Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
sauberer sich einer gibt … Na ja, wem sage ich das.«
»Die Markov hat übrigens nichts mit ihm zu tun, zumindest hat sie das behauptet. Ich werde allerdings nicht schlau aus ihr, denn sie hat diesen irren Blick, möchte ich mal sagen.«
»Irren Blick?«, wiederholte Hellmer amüsiert.
»Na, so einen beseelten, müden Gesichtsausdruck eben«, versuchte Julia zu erklären, »und zwischendurch dieses wachsame Aufflammen in den Augen. Dann rasen sie zweimal hin und her und verfallen wieder in Apathie. Irrer Blick eben.«
»Oh Mann, dich sollte mal einer hören«, lachte Hellmer.
»Apropos«, Julia konnte es sich nicht verkneifen, doch nachzuhaken. »Was ist denn mit unserem Saubermann Löbler. Kriegen wir von dem heute noch etwas zu hören?«
»Kullmer wollte vorbeifahren«, antwortete Hellmer. »Keiner weiß Bescheid, weder im Büro noch sonst wo. Sämtliche Nummern, die wir haben, landen bei einer Mailbox. Aber laut seinem Terminkalender hat er heute Abend eine Sitzung mit der Partei, da müsste er ja eigentlich auftauchen. Zumindest, wenn er sich noch wählen lassen will.«
»Das lässt der sich doch nicht entgehen«, murmelte Julia. »Wahrscheinlich denkt der nicht mal mehr an seine Frau, vielleicht vögelt er ja in diesem Moment irgendwo ein junges Ding. Außerhalb des Wahlkreises, versteht sich.«
»Du wieder«, lachte Hellmer. »Übrigens, Sabine kommt gerade rein. Wo treibst du dich eigentlich herum?«
»Wenn ich gewusst hätte, dass wir uns per Handy das Ohr abkauen, wäre ich mitgekommen. Ich stehe hier unten mit dem Auto, aber ich wollte längst unterwegs zur Witwe Eisner sein. Haltet mich bitte auf dem Laufenden, ich bin sicher noch ein Stündchen zugange. Aber auch, wenn es später wird, klar?«
»Indianerehrenwort.«
»Gut, dann kann Sabine dir die Story von der Markov ja auch noch mal etwas ausführlicher erzählen. Morgen, sobald wir das Phantombild haben, müssen wir dann die gesamten Aufnahmen durchgehen, denn irgendwie muss der ja ins Gebäude gekommen sein. Kümmerst du dich drum?«
»Klar, ich hab Nadine schon vorgewarnt, dass sie heute nicht mit mir zu rechnen braucht«, seufzte Hellmer.
»Bist ein Schatz. Du hast eben zwei Ehefrauen, die du liebst, das betonst du ja immer. Eine davon heißt Arbeit, und die andere ist zuständig für den Rest.«
»Haha.«
»Sabine kann dir helfen, sie hat noch ’ne halbe Stunde Luft. Aber dann lass sie bitte gehen.«
»Okay, okay. Tschüs jetzt endlich«, rief Hellmer mit einem genervten Lachen.
Julia schaltete das Tonprofil des Handys auf laut, um auch ja keinen Anruf zu verpassen, und legte es in die Mittelkonsole. Sie rollte langsam durch die Straße hinter dem Präsidium und schaltete das Radio ein. Im CD-Player lag das neueste Album von Guns N’ Roses, die Wiedergabe startete mitten in einem Song. Obwohl sie mit Text und Melodie noch nicht so vertraut war wie bei den alten Hits, versuchte sie mitzusummen.
Gegen achtzehn Uhr erreichte Julia die Villa in Oberrad und parkte an derselben Stelle, wo sie mit Franks BMW gestanden hatten. Eisiger Wind pfiff ihr um die Ohren, und sie schlug den Mantelkragen hoch, als sie geduckt in Richtung Tor eilte.
»Guten Abend, Frau Durant«, begrüßte Sophie von Eisner die Kommissarin und blickte suchend an ihr vorbei.
»Ich bin alleine heute«, erklärte Julia schnell, »wollte mich noch einmal kurz mit Ihnen unterhalten.«
»Oh ja, kommen Sie«, erwiderte Frau von Eisner, und Julia meinte eine gewisse Anspannung zu vernehmen. Sie hatte angeschwollene Tränensäcke, leicht gerötet, und die Wimpern waren verklebt. Offensichtlich hatte sie vor nicht allzu langer Zeit geweint. Doch da war noch etwas anderes.
»Ich komme gleich zu Ihnen, ich habe gerade Besuch, wenn es Sie nicht stört«, erklärte Sophie und wies in Richtung Wohnzimmer. Dort saß mit selbstgefälligem Lächeln Lars Manduschek. Julia zuckte überrascht zusammen, dann setzte sie ein kühles Lächeln auf und schritt auf ihn zu.
»Herr Manduschek, immer helfend zur Stelle, wie mir scheint«, begrüßte sie ihn frostig.
»Frau Durant, bitte.« Der Anwalt erhob sich, streckte ihr die Hand entgegen, und Julia versuchte, seinem malmenden Händedruck zu widerstehen, ohne eine Miene zu verziehen. Bevor er weitersprechen konnte, kam Sophie von Eisner dazu und fragte: »Sie kennen sich bereits?«
Ja, leider, dachte Julia.
»Ja, wir hatten bereits das Vergnügen«, zwinkerte Manduschek der Kommissarin zu und hatte dabei unter Garantie ihre
Weitere Kostenlose Bücher