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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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kräftig aufstocken. Er kniff die Augen zusammen und bahnte sich einen Weg durch den Raum in Richtung Tür. Der Boden war gefliest, es roch leicht nach Chlor, dann bestätigte sich Kullmers Verdacht, sich in einem kleinen Badezimmer zu befinden, als er den aufgeklappten WC-Deckel sah. Leise drückte er die Türklinke hinunter und betrat den stockdunklen Flur. Es roch eigenartig, er vermochte es jedoch nicht zu definieren und konzentrierte sich stattdessen darauf, mit der Hand nach einem Lichtschalter zu tasten. Dann flammten grelle Lichter auf und beleuchteten das Treppenhaus, in dessen Mitte ein umgekippter Holzstuhl auf dem Boden lag. Etwa vierzig Zentimeter über dem Boden baumelte der tote Körper von Stefan Löbler. Kullmer war zwar an und für sich hart im Nehmen, musste aber dennoch würgen. Benommen taumelte er die drei Schritte in Richtung Eingangstür und öffnete sie.
    »Um Gottes willen, hast du einen Geist gesehen?«, war Hellmers Reaktion, bevor er in seinen Augenwinkeln den Toten im Hausflur registrierte. »Scheiße, verdammt«, fluchte er mit weit aufgerissenen Augen. Er sah sich zu Kullmer um: »Geht’s wieder?«
    »Ja, ich hatte nur überhaupt nicht damit gerechnet«, murmelte dieser.
    »Ich würde sagen, wir haben Löbler gefunden. Jetzt heißt es, das volle Programm abspulen. Ich rufe Julia an, dann die Spurensicherung und so weiter. Du kümmerst dich um die Rechtsmedizin und einen Arzt, auch wenn der offensichtlich keinen mehr braucht. Er stinkt ja schon.«

Donnerstag, 20.20 Uhr
    F rank Hellmer fingerte nervös eine Zigarette aus der Packung, das Feuerzeug klickte, dann inhalierte er einen tiefen ersten Zug und stieß Sekunden später eine riesige Wolke aus Rauch und kondensierendem Atem in den Nachthimmel. Die Glut im Tabak knisterte, als er gleich darauf einen zweiten Zug nahm.
    »Ich glaub’s kaum«, brach Julia Durant das Schweigen. Platzeck, sichtlich ungehalten über den unerwarteten Einsatz am Abend, hatte Löblers Haus abgesperrt, und nur Andrea Sievers war es gestattet, den Leichnam zu untersuchen. Was die Kommissarin vor Ort gesehen hatte, genügte ihr jedoch, um den Kebab bei jedem Atemzug sauer aufstoßen zu lassen. Sie hatte Kullmer angeboten, Feierabend zu machen, denn für den nächsten Vormittag hatte sie eine Besprechung anberaumt. Bis dahin brauchte es keine drei Ermittler an ein und demselben Einsatzort, auch Sabine durfte somit ihren freien Abend behalten.
    »Ich weiß, was du meinst«, seufzte Hellmer. Die beiden lehnten innerhalb der Polizeiabsperrung an einer Mauer und versuchten, die wenigen Schaulustigen zu ignorieren. Es würde nicht lange dauern, bis die Presse von Löblers augenscheinlichem Selbstmord Wind bekommen würde, bis dahin war Julia für jede Atempause dankbar.
    »Da suchen wir den ganzen Tag verzweifelt nach ihm, und er baumelt was weiß ich wie lang in seiner Diele«, fuhr die Kommissarin fort. »Aber das Schlimmste dabei ist, dass wir nun die vierte Leiche haben und nicht den geringsten Plan. Ich höre schon Berger – und ich kann ihn sogar verstehen. Wenn wir bis zum Wochenende nichts zustande bringen, haben wir einen Mordsärger am Hals, das sag ich dir.«
    »Das Wochenende beginnt für die meisten schon morgen Mittag«, entgegnete Hellmer müde. »Nimm dir da mal bloß nicht zu viel vor.«
    »Aussitzen werde ich es jedenfalls nicht!«, gab Julia energisch zurück und stand auf. »Ich gehe jetzt rein zu Andrea, und wenn ich mich komplett in Schutzkleidung wickeln muss. Heute heißt es also Nachtschicht, morgen früh will ich alle Infos aufs Tapet bringen, denn ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass es hier einen Zusammenhang gibt, den wir nicht erkennen. Noch nicht, aber ich grübele notfalls die ganze Nacht drüber, wenn’s sein muss.«
    Kurz darauf betrat die Kommissarin den Hausflur, auf dessen Boden eine etwa ein Meter breite Kunststoffbahn ausgelegt und mit Klebeband fixiert war.
    »Du kennst ja das Spiel«, vernahm sie Platzecks Stimme und nickte stumm. Dann trat sie neben Andrea, die gerade ihre Utensilien in den klobigen Lederkoffer verstaute, nicht ohne sie vorher entweder zu reinigen oder in sterile Behälter zu stecken. Einmal mehr wanderte Julias Blick Löblers Körper entlang, angefangen von den Fußspitzen bis zum Kopf. In seinem Gesicht meinte sie noch die geschwollenen Adern zu erkennen, die vom Todeskampf verzerrten Muskeln und die bleichblauen, blutarmen Lippen. Doch natürlich war das meiste davon Einbildung, tatsächlich

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