Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
gebracht hat.«
Hurra, die ach so tolle Frau Schubert, ging es Julia durch den Kopf. Netter Augenaufschlag und ein wenig mit dem Arsch wackeln, und das Leben ist schön.
»Und was hat sie auf den Punkt gebracht?«, fragte sie, angespannt mit den Fingern trommelnd.
»Wir haben einerseits die Info, dass der Reinigungstrupp gestern vollzählig war«, erläuterte Kullmer, »und andererseits wissen wir, dass sie sich zur besagten Zeit allesamt weit abseits der Etage der Eisner Group aufhielten. Den genauen Plan haben wir vorliegen, aber den brauchen wir wohl gar nicht.«
»Nein, denn Frau Schubert war so nett, uns nach präzisem Nachfragen von Videoaufzeichnungen zu berichten«, übernahm Sabine wieder.
»Videoaufzeichnungen?«, fragte Julia erregt und versuchte sich zu erinnern, ob in dem Gebäude Kameras angebracht waren.
»Na ja, Videoaufzeichnung ist vielleicht übertrieben«, winkte Kullmer ab, »aber es gibt zwei versteckte Kameras in der Lobby, noch relativ neu und damit auf dem entsprechenden Stand der Technik. Die Sicherheitsfirma arbeitet testweise damit, wobei sie offiziell noch nicht freigegeben sind. Wahrscheinlich wissen nur eine Handvoll Leute von ihnen. Nun, eine der Kameras, sie ist hinter dem Empfangstresen angebracht, hat jedenfalls eine interessante Aufnahme gemacht. Für mich ist es kaum mehr als grobkörniges Rauschen, aber Sabine meint, ihr käme die Person bekannt vor.«
»Ja, und ich musste mir schon wieder einen Vortrag darüber anhören, dass es so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis ja überhaupt nicht gibt«, kommentierte Sabine und verdrehte die Augen. »Michael war so nett, den Ausschnitt maximal zu vergrößern. Und jetzt schau doch mal selbst!« Sie schob das Papier mit kurzem Zwinkern in Schrecks Richtung hinüber zu Julia.
»Ist ja wirklich kaum etwas zu sehen«, frotzelte Julia, nahm das Blatt dann aber hoch und betrachtete die abgebildete Person mit zusammengekniffenen Augen. Der Bildausschnitt zeigte den Oberkörper einer Frau, durchschnittliche Statur, sie trug einen Mantel und hatte ein Stofftuch um den Kopf geschlagen. Die Aufnahme war schwarz-weiß, etwas überbelichtet, womöglich hatte Schreck sie aufgehellt, damit man überhaupt etwas erkannte. Die Frau schien im Begriff, etwas zu sagen, sie hatte den Kopf in Richtung Kamera gedreht, blickte aber darunter durch. Vermutlich meldet sie sich gerade bei Frau Bluhm an, schloss Julia. Daher auch diese seltsame Geste, ihr rechter Finger hakte neben ihrer Nase unter dem Tuch und zog es gerade so weit hinunter, dass ihre Konturen ausreichend freigegeben waren. Julias Herz begann zu pochen, als sie die Gesichtszüge der Frau zu erkennen begann.
»Verdammt noch einmal!« Julias flache Hand segelte hinab und landete so hart auf der Tischplatte, dass die braunen Kaffeebecher tanzten.
»Ha! Ich wusste, dass ich mich nicht irre«, sagte Sabine triumphierend in die Runde. »Sag schon, Julia, du erkennst sie auch, oder?«
»Ja, ich bin mir relativ sicher«, nickte die Kommissarin. »Es ist Helene Markov, Laras Mutter.«
»Was?«, entfuhr es Hellmer ungläubig, und Julia fiel ein, dass außer ihr und Sabine bislang niemand der Anwesenden Frau Markov zu Gesicht bekommen hatte.
»Es ist Laras Mutter, da bin ich mir sicher, auch wenn das Foto noch so grobkörnig ist. Dieser Blick, diese Konturen …«
»Mensch, das kann doch alles kein Zufall mehr sein!«, fiel Hellmer ihr ins Wort. »Eben gerade kommen wir von einem Psychiater, der in derselben Klinik tätig ist, wo diese Markov untergebracht ist. Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?« Er lehnte sich seufzend zurück, die Lehne des Stuhls knarrte dabei, und raufte sich die Haare am Hinterkopf.
»Sabine, wir fahren da sofort hin, bist du dabei?«, fragte Julia.
»Ja, auf jeden Fall. Uns kennt sie bereits, das könnte hilfreich sein. Soll ich rasch anrufen?«
»Das machen wir von unterwegs. Ob diese Meurer nun allergische Pickel davon bekommt oder nicht, wir knöpfen uns die Markov ohne weitere Verzögerung vor.« Julia erhob sich und warf einen Blick in Richtung Hellmer und Kullmer. »Peter, du kümmerst dich bitte um Löbler. Den will ich heute noch sprechen, egal wann und wie. Frag notfalls noch mal im Büro nach, irgendwo muss er ja sein. Frank, du durchleuchtest diesen Schultheiß, besonders interessiert mich seine Tätigkeit in der Klinik. Kennt er die Markov, welche Kollegen hat er, solchen Kram eben. Alles kann relevant sein.«
»Ja, ich hab’s schon kapiert«,
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