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Toedliche Wut

Toedliche Wut

Titel: Toedliche Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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über die man nicht sprach, meistens natürlich über Jungen und Make-up und all die Geheimnisse, die in unserer Zukunft noch zu lüften waren – und die einige amische Mädchen sehr nervös machten. Dann kam der Tag, als sie mich mit Jimmie Bates zusammen sah, und damit das Ende meiner ersten Mädchenfreundschaft einläutete: Esther erzählte es ihrer Mamm , und natürlich erzählte ihre Mamm es meiner. Es war das erste Mal, dass ich einen Verrat zu spüren bekam, und es hat weh getan. Esther wurde der Umgang mit mir verboten, und wir haben nie wieder miteinander gesprochen.
    Als ich jetzt meiner ehemaligen Freundin die Hand hinhalte und in die Augen sehe, ertappe ich mich dabei, wie ich die junge Rebellin darin suche, die ich einmal so gut gekannt habe, das Mädchen, das mich zum Lachen bringen konnte, auch wenn ich noch so schlecht drauf war. Doch die Zeit hat alle Spuren dieses Mädchens ausradiert, und ich sehe nur noch eine strenge, ängstliche Frau voller Misstrauen. »Katie, danke, dass du gekommen bist«, sagt sie. »Tritt ein.«
    Ich folge ihr durch einen schmalen Vorraum, vorbei an einer alten Wäschemangel, ordentlich aufgereihten Gummistiefeln und drei flachkrempigen Strohhüten an Holzpflöcken in der Wand. Wir gehen durch eine Tür in die große Küche, in der es nach Wurst und Hefezopf riecht. Sheriff Rasmussen sitzt am Tisch und redet mit Roy Miller, Sadies Vater. Als er mich eintreten sieht, zeigt sich Erleichterung in seinem Gesicht.
    »Chief Burkholder.« Er steht auf, kommt auf mich zu und hält mir die Hand hin. »Schön, dass Sie wieder da sind.«
    Ich schüttele fest seine Hand. »Wo ist Glock?«
    »Er spricht gerade mit dem Bischof.«
    »Chief.«
    Ich drehe mich beim Klang von Glocks Stimme um und sehe ihn zusammen mit Bischof Troyer in die Küche kommen. Mit einer kleinen, respektvollen Neigung des Kopfes begrüße ich zuerst den Bischof in Pennsylvaniadeutsch, dann wende ich mich Glock und Rasmussen zu. »Was wissen wir bis jetzt?«
    Der Sheriff antwortet als Erster. »Die Eltern glauben, dass Sadie irgendwann gestern Abend nach neunzehn Uhr aus ihrem Schlafzimmerfenster gestiegen ist. Als Mr Miller heute Morgen um vier Uhr dreißig in ihr Zimmer ging, war sie weg.«
    »Haben Sie schon mit den Nachbarn gesprochen?«
    »Wir haben mit den Nachbarn rechts und links gesprochen«, erwidert Glock. »Keiner hat etwas gesehen.«
    Ich blicke Esther an. »Fehlt Kleidung von ihr?«
    Die amische Frau schüttelt den Kopf. »Ich hab in ihrem Zimmer nachgesehen, aber es ist nichts weg.«
    »Kann es sein, dass sie irgendwo englische Kleider versteckt hat?«, frage ich.
    »Das würde Sadie nie tun«, erklärt Esther. »Sie ist anständig.«
    Als ich Sadie das letzte Mal gesehen habe, trug sie eine bemalte Jeans, die ihr bestimmt die Luft aus den Lungen gequetscht hat. Ich frage mich, wie diese Eltern die Augen vor der Wirklichkeit verschließen können. Viele Teenager, amische wie englische, machen Dinge, die ihre Eltern niemals verstehen würden.
    »Sadie hatte englische Sachen an, als ich sie vor ein paar Tagen nach Hause gebracht habe«, sage ich.
    Roy Miller senkt den Kopf.
    Esther starrt mich an, als würde ich sie absichtlich quälen. »Wir erlauben keine englische Kleidung in diesem Haus«, sagt sie.
    Ich wende mich Glock zu. »Suchmeldungen in Rundfunk und Fernsehen sind raus?«
    »Vor etwa zwei Stunden.« Er blickt auf seine Uhr. »Die State Highway Patrol ist informiert. Wir haben jeden angerufen, der uns eingefallen ist, Chief. Skid trommelt gerade Freiwillige zusammen, um den Grüngürtel im Norden zu durchforsten. T. J. und Pickles befragen weiter die Nachbarn.«
    »Wir kriegen Hunde aus Coshocton County«, fügt Rasmussen hinzu.
    Ich bitte beide Männer, mir zu einer kurzen Besprechung ins angrenzende Wohnzimmer zu folgen. Als wir außer Hörweite der Eltern und des Bischofs sind, sage ich: »Wir haben die Leiche des vermissten Mädchens in Buck Creek gefunden.«
    »O verdammt«, murmelt Rasmussen. »Ermordet?«
    »Der Coroner hat es noch nicht offiziell bestätigt, aber wir gehen davon aus.«
    Glock runzelt die Stirn. »Glauben Sie an einen Zusammenhang?«
    Die Folgen von Annie Kings Verschwinden vor Augen, will ich mir das lieber nicht vorstellen. Vielmehr hoffe ich, dass Sadie einfach nur weggelaufen ist und wir es hier mit einer ganz anderen Situation zu tun haben.
    Ich seufze. »Wir betrachten sie erst einmal als vermisst und gefährdet.«
    »Painters Mill liegt ziemlich weit weg von

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