Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Inneren ein Schalter umgelegt worden zu sein. Nur womit, das konnte Julia beim besten Willen nicht sagen.
»Sie gestatten mir, etwas verwundert zu sein«, antwortete sie nach einigen Sekunden des Schweigens. »Doch ich erlebe heute bereits zum zweiten Mal einen völlig veränderten Lars Manduschek. Das ist für mich schwer zu begreifen, bitte nehmen Sie das nicht als persönlichen Vorwurf.«
»Es ist mir gelinde gesagt ziemlich wurscht, was Sie von mir denken«, gab der Anwalt zurück. »Doch eines sage ich Ihnen: Ich werde nicht untätig herumsitzen und darauf warten, was als Nächstes passiert. Nicht ohne Schutzmaßnahmen, solange ich nicht weiß, ob ich nicht doch das nächste Ziel sein könnte.«
»Beruhigen Sie sich und hören Sie zu. Wir haben die Serienmördertheorie heute Morgen erst besprochen, und abgesehen davon, dass es sich bei Herrn und Frau Löbler nach wie vor um Suizid handeln könnte, stört uns außerdem das tote Mädchen, Lara Emmels. Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir beide ganz im Vertrauen über deren Rolle in diesem Spiel sprechen.«
»Falls Sie damit meinen, dass ich Karls …«
»Ja, ich rede von Karl, primär«, unterbrach Julia ihn. »Aber falls da noch mehr ist, interessiert mich das auch.«
»Ich kann nicht über meinen Mandanten sprechen.«
»Können oder wollen Sie nicht? Bei den meisten Menschen ist das nämlich kein großer Unterschied«, bohrte Julia. »Außerdem ist Ihr Mandant mittlerweile tot.«
»Manche Dinge betreffen aber auch Sophie.«
»Um Sophie müssen Sie sich keine Gedanken machen. Sie hat die Geschichte brühwarm erfahren, mehr schockieren können Sie sie wohl kaum. Und wenn das, was Sie mir erzählen, mit Mord endet, werde ich es bei unseren Ermittlungen mit höchstmöglicher Diskretion behandeln. Falls nicht, können Sie mich ja verklagen, das wollten Sie doch ohnehin gleich bei unserem ersten Treffen tun.«
»Sie haben mir ja kaum eine Wahl gelassen«, murmelte Manduschek, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. »Okay, Folgendes, ich erzähle Ihnen zwei, nein drei Fakten, die Karl mir berichtet hat, und ich halte jeden dieser Punkte für absolut glaubwürdig. Karl hat mir gegenüber nie gelogen, das war so etwas wie ein Codex unter uns fünfen, auch wenn das nicht immer ganz lupenrein ablief. Aber das ist eine andere Geschichte.«
»Ich höre.«
»Punkt eins: Karl hat mit Lara geschlafen. Punkt zwei: Er hat sie weder misshandelt, noch hat er sie getötet. Punkt drei, und bitte merken Sie sich das genau: Karl hat ausnahmslos ein Kondom benutzt. Er konnte sich nicht erklären, wie sein Sperma dorthin gelangen konnte, also in Lara hinein, wenn Sie verstehen.«
»Okay, danke«, nickte Julia und dachte einen Moment lang nach. »Und Sie gehen davon aus, dass dieser Wahrheitscodex noch immer galt? Mord ist etwas anderes als irgendeine Finanztransaktion.«
»Karl hätte keinen Grund gehabt, zu lügen«, erwiderte Manduschek und klang völlig überzeugt. »Das mit Lara wussten wir, zumindest wir Männer. Das mit dem Kondom auch, wobei ich da jetzt nicht näher drauf eingehen werde. Aber in gewissen Kreisen, auf Konferenzen, besonders im Ausland … nun, wie auch immer. Kondome sind Pflicht, und sei es nur, um zu verhüten. Sie wissen ja, diese Klausel zum Ehevertrag. Karl hatte eine Scheißangst, dass ihm die Kleine ein Baby anhängen würde. Mehr als vor Aids. Obwohl ihn letzten Endes beides Kopf und Kragen gekostet hätte.«
»Dann stecken wir mit unserer Ermittlung wohl noch immer in der Sackgasse«, kommentierte Julia. »Aber Sie könnten mich einen Blick auf diese Zusatzvereinbarung werfen lassen, von der haben wir zwar schon gehört, aber gesehen haben wir noch nichts davon.«
»Das Original liegt bei Sophie im Tresor«, entgegnete Manduschek, »und ich weiß nicht, ob es ihr recht wäre, wenn ich einfach …«
»Rufen Sie sie doch an. Es ist ganz in ihrem Interesse, immerhin ist diese Vereinbarung ein entlastendes Dokument für eine brüskierte Frau. Ohne diese Vereinbarung hätte sie nämlich durchaus ein plausibles Motiv und käme für uns als Verdächtige in Frage. Das wollen Sie doch beide nicht, oder?«
»Ich sehe schon, Sie sind heute auf Krawall gebürstet«, brummte Manduschek.
»Nein, ich möchte so effizient wie möglich die offenen Fragen abklären. Das, was übrig bleibt, führt uns vielleicht zu dem großen Unbekannten.«
»Ich denke, Sie dürfen da auch so reinsehen«, entschied der Anwalt und zog eine große
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