Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
sogar eine halbe? Na ja, wir werden er herausfinden.«
»Mach mich los, du kannst …«, röchelte Löbler verzweifelt.
Arthur winkte ab. »Spar dir das Betteln. Und bitte entschuldige mich einen Augenblick. Das Wichtigste hätte ich ja beinahe vergessen.«
Er eilte hinaus und kehrte kurz darauf mit einem Teller zurück, auf dem drei Pizzastücke lagen. Lächelnd nahm er auf dem Stuhl Platz, schlug die Beine übereinander und biss genussvoll in das oberste Stück. Es war kaum mehr warm, aber das machte nichts. Sein Appetit hätte kaum größer sein können.
»Alles ist so, wie du es verdient hast«, schmatzte er zufrieden, »nicht mehr und nicht weniger.«
Donnerstag
Donnerstag, 6. Januar 2011, 9.15 Uhr
E s war eine kurze Dienstbesprechung, was zweifelsohne daran lag, dass es kaum etwas Neues zu berichten gab. Sabine Kaufmann hatte sich am Vorabend mit Margot Bluhm unterhalten, was wenig ertragreich gewesen war. In erster Linie hatte sich die Empfangsdame übertrieben genervt von der Belagerung durch die Presse gezeigt und nur am Rande erwähnt, dass eine der Putzfrauen zu spät zum Dienst erschienen war.
»Das hat sie sich auch nur deshalb gemerkt, weil die Frau keine halbe Stunde später wieder davongeeilt ist«, fügte Sabine hinzu.
»Wenn das alles auch Externe sind, wundert’s mich nicht«, brummte Hellmer. »Ihr könnt mich jetzt steinigen, wenn ihr wollt, aber mit der Arbeitsmoral von Eurojobbern ist es nicht allzu weit her, vermute ich.«
»Ist das wieder so eine Bonzenweisheit?«, erwiderte Julia und blitzte ihn giftig an.
»Nein, eine Tatsache. Und wenn du dich abregst und es mich erklären lässt, wirst du es vielleicht nachvollziehen können.«
»Na, da bin ich aber gespannt.« Julias Halsschlagader pochte, sie konnte nichts dafür, aber mit Überheblichkeit wusste sie einfach nicht umzugehen. Sie gönnte Hellmer, dass er eine reiche Frau geheiratet hatte und glücklich mit ihr war. Sie selbst hatte es mit ihrer teuren Eigentumswohnung schließlich auch nicht schlecht getroffen. Aber sie kannte auch Frank Hellmer und wusste, dass er es genoss, im Sommer mit seinem 911er durch die Stadt zu cruisen und diesen auch dienstlich zu nutzen.
»Geld stinkt nicht«, sagte er des Öfteren.
»Mag sein«, war hierzu stets Julias knapper Kommentar. »Es kommt halt drauf an, was es aus einem macht.«
Und wenn ein wohlhabender, nein, sogar reicher Mensch wie Hellmer einen Kommentar über die Unterschicht abgab, verhieß das kaum etwas Gutes.
»Da jobben Leute, die vorher zum Teil gute Jobs gehabt haben«, begann dieser mit seiner Erklärung. »Denk doch zum Beispiel an Brack! Der könnte für einiges mehr an Kohle irgendwo fest angestellt sein, aber er hat es ja treffend gesagt: Warum Fachkräfte bezahlen, wenn man Hilfskräfte haben kann? Ich geb dir Brief und Siegel darauf, dass mindestens ein, zwei Leute der Reinigungsfirma einen guten Realschulabschluss und eine ebenso gute Ausbildung, ja, vielleicht sogar Berufserfahrung haben. Böden saugen und Papierkörbe leeren im Auftrag der Arbeitsagentur oder für einen Zeitarbeitsvertrag, von dem sie nicht wissen, ob er im nächsten Monat noch besteht, das motiviert nicht gerade zur Höchstleistung«, schloss er. »Ich zumindest würde mir da kein Bein ausreißen, wie geht es euch?«
»Hm, so betrachtet hast du natürlich recht«, grummelte Julia, der es nun doch ein wenig unangenehm war, dass sie Hellmer so angefahren hatte. »Aber man darf es trotzdem niemandem unterstellen.«
»Lohnt es sich denn, der Sache nachzugehen?«, erkundigte sich Sabine, die dem Zwiegespräch geduldig gelauscht hatte.
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Julia, »es sei denn, jemand hat sich just zu der Zeit, als von Eisner vom Dach fiel, in dessen Etage aufgehalten oder ist ihm auf dem Weg nach oben begegnet. Ja«, entschied sie dann, »vielleicht klemmst du dich doch mal dahinter und siehst, ob du etwas in Erfahrung bringen kannst. Gerade weil wir so wenige Spuren haben, müssen wir jede noch so kleine Möglichkeit ausnutzen.«
»Wird erledigt«, nickte Sabine.
»Hellmer und ich machen uns gleich auf den Weg zu diesem Schumann, ich sehe vorher noch kurz bei Schreck rein, und du, Frank, rufst bitte mal diesen Psychiater an, der die Löbler behandelt hat«, sagte Julia Durant. Sie schob den Stuhl zurück in Richtung Tisch und verließ den Raum.
»Sag bloß nicht, du hast dir die ganze Nacht wegen diesem Schumann um die Ohren geschlagen«, wandte sich Hellmer an seine
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