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Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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»Kennt einer von euch Jackie Mayall?« Bevor sie antworten konnten, ging die Tür auf und Dee Smart kam herein. Sie sah sich um, und als sie Kevin erblickte, kam sie direkt auf den Tisch zu, blieb stehen und starrte ihn an. Die Jungen schienen bei ihrem Anblick munter zu werden. »Das ist Dee. Und das hier Kevin«, plapperte Jason wie ein Kind, das auf seine kürzlich erworbenen guten Umgangsformen stolz ist.
    »Ich kenne Kevin«, sagte Dee verstimmt und fixierte ihn. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass wir euch allen so am Herzen liegen? Dass wir nicht nur Pack wären?« Sie sprach so laut, dass sie an den Nachbartischen Aufmerksamkeit erregte.
    Kevins Gesicht wurde tiefrot, sogar seine Sommersprossen schienen einen dunkleren Ton anzunehmen. »Das seid ihr auch nicht«, sagte er leise.
    »Und wieso liegt dann wieder eine von uns in der Leichenhalle? Und wieso haben Sie nichts Besseres zu tun, als ’n unschuldigen Jungen zu belästigen? Warum bewegen Sie nicht Ihren Arsch und finden raus, wer meine Kolleginnen umbringt?« Dee drehte sich auf dem Absatz um und stakte zum Tresen.
    Jason lächelte gequält, während Carl kicherte. »Ich glaube, Dee mag Sie nicht, Kevin«, spottete Tyrone.
    Kevin sah sich nach den feindlichen Blicken um, die auf ihn gerichtet waren. »Ich glaube, sie ist nicht die Einzige, Tyrone.«
    Er stand müde auf, denn er wusste, dass er in dem Café nichts erreichen konnte, solange Dee in dieser Stimmung war.

    An diesem Morgen konnte man die Gegenwart der Polizei in Temple Fields unmöglich übersehen. Tony erkannte mehrere Polizisten, die durch die Straßen und Gassen gingen. Der Nebel löste sich langsam auf und hinterließ hier und da noch ein paar Schwaden, in denen die Menschen zu verschwinden schienen, wenn sie hindurchgingen. Man konnte das Gefühl kaum loswerden, dass das Wetter sich den drohenden Vorahnungen im dunklen Herzen der Stadt anpasste.
    Tony blieb vor seinem Ziel stehen. Das Fenster war hell erleuchtet, die Auslagen waren zum größten Teil harmlos, womit zum Ausdruck gebracht wurde, Sex sei immer nur ein Vergnügen und nichts anderes. Er stieß die Tür auf und ging hinein. Früher war er schon in Sexshops gewesen, aber jetzt seit längerer Zeit nicht mehr. Es überraschte ihn, wie selbstverständlich ihm alles schien. Beschwingte Technomusik spielte im Hintergrund. Die Art, wie die Waren hier auslagen, hatte nichts Heimliches oder Verlegenes. Alles wurde den Kunden offen präsentiert. Die Botschaft war deutlich: Was immer Erwachsene in gegenseitigem Einverständnis in ihren vier Wänden trieben, war völlig in Ordnung.
    Er sah sich um und ließ alles auf sich einwirken. Es gab Dinge hier, deren Zweck er nur erraten konnte, was ihn angesichts seiner Fachkenntnisse schon etwas beunruhigte. Tony hielt bei einem Regal an, auf dem Bondage-Artikel lagen. Ketten, Handschellen, Knebel, Brustwarzenklammern und andere geheimnisvolle Dinge, die zusammengedrängt dastanden wie Konservensorten in einem Supermarkt. Tony nahm ein Paar Lederfesseln für Fußgelenke, die ähnlich aussahen wie die bei Jackie gefundenen. Er sah nach dem Preisschild und hob die Augenbrauen. »Was immer du sonst auch sein magst, knauserig bist du nicht. Macht hat ihren Preis, und du bist bereit, ihn zu zahlen.« Er sprach leise vor sich hin, aber nicht so leise, dass es dem Mann hinter dem Ladentisch nicht auffiel. Er kam hinter seinem Tisch hervor und zu Tony herüber.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte er.
    Tony hob den Blick und sah eine große, schlanke Gestalt, die eine Lederweste auf der gebräunten und tätowierten Haut trug. Der Verkäufer hatte eine Reihe glänzender kleiner Diamanten im Ohrläppchen. »Verkaufen Sie die hier oft?«, fragte er.
    »Mehr, als man vermuten würde. Die Leute peppen eben ihr Liebesleben auf.« Der Blick, den er Tony zuwarf, schien zu sagen, er könne sich gut vorstellen, dass das seinem Liebesleben auch gut tun würde.
    Tony befingerte geistesabwesend die Fußfesseln. »Vielleicht liegt da mein Fehler. Was für Leute kaufen so was?«
    »Alle möglichen Leute.« Der Verkäufer schien argwöhnisch.
    Tony versuchte es mit der harmlosen Tour. »Mein Interesse ist rein beruflich. Ich bin Psychologe«, sagte er entschuldigend.
    Der Verkäufer verdrehte die Augen, als hätte er das schon öfter gehört. »Wie ich schon sagte, alle möglichen Leute. Es gibt die offensichtlichen S&M-Typen mit ’ner Menge Piercings und in schwarzem Leder, aber man hat auch mal gelangweilte

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