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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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als sie selbst sich fühlte. Sie verließ ihr Büro und stellte sich vor die Tafel, an der schon Fotos von der lebenden und der toten Sandie hingen.
    »Guten Morgen«, sagte Carol und versuchte die ihr fehlende Energie wenigstens vorzutäuschen. »Sandie Foster ist irgendwann zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens gestorben. Das heißt, sie wurde wahrscheinlich zwischen zehn Uhr Montagnacht und vier Uhr Dienstag früh angegriffen. Da sie normalerweise um zweiundzwanzig Uhr Feierabend machte, können wir annehmen, dass sie schon davor in Gesellschaft des Mörders war. Nach Dr. Vernons Erkenntnissen ist sie verblutet, und es dürfte mindestens eine Stunde gedauert haben, bis sie tot war. Dr. Tony Hill, der mit uns an diesem Fall arbeiten wird, glaubt, dass der Mörder wahrscheinlich bei ihr war, während sie verblutete. Wir suchen also jemanden, der nicht nachweisen kann, wo er in diesen zwei oder drei Stunden war.« Sie wandte sich der Tafel zu und schrieb die entsprechende Zeit auf.
    »Vorläufige gerichtsmedizinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass wir von dieser Seite nicht viel zu erwarten haben. Viele Fingerabdrücke, aber keine auf den Handschellen oder dem Bettgestell. Sie sind abgewischt worden. Der Tisch war mit grünem Filz bezogen, da gibt es also keine Spuren für uns. Es ist gut möglich, dass die verbleibenden Abdrücke von Freiern stammen, die mit dieser Sache nichts zu tun hatten. Trotzdem müssen wir Übereinstimmungen überprüfen, falls wir welche finden. Spermaspuren haben wir bisher nicht entdeckt. Die Blutspezialisten suchen nach Blut, das nicht von Sandie stammt, aber die Chancen stehen nicht gut.« Carol stützte sich auf den Schreibtisch und zwang sich, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ich weiß, dass ihr alle die Ähnlichkeiten zwischen diesem Fall und einer Serie von Morden kennt, die sich vor zwei Jahren ereignete. Es weist jedoch nichts darauf hin, dass Derek Tylers Verurteilung inkorrekt war. Ich habe die Akten gelesen, und auch ohne Schuldbekenntnis wäre dieser Fall dermaßen sonnenklar gewesen, wie es selten vorkommt. Selbst wenn wir dies als einzelnen Fall behandeln, sollten wir uns doch der Möglichkeit bewusst sein, dass Derek Tyler vor zwei Jahren einen Sympathisanten gehabt haben könnte. Einen kranken Kerl, der es als seine Aufgabe ansieht, Dereks Taten zu imitieren. Eventuell versucht jemand sogar zu bewirken, dass Derek Tyler aus Bradfield Moor entlassen wird, und sieht hierin eine Möglichkeit, dies zu erreichen. Einen Zusammenhang zwischen den Morden herzustellen heißt aber auch, dass man einen Justizirrtum nicht ausschließt.«
    »Finden Sie das nicht ein bisschen sehr weit hergeholt, Ma’am?«, warf Don Merrick ein.
    »Zu diesem Zeitpunkt will ich es nicht ausschließen, Don, wie abwegig es auch erscheinen mag.« Carol bemerkte, dass Paula mit Merrick einen Blick tauschte und leicht den Kopf schüttelte. Wollte sie damit sagen, ihre Chefin sei ausgerastet? Oder war Carol nur paranoid? Tat Paula dies aus Solidarität mit dem Team, um auszudrücken, es sei nicht angebracht, dass Don in Anwesenheit der anderen das Urteil der Chefin in Frage stellte? Carol räusperte sich und fuhr fort: »Wir alle wissen, dass dies wegen der Ähnlichkeiten mit der früheren Mordserie kein einfacher Mordfall ist. Aber ich möchte nicht, dass diese Ansicht nach draußen dringt. Niemand spricht mit der Presse. Überlassen Sie das mir und Mr. Brandon. Also, was haben wir bis jetzt?«
    Nicht viel, dachte Carol deprimiert, als sie sich die wichtigsten Teilergebnisse anhörte, die ihr Team gesammelt hatte. Niemand hatte ausgesagt, Sandie nach neun Uhr mit einem Freier gesehen zu haben. Sandies verwirrte Mutter wusste nichts über konkrete Einzelheiten des Doppellebens ihrer Tochter. Es war ein stillschweigendes Übereinkommen in der Familie gewesen, dass man nicht darüber sprach, wie Sandie ihrer aller Unterhalt verdiente. Der einzige Hinweis, den sie hatten, war, dass Sandie gesehen wurde, als sie gegen halb neun in einen schwarzen Freelander-Geländewagen stieg. Eine aussagewillige Prostituierte hatte die letzten drei Ziffern des Kennzeichens im Gedächtnis behalten und ihnen mitgeteilt.
    »Okay«, seufzte Carol. »Kevin, überprüfen Sie die Autonummer. Möglicherweise ist es gar nicht unser Mann, aber wenigstens können wir den Zeitrahmen für unseren Mörder etwas eingrenzen. Don, Paula – bitte vergleichen Sie alle Straßenbefragungen von gestern Abend. Stellen Sie mit Stacey einen

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