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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Annie King läuft eine Vermisstenanzeige. Alle diese Mädchen gelten als ›vermisst und gefährdet‹, und durch Aufrufe in Rundfunk und Fernsehen wird die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten.« Er nickt dem Trooper zu. »Die State Highway Patrol ist informiert. Alle Fakten wurden in die Datenbank der Bundesbehörden, NCIC, eingegeben. Und ich habe bei ›Ein Kind wird vermisst‹ angerufen, einer gemeinnützigen Organisation, die mit den Polizeibehörden zusammenarbeitet. Der Ball ist also ins Rollen gebracht. Und nun zur Aufgabenverteilung.« Goddard blättert auf die nächste Seite, dann sieht er den jungen Deputy an. »Lewis, Sie reden mit Mike Campbell. Finden Sie heraus, ob er ein Alibi hat, und wenn ja, überprüfen Sie es. Wenn Ihnen irgendwas komisch vorkommt, will ich es wissen. Und immer schön ruhig bleiben, verstanden?«
    Das folgende Gelächter flacht schnell wieder ab. Goddard richtet sich an den Officer des örtlichen Polizeireviers. »Dale, Sie befragen in der Gegend, wo Annie King verschwunden ist, noch einmal alle Bewohner. Reden Sie noch mal mit den Nachbarn, vielleicht ist ihnen ja doch etwas aufgefallen. Und sehen Sie sich noch mal in dem Wald um, möglicherweise ist uns ja etwas entgangen. Und Sie, Clyde«, wendet er sich dem älteren Deputy zu, »haben Sie Lust, mit mir zusammen Gilfillan zu besuchen?«
    Der Deputy klopft sich auf die Hemdtasche. »Hab immer mein geweihtes Wasser dabei.«
    Neues Gelächter.
    Clyde sieht mich an. »Die Fishers wohnen nicht weit von den Karns entfernt.«
    »Wenn Sie wollen, dass wir da vorbeifahren, kein Problem«, sagt Tomasetti.
    Goddard und Clyde tauschen Blicke aus, als wüssten sie mehr als wir. »Klingt wie eine gute Idee«, sagt Goddard.
    Der Deputy grinst. »Karns hat wenig Respekt vor Kleinstadtpolizisten.« Er sieht Tomasetti an. »Wenn ich das mal so sagen darf, Sie haben dieses gewisse großstädtische Auftreten.«
    »Ich trage auch eine Waffe«, erwidert Tomasetti, ohne ein Lächeln.
    Das Schweigen dauert eine Sekunde zu lange, dann brechen alle in schallendes Gelächter aus.
    * * *
    Tomasetti und ich brauchen fast eine ganze Stunde, um nach Rocky Fork zu kommen und dort die Branch Creek Joinery zu finden, die Tischlerei von Eli und Suzy Fisher. Sie bauen Küchenschränke, Schreibtische und andere Möbel, und zwar nur mit traditionellen Methoden und altmodischem Werkzeug. Laut Goddard ist die Tischlerei seit zwei Generationen im Besitz der Familie.
    Tomasetti parkt den Wagen auf dem Schotterplatz, wo schon Zugpferde stehen, die vor ein mit Möbeln beladenes Fuhrwerk gespannt sind.
    »Sie wollen wohl gerade Ware ausliefern«, sage ich.
    »Wirklich schöne Schränke.« Tomasetti stellt den Motor ab.
    Die Tischlerei befindet sich in einem unscheinbaren grauen Gebäude mit kleinen Fenstern und Wellblechdach. Wir gehen zu der einfachen weißen Tür ohne Fenster und dem sonst üblichen Willkommen-Schild. Da es auch keinen Kundenparkplatz gibt, gehe ich davon aus, dass sie ihre Möbel nicht direkt verkaufen, sondern an Möbelläden und Bauherren in der Umgebung.
    Beim Eintreten umhüllt uns der Geruch von frisch geschnittenem Holz, Propangas und Dieselöl. Die große Werkstatt hat eine hohe Decke, in die als zusätzliche Lichtquelle zwei große Plexiglasflächen eingelassen sind; zudem hängen mehrere Propangaslampen an stählernen Dachsparren. Ein amischer Mann in einem hellblauen Arbeitshemd und einer dunklen Hose mit Hosenträgern bearbeitet mit einem Meißel ein Stück Holz, das wie das Kopfteil eines Bettes aussieht. Ein zweiter Amischer mit graumeliertem Bart und von Arthritis gezeichneten Händen hält mit dem Fuß eine Drehbank in Gang. Irgendwo im Hintergrund rattert ein Generator.
    Ein paar Sekunden lang stehen wir nur da und lassen alles auf uns wirken. Ich fühle mich wie in die Vergangenheit zurückversetzt. Mein Datt hat auch kleinere Dinge wie Vogelhäuser und Briefkästen geschreinert, die er an einen Touristenladen im Ort verkaufte. Als ich drei Jahre alt war, hatte er mir ein Schaukelpferd aus Holz gemacht, und zwar gegen den ausdrücklichen Wunsch meiner Mamm . Es war rot gestrichen, und die rauen Kanten scheuerten die Innenseiten meiner Oberschenkel auf. Aber das war mir egal, ich liebte mein Schaukelpferd über alles, obwohl das meiner Mamm nicht gefiel. Ich glaube, sie hat meinem Datt nie verziehen, dass er mich auf den Pfad der ewigen Verdammnis geführt hat.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Worte reißen mich aus meinen

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