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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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nächste Mal im Leichenschauhaus sehen würde.«
    Es ist schwer, doch ich halte seinem Blick stand. »Du hast sie geliebt, und sie haben das gewusst. Nur darauf kommt es an.«
    »Ich habe nicht für ihre Sicherheit gesorgt.«
    »Du hast dein Bestes getan.«
    »Wirklich?«
    Ich brauche einen Moment, um mich zu beruhigen, meine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu bringen. »Tomasetti, ist alles in Ordnung?«, frage ich schließlich.
    Er schenkt mir ein mattes Lächeln. »Keine Angst, ich knalle nicht durch, falls du das meinst.«
    Ich lege meine Hand auf seine. »Ich hab keine Angst.«
    Die nächsten Minuten sitzen wir schweigend da, hören die Jungen auf der gegenüberliegenden Straßenseite Baseball mit Besenstielen und Tennisball spielen und einen Blauhäher, der uns vom Ahornbaum aus beschimpft. Dann kommt endlich auch Goddard und steigt in seinen Wagen.
    »Ich hätte dem Miststück da drin den Kopf abreißen können«, sagt Tomasetti nach einer Weile.
    »Das ist mein Tomasetti, wie ich ihn kenne und liebe.«
    Sein Mund verzieht sich zu einem gespielten Lächeln, doch die Anspannung lässt ein wenig nach. Einen Moment später klingelt sein Mobiltelefon. Er blickt aufs Display, sieht mich an und meldet sich mit: »Was gibt’s?«
    Den Blick weiter auf mich gerichtet, hört er dem Anrufer zu. Sein Gesicht verrät nichts. »Verstehe. Okay. Überprüfen Sie das für mich, ja?« Er beendet das Gespräch und schiebt das Telefon in den Gürtelclip.
    »Und?«, frage ich und schnalle mich an.
    Er dreht den Zündschlüssel um, der Motor heult auf. »Es ist Menschenblut.«
    »Verdammt.« Obwohl wir beide damit gerechnet haben, trifft uns die Nachricht unvermindert hart. »Ist es ihres?«
    »Wissen sie noch nicht. Im Labor kommen sie mit der Arbeit kaum hinterher, aber bis morgen wissen sie die Blutgruppe. Die DNA dauert noch ein paar Tage.« Er folgt Goddards Streifenwagen.
    »Das war eine Menge Blut.« Ich denke laut. »Wenn es ihr Blut ist, dann ist sie schwer verletzt.«
    Oder schlimmer.
    Die unausgesprochenen Worte hängen wie der Geruch von Schießpulver in der Luft. Keiner von uns wagt es, sie zu sagen.

7.
    Kapitel
    Eine halbe Stunde später stehen Tomasetti, Bud Goddard und ich zusammen mit drei uniformierten Deputys, einem State Trooper und einem Officer des Polizeireviers von Buck Creek im Sheriffbüro von Trumbull County. Bei unserer Ankunft waren Tomasetti und ich als »State Agents, die zur Unterstützung hier sind« vorgestellt worden, was gewöhnlich auch von Polizisten akzeptiert wird, die sofort ihre Zuständigkeit bedroht sehen. Wir machen zwar viel mehr als unterstützen, aber so sind Gesetzeshüter nun mal.
    Das Sheriffbüro sieht wie alle County-Dienststellen aus: Es ist klein und mit billigem, aber funktionalem Mobiliar vollgestellt. Nur die Computer scheinen relativ neu, und die Telefonanlage ist hochmodern. Wenn Goddard als Polizist so fähig ist, wie als Geldbeschaffer für seine Dienststelle, dann ist das County in ziemlich guten Händen.
    Wir gehen an den Toiletten vorbei zum Ende des Flurs ins Vernehmungszimmer, das auch für Besprechungen genutzt wird. Der kleine, fensterlose Raum ist kaum groß genug, um den rechteckigen Tisch, der aussieht wie vom Sperrmüll, und die bunte Mischung aus Klapp- und Bürostühlen unterzubringen. Ein laminiertes Rednerpult mit dem Staatswappen von Ohio steht am Kopfende des Tisches. Goddard tritt dahinter und sieht auf seine Notizen. Hinter ihm an der Wand befinden sich eine Weißwandtafel sowie eine Land- und Straßenkarte von Nordwest-Ohio. Drei rote Kreise markieren die Orte, an denen die vermissten Teenager zuletzt gesehen wurden.
    Tomasetti und ich sitzen auf einer Seite des Tisches, uns gegenüber haben die drei Deputys – zwei Männer und eine Frau – Platz genommen. Obwohl die Frau auch eine Dienstuniform trägt, ist sie mit einem Notizblock anstatt mit einer Pistole bewaffnet, und ich stelle unwillig fest, dass sie nur hier ist, um die Besprechung zu protokollieren. Der Trooper und der Officer sitzen auf unserer Tischseite.
    Goddard räuspert sich. »Dies ist ein informelles Briefing, um alle auf den neuesten Stand des Falles zu bringen. Inzwischen sieht es ganz danach aus, dass das Mädchen verschwunden ist.« Er stellt alle Anwesenden mit Namen und Dienstbehörde vor. »Trooper Harris von der State Highway Patrol und Officer Gilmore von der örtlichen Polizeidienststelle sind ebenfalls hier, um den Sheriff von Trumbull County zu unterstützen.«
    Er

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