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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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Rolle.«
    »Die Wirklichkeit für Leute wie uns sieht gänzlich anders aus, als Sie annehmen«, setzte Manduschek wieder ein. »Big Five oder nicht, wir haben tagtäglich die Wahl, ob wir Jäger oder Beute sein wollen, eine andere Option gibt es nicht. Sämtliche Wasserlöcher, um bei dieser Metapher zu bleiben, sind hart umkämpft oder bereits besetzt, Macht erhält sich nicht von selbst, und wer nicht kämpft, der hat automatisch verloren. Haben Sie sich je mit Darwin befasst? Der hat das sehr treffend formuliert: Der Stärkere überlebt, sonst keiner. Der Rest ist dem Untergang geweiht, und wenn man sich diesem Kampf stellt, sucht man sich besser die richtigen Verbündeten. Karl war einer davon, ein Leitwolf oder meinetwegen auch ein Löwe. Er hat das Rudel zusammengehalten und, das muss man ihm lassen, er hat die Rangfolge im Auge behalten. Demokratie gibt es in einem Rudel nicht, man ist zusammen zwar mehr als die Summe der Einzelnen, aber ohne einen, der die Richtung vorgibt, geht es nicht.«
    »Klingt ziemlich melodramatisch. Demnach lebt es sich arm wie eine Kirchenmaus wohl deutlich angenehmer, wenn man das so hört«, gab Julia mit ironischem Unterton zurück.
    »Nein, nicht unbedingt. Aber je mehr man hat, desto mehr muss man verteidigen. Und man zieht Neider und Konkurrenten an wie das Licht die Motten.«
    »Sie haben mein aufrichtiges Mitgefühl«, lächelte Julia. »Aber kommen wir auf diese Rangordnung zurück. Karl war die Nummer eins, welche Stelle hatten Sie inne?«
    »Oh, da haben wir uns wohl falsch verstanden.« Manduschek schüttelte den Kopf mit geschlossenen Augenlidern. »Karl war ein Alphatier, zugegeben, aber wir hatten kein Siegertreppchen mit fünf Stufen, wenn Sie das meinen.«
    »Gehört es nicht zu einem echten Rudel, dass man um den ersten Platz kämpft?«
    »Für uns war die Verteidigung nach außen von größerer Bedeutung«, wich Manduschek aus. »Wenn man einander bekämpft, bietet man nur Angriffsfläche. Dann hätten wir uns überhaupt nicht erst zu formieren brauchen, oder?«
    »Also gab es auch kein schwächstes Glied, ein sogenanntes Omegahuhn oder dergleichen?«
    »Ähm, nein.«
    »Das klingt nicht sehr entschlossen. Es ist mir unbegreiflich, dass sich in einem Rudel, welches so darauf bedacht ist, einander den Rücken zu stärken, plötzlich alle Selbstmord begehen. Passt das Rudel denn nicht auf seine Mitglieder auf?«
    »Sie wissen das mit dem Selbstmord?«, fragte der Anwalt, und Julia begriff im ersten Moment nicht, worauf er hinauswollte.
    »Wir müssen bislang in allen drei Fällen davon ausgehen, es bestehen aber durchaus Zweifel. Zum Beispiel bei Karl …«
    »Nein, das meine ich doch überhaupt nicht«, winkte Manduschek ungeduldig ab und stand auf. Er durchquerte den Raum, öffnete einen der metallbeschlagenen Schränke und kehrte an den Schreibtisch zurück. In der Hand hielt er einen Aluminiumrahmen, dreizehn mal achtzehn Zentimeter, mit schwarz samtener Rückseite. Er beugte sich ein wenig vor und legte das Bild auf die Tischplatte, sein Blick fiel darauf, und er hielt für einen Augenblick inne. Dann drehte er es und schob es zu Julia hinüber.
    »Seit dem Winter 2008 sind wir nur noch zu viert«, murmelte er leise. »Was auch immer Karl, Stefan und Nathalie nun widerfahren ist, damals, das war jedenfalls ein echter Selbstmord. Seitdem lief es zwischen uns allen nicht mehr so, wie es einmal gewesen ist.«
    Julias Blick wanderte über die etwas unscharfe Fotografie. Vier Männer saßen in dem zebragemusterten Range Rover, den die Kommissarin bereits auf der Aufnahme bei Frau von Eisner gesehen hatte. Am Steuer saß Karl von Eisner, neben ihm, einen gewaltigen Feldstecher vor der Brust, Stefan Löbler, dahinter Lars Manduschek und, mit einer riesigen Sonnenbrille, ein vierter Mann, dessen Kopf im Schatten des Überrollbügels lag. Vor dem Wagen posierte Nathalie Löbler, um ihren Hals, ihre Schultern und einen ihrer Arme wand sich eine mindestens zwei Meter lange, braungefleckte Schlange.
    »Das war, zwei Tage bevor mich so ein verdammtes Biest gebissen hat«, sagte Manduschek.
    »Frau von Eisner sagte so etwas«, nickte Julia nachdenklich und kniff die Augen leicht zusammen. »Ein Unfall, richtig?«
    »Nun, diese kleinen Bastarde warten an den unmöglichsten Stellen auf einen. Ich hätte eine lange Hose tragen sollen, nun, es war ja letzten Endes nur ein vorübergehender Knockout. Wie auch immer, hier sind wir noch alle komplett, neben mir auf der Rückbank,

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