
Carol nickte, sie verstand. »Nur kommt in unserem Fall die Beichte nach der Kommunion.«
»Nur wenn wir recht behalten.«
Sie machte ein betrübtes Gesicht. »Wenn wir recht und Glück haben.« Sie nahm das Glas entgegen und trank von der anderen Seite. Dabei spürte sie eine gewisse Erregung in diesem merkwürdig spannungsgeladenen Moment. Aber bevor sie das Glas zurückgeben konnte, machte das durchdringende Klingeln ihres Mobiltelefons die Stimmung kaputt. »Verdammt«, sagte sie und wühlte in ihrer Tasche.
»Apropos Glück haben …«, murmelte Tony.
»DCI Jordan«, meldete sich Carol.
Don Merricks vertraute Stimme war zu hören. »Wir haben eine Leiche. Ich glaube, Sie werden sie sehen wollen.«
Carol unterdrückte einen Seufzer. »Alles klar. Sie werden mir einen Wagen schicken müssen, ich habe zwei Gläser Wein getrunken.« Tony stand auf und fing an, die Alubehälter in die Plastiktüte zu stecken.
»Kein Problem. Sind Sie zu Hause?«
»Nein, Don. Ich bin bei Dr. Hill.« Sie fing Tonys Blick auf und verdrehte die Augen, während sie Merrick die Adresse durchgab. Am anderen Ende nahm sie einen undeutlichen Wortwechsel wahr, dann war Merrick wieder dran.
»Ich habe jemanden geschickt, der Sie dort abholt.«
»Bis gleich, Don«, sagte Carol und legte auf. Sie leerte ihr Glas. »Offenbar ist eine Leiche gefunden worden.« Sie stand auf. »Ich hatte eigentlich nicht beabsichtigt, dass der Abend so enden sollte.«
Tony deckte die schmutzigen Teller ab. »Na ja, es ist wahrscheinlich von Vorteil, wenn wir bei unseren Leisten bleiben und das tun, was wir am besten können.«
Temple Fields’ billige Straßenlampen flimmerten schwach im schräg fallenden Herbstregen. Die Reifen glitten zischend über die Betonplatten der Fußgängerzone im Zentrum. Der Fahrer bog in eine schmale Seitenstraße ein. Heruntergekommene rote Backsteinhäuser mit Schaufenstern ohne viel Glanz und kleinen Geschäften, dazu in den oberen Stockwerken Einzimmerwohnungen. Auf halber Länge der Straße war der Zugang durch zwei parkende Streifenwagen versperrt. Hinter den Autos sah man undeutliche Gestalten geduckt im Regen vorbeieilen. Als der Wagen hielt, senkte Carol den Kopf, holte tief Luft und stieg aus.
Sie ging auf die Streifenwagen zu und sah, dass der Eingang zu einer kleineren Gasse von der Polizei mit Absperrband abgeriegelt war. Ihr Magen rumorte bei der Vorahnung der Dinge, mit denen sie gleich konfrontiert werden würde. Bitte, lieber Gott, lass es kein Sexualverbrechen sein. Sie schlüpfte unter dem Band durch, nannte dem den Schauplatz bewachenden Beamten ihren Namen und Dienstgrad und entdeckte Paula, die an einer schmuddeligen, zu einer Treppe führenden Tür stand. Als sie Carol sah, unterbrach sie ihr Gespräch mit einem uniformierten Kollegen und wandte sich ihr zu.
»Es ist oben, Chefin. Sieht nicht besonders schön aus.«
»Danke, Paula.« Carol blieb auf der Schwelle stehen und zog sich ein Paar Latexhandschuhe über. »Wer hat die Leiche gefunden?«
»Eines der Straßenmädchen. Dee. Sie und die Tote teilten sich das Zimmer. Sie konnten dort mit Kunden hingehen.«
»War Dee also mit einem Freier zusammen?«
Paula setzte ein sarkastisches Lächeln auf. »Dee sagt, sobald ihm klar wurde, dass etwas nicht stimmte, verschwand er wie eine Ratte von einem sinkenden Schiff.«
»Wo ist Dee jetzt?«
»Auf dem Weg zur Wache, um eine Aussage zu machen. Zusammen mit Sam.«
Carol nickte zufrieden. »Danke, Paula.« Sie schob sich an einem Kollegen vorbei, der auf
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