Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
unterschreiben es selbstverständlich, das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass sie im Anschluss ihrem Partner oder ihrer Familie auch davon berichten. Es gibt zudem in unserem speziellen Fall noch eine weitere Einschränkung, die Sie bedenken müssen.«
»Und die wäre?«
»Wir sprechen ausschließlich über Frau Löblers eventuelle Diagnostik, Medikation und Therapie. Wenn dort aber persönliche Inhalte auftauchen, die sie und ihren Ehemann gemeinsam betreffen, greift die Entbindung nicht. Nicht ohne explizite Zustimmung ihres Mannes auch in diesem Punkt.«
Als sie wenige Minuten später in Hellmers BMW saßen und Julia bereits zum zweiten Mal Löblers Nummer anwählte, knurrte sie während des Freizeichens vor sich hin: »Mist aber auch, wie gewonnen, so zerronnen. Löbler kann sich sicher nicht leisten, uns die Kooperation zu verweigern, denn er muss ja auf seine reine Weste achten. Aber er wird den Teufel tun, dass Schultheiß irgendwelche Ehegeheimnisse ausplaudert.«
»Und genau da liegt wohl der Hund begraben«, nickte Hellmer. »Wenn sie sich tatsächlich aufgrund ehelicher Gewalt das Leben genommen hat, werden wir das von Schultheiß nicht bestätigt bekommen.«
»Scheiße, wieder nur der Anrufbeantworter«, schimpfte Julia und atmete tief durch. Sie wartete den Piepton ab und fuhr dann mit ruhiger Stimme fort: »Ja, guten Tag, hier ist Durant von der Kripo. Bitte rufen Sie mich so schnell wie möglich zurück, es gibt bezüglich Ihrer Frau noch etwas zu klären.« Danach diktierte sie ihre Handynummer, obwohl Löbler diese wohl auf dem Display sehen konnte, und ihre Karte hatte er schließlich auch.
Donnerstag, 15.40 Uhr
P olizeipräsidium, Konferenzraum.
Der Boden schien frisch gewachst zu sein, Julia fühlte sich in ihrer Gruppe von gerade einmal sechs Personen richtiggehend verloren zwischen den unzähligen leeren Tischen und Stühlen des geräumigen Saales. Sie hatten sich versammelt, um die neuesten Erkenntnisse auszutauschen: Berger, Kullmer und Kaufmann saßen nebeneinander an einer Seite der kleinen Tischgruppe, Durant und Hellmer auf der anderen, neben ihnen der Computerexperte Schreck. Dieser erläuterte gerade mit einer Menge technischer Fachbegriffe, dass das Notebook von Schumann lupenrein sei.
»Unterm Strich«, fasste er abschließend zusammen, »können wir also sagen, keine illegalen Downloads, ein paar Musikdateien mal außen vor gelassen, keine verdächtigen E-Mails, wobei eine Auswertung des gesamten Ordners wahrscheinlich Wochen dauern würde. Hauptsächlich Fotodateien aus seiner bisherigen Berufskarriere, eine Menge angefangener Artikel und Beiträge, dann ein paar Dokumente, die auf eine geplante Buchveröffentlichung hindeuten. Aber in puncto der besagten Internet-Artikel gibt es rein gar nichts Verdächtiges, auch keinen Hinweis, dass er das Foto selbst aufgenommen hat.«
»Also ist Schumann draußen?«, wollte Berger wissen.
»Na ja.« Schreck räusperte sich. »Ein Profi könnte Dateien ganz tief auf seiner Festplatte verstecken oder sie irgendwo hochgeladen haben, wo wir nicht rankommen. Und die Spuren auf dem eigenen Computer verwischt man mit ein paar grundlegenden Kenntnissen recht schnell. Ich brauche für eine wirklich tiefgehende Analyse einfach mehr Zeit.«
»Ich lasse Schumann nicht einfach aus dem Raster fallen«, sagte Julia harsch. »Er verhält sich dermaßen großkotzig, das kann und will ich nicht einfach ignorieren. Mag sein, dass er sich nur wichtig macht …«
»… was bei einem Typen wie ihm doch auch naheliegend ist, oder?«, warf Kullmer ein. »Er reitet auf der Welle mit und möchte sich darüber profilieren und seine fünfzehn Minuten Ruhm abschöpfen.«
»Herr Schreck sucht in dieser Richtung weiter – und zwar mit Priorität«, kürzte Berger eine eventuelle Diskussion mit einem Federstrich ab. »Was gibt es sonst noch?«
»Wir haben die Putzkolonne auseinandergepflückt«, sagte Sabine Kaufmann. Sie lächelte vielversprechend und schlug die vor ihr liegende Laufmappe auf. Julia nippte an ihrem Kaffee und versuchte auf dem oben aufliegenden grobkörnigen Ausdruck etwas zu erkennen. Doch er war zu dunkel, unscharf und auf dem Kopf, also zwang sie sich zur Geduld.
»Da hier niemand lange Reden mag«, fuhr Sabine fort, »fasse ich mich kurz. Genau genommen verdient Peter die Lorbeeren, denn er hat die meisten nervenaufreibenden Gespräche geführt, aber zum Schluss war es dann diese Frau Schubert, die die ganze Sache auf den Punkt
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