Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
freiwillig hier«, erwiderte Helene Markov trocken. Sie seufzte und ließ den Kopf sinken. »Lassen Sie mir aber wenigstens Zeit bis morgen früh, in Ordnung? Ich bin völlig erschlagen, Sie können sich ja denken, warum. Ohne eine Nacht, in der ich wenigstens mal ein bisschen schlafen kann, schaffe ich das nicht.«
Die Kommissarin nickte widerwillig. »Klar, wenn’s sein muss … Aber Sie verstehen, dass es sehr wichtig für uns ist.«
»Ich bin um spätestens halb zehn bei Ihnen, Ehrenwort«, lächelte die Markov matt.
»Eine Sache ist mir gerade noch eingefallen«, sagte Julia. »Wir haben Dr. Meurer kennengelernt, und meine Kollegin sprach außerdem mit einem … Sabine, wie hieß der andere Arzt noch gleich?«
»Breyer.«
»Ja, danke. Und dann müsste es hier noch einen Dr. Schultheiß geben, richtig?«
Doch Frau Markov sah sie nur fragend an. »Mag sein«, antwortete sie dann. »Hier gibt es eine Menge Ärzte und Therapeuten.«
Während der gesamten Rückfahrt grübelte Julia Durant darüber nach, ob Helene Markov tatsächlich das naive Wrack war, das sie vorgab zu sein. Sie hatte während des heutigen Gesprächs deutlich selbstbewusster gewirkt als bei ihrem ersten Treffen, aber diese Tatsache durfte man nicht überbewerten. Konnte es sein, dass sich hinter ihrer Fassade eine kaltblütige Mörderin verbarg? Es gehörte viel Kraft und Ausdauer dazu, sich derart zu verstellen, und Julia bezweifelte, dass Helene Markov eine Person mit genügend Kraftreserven für eine solche Verwandlung war. Andererseits hatte sie in ihren vielen Jahren beim K 11 durchaus schon Fälle erlebt, in denen so etwas vorgekommen war. Man hat schon Pferde kotzen sehen, kam es Julia bitter in den Sinn. Hellmer liebte diesen Spruch, aber es war auch etwas Wahres dran. Am Ende kriegen wir sie doch zu fassen, schloss die Kommissarin. Nur Geduld.
Donnerstag, 17.55 Uhr
J ulia Durant setzte Sabine Kaufmann am Präsidium ab.
»Kommst du nicht mehr mit nach oben?«, erkundigte sich diese.
»Nein, ich möchte noch einmal zur Eisner-Villa fahren und dann nach Hause. Vielleicht kann Frau von Eisner etwas mit der vagen Personenbeschreibung anfangen, zumindest soll sie sich mal den Kopf darüber zerbrechen, wer ihrem Mann so feindlich gesinnt war.«
»Tja, vielleicht fällt ihr ein durchschnittlicher dunkelhaariger Mann dazu ein«, erwiderte Sabine wenig überzeugt. »Ich werde noch mal sehen, ob ich im Büro was zum Fall beitragen kann. In einer halben Stunde bin ich mit Michael verabredet.« Sie lächelte.
»Viel Spaß!«, lächelte Julia verschwörerisch zurück. Bevor sie losfuhr, überprüfte sie ihr Handy, doch niemand hatte versucht, sie zu erreichen. Für eine Sekunde überlegte die Kommissarin, ob sie lieber nach Nieder-Eschbach fahren sollte, um bei Löbler vorbeizuschauen. Nein, sagte sie sich mit Nachdruck, Frank und Peter sind beide erwachsen und brauchen mich nicht dazu. Sie würden sich melden, sobald sie etwas herausgefunden hatten. Darauf konnte sie sich verlassen. Dann aber wählte sie doch Hellmers Nummer, um ihm die Neuigkeiten zu berichten. Frank meldete sich erst nach langem Freizeichen.
»Hab ich dich geweckt?«, neckte Julia.
»Was willst du denn schon wieder?«, kam es etwas ruppig zurück.
»Ich wollte dir nur rasch mitteilen, dass die Markov uns von einem geheimnisvollen Fremden berichtet hat, der ihr in Eisners Büro begegnet ist, während sie ihn mit ihrer Waffe in Schach hielt. Sie muss ziemlich verwirrt dagestanden haben, jedenfalls bekam der Fremde die Situation in den Griff und verschwand mit Eisner aus dem Raum. Die Markov hatte derweil längst weiche Knie und war zu nichts mehr zu gebrauchen, angeblich hatte sie eine Art Blackout. Aber sie kommt morgen früh, um ein Phantombild erstellen zu lassen.«
»Hm«, kam es recht teilnahmslos zurück.
»Hey, hast du nicht gehört?«, rief Julia in den Hörer. »Wir haben endlich mal einen neuen Hinweis, und von dir kommt nichts als ein müdes Brummen?«
»Ich denke nach«, erwiderte Hellmer. »Wenn es tatsächlich eine weitere Person gab, reden wir möglicherweise von Mord.«
»Sag ich ja«, triumphierte Julia. »Nichts Genaues weiß man nicht, aber wenigstens geht es einen Schritt voran. Was machst du eigentlich gerade?«
»Ich habe mich durch eine Million Websites geklickt, dieser Schultheiß hat ein enormes Renommee, hat eine Menge Artikel und so veröffentlicht. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass er Dreck am Stecken hat, andererseits, je
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