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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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auf. »Ich muss zurück an die Arbeit.«
    Tomasetti und ich erheben uns gleichzeitig. Wir haben beide weder den Kaffee noch die Plätzchen angerührt.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben«, sage ich.
    Wortlos gehen Perry, Tomasetti und ich zur Tür. Die Stille in diesem Haus wird nur durchbrochen vom klirrenden Geschirr, das Irene vom Tisch abräumt, und dem dumpfen Klang unserer Stiefelschritte auf dem Holzboden. Dies ist ein sehr einsames Haus, denke ich.
    Wir haben schon fast die Tür erreicht, als Irene ruft: »Wenn Sie unseren Noah finden, bringen Sie ihn doch zu uns zurück, ja?«
    Perry geht einfach weiter, scheinbar ohne ihre Worte zu registrieren. Tomasetti und ich bleiben stehen und drehen uns um. »Wenn wir etwas Neues herausfinden, sind Sie die Ersten, die es erfahren«, sage ich. Dann treten wir hinaus in den Abend.
    * * *
    »Was glaubst du?«, fragt Tomasetti, als wir das Ende der Straße erreichen und er auf den Highway nach Buck Creek biegt.
    »Der Junge ist seit neun Jahren verschwunden, und sie decken immer noch den Tisch für ihn mit«, sage ich mit einem Seufzer. »Ein wirklich trauriges, einsames Paar.«
    »Ein Kind zu verlieren …«, er verzieht das Gesicht, »macht dein Leben kaputt.«
    Dieser Fall berührt viele Bereiche, die uns beiden aufgrund persönlicher Erlebnisse ein bisschen zu nahegehen. Ich denke über die Parallelen nach, die gezackten Linien, die uns so oft und auf unerwartete Weise miteinander verbinden. »Ich finde es interessant, dass sowohl Noah Mast als auch Annie King davon gesprochen haben, die amische Gemeinschaft zu verlassen«, sage ich.
    »Hältst du das für relevant?« Er biegt auf eine Landstraße, wobei die Scheinwerfer über hohe Maisfelder streifen. »Ein Muster?«
    »Keine Ahnung. Aber es ist schon ungewöhnlich. Die meisten amischen Jugendlichen fühlen sich in ihrer Gemeinde wohl. Sie sind glücklich und gut angepasst. Etwa achtzig Prozent lassen sich taufen, Tomasetti.«
    »Dann gibt es da vielleicht wirklich eine Verbindung.«
    Ich sehe aufs Armaturenbrett, zwanzig Uhr. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. »Lass uns noch mit Stoltzfus reden.«
    Tomasetti sieht mich von der Seite an, und aus dem Augenwinkel erkenne ich ein Lächeln. »Ruf Goddard an und frag ihn nach der Adresse.«
    * * *
    Während Tomasetti tankt, telefoniere ich mit dem Sheriff. Ihm zufolge führt der ehemals amische Mann ein ruhiges Leben und hat eine ziemlich saubere Weste. Ich gebe Tomasetti gerade die wesentlichen Punkte des Gesprächs wieder, als wir das Industriegebiet am Stadtrand von Buck Creek erreichen.
    »Stoltzfus ist zweiunddreißig Jahre alt, weiß. Eine Festnahme, keine Verurteilung. Arbeitet seit sechs Jahren im Martin-Bask-Holzlager. Nicht verheiratet, von Kindern ist nichts bekannt.«
    »Scheint ein ziemlich langweiliger Typ zu sein.«
    »Nur dass er den Amischen, die das schlichte Leben aufgeben wollen, bei diesem Vorhaben hilft und mit mindestens zwei Jugendlichen Kontakt hatte, die jetzt verschwunden sind.«
    »Was ihn dann wohl nicht mehr so langweilig macht.« Tomasetti biegt auf die Township Road 5 Richtung Süden. »Weshalb hatte man ihn festgenommen?«
    »Widerrechtliches Betreten eines Privatgrundstücks.«
    »Interessant.«
    »Goddard konnte sich an den Vorfall erinnern. Anscheinend hatte ein Amischer hier im Ort nachts um vier Uhr in seiner Scheune Stoltzfus beim Sex mit seinem Sohn erwischt.«
    »Das war bestimmt ein Schock. War der Sohn über achtzehn?«
    Ich nicke. »In gegenseitigem Einvernehmen. Der Amische hat trotzdem die Polizei informiert, sie haben Stoltzfus verhaftet und eine Akte angelegt. Doch als der Kläger dann über die Konsequenzen nachdachte – was im Prinzip hieß, seinen Sohn zu outen –, hat er die Klage zurückgezogen.«
    Als wir an einem Briefkasten vorbeikommen, der an der Einmündung in eine unbefestigte Straße steht, bremst Tomasetti ab. »Das ist es.« Er legt den Rückwärtsgang ein, setzt zurück und biegt in die Straße. Eine Minute später parkt er neben einem weißen Ford F-150. Im Licht einer einzigen Verandalampe erscheinen eine Doppelgarage, deren Tore einen frischen Anstrich brauchen könnten, und ein Klafter Holz, das ordentlich entlang der Westseite gestapelt ist. Das Haus selbst ist klein, weiß und mit Fachwerk, hat grüne Fensterläden und an der Rückseite eine Veranda.
    Wir steigen aus dem Wagen und gehen auf dem Fußweg zur Veranda. Tomasetti klopft, und wir warten, sehen uns

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