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Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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den Plan zu rufen.
    »Na, ist es wieder so weit?«, ertönte, kaum dass er an der Treppe in die obere Etage vorbeikam, die unangenehm schnarrende Stimme von Sophie. Na bravo. Karl seufzte leise. Vorbei war der sonntägliche Frieden. Seine Frau, mit der er seit siebenundzwanzig Jahren verheiratet war, war eine unangenehm dominante Person, ganz anders als die stillen, der Wohltätigkeit verschriebenen Bankiersgattinnen, die er von seinen Partnern kannte. Früher einmal, vor vielen Jahren, hatte sie etwas von Sophia Loren gehabt, Klasse, Charme, Sexappeal. Doch dieser Vergleich hinkte schon lange, und er sah in ihr mittlerweile nicht viel mehr als eine zur Bitterkeit neigende, alternde Diva, deren Allüren mit jedem Jahr abstoßender wurden.
    »Zeit für meinen Espresso«, erwiderte er so freundlich und unverbindlich wie möglich, »lass dich nicht stören von mir.« Bei was auch immer.
    »Mit Sicherheit nicht«, antwortete Sophie. »Aber ich habe gewartet, bis du in die Küche gehst, ich kenne ja deine Vorlieben, denn beim Lesen zu stören wäre mir nie eingefallen.« Sie setzte sich in Bewegung, die Hand auf dem geschwungenen Geländer. Wenn sie nun stolpern würde, ertappte sich der Direktor bei einem äußerst verwerflichen Gedanken, und konnte sich ein huschendes Schmunzeln nicht verkneifen.
    »Sehr rücksichtsvoll«, antwortete er nickend, »aber es war nur die Financial Times von vorgestern. Da hättest du nicht gestört, denn die Hälfte der Meldungen ist längst veraltet, und die andere Hälfte steht morgen wahrscheinlich genau andersherum drinnen.«
    »Werden wir sehen.« Sophie von Eisner hatte das untere Ende der Treppe erreicht und wies mit der Hand in Richtung Küche. »Geh nur vor, ich mache mir derweil einen Tee. Ich denke, du weißt, worüber ich sprechen möchte.«
    »Ja, vermutlich schon«, seufzte Karl und verdrehte die Augen, als er an ihr vorbeigeschritten war. »Aber ich kann dir dazu nicht mehr sagen als bereits gestern.«
    Er holte den Espressokocher aus dem Schrank, ein achteckiges Aluminiumkännchen von Bialetti, dessen matte, angelaufene Oberfläche darauf schließen ließ, dass es sich um einen alten, vielbenutzten Kocher handelte. Doch ganz gleich, was es mittlerweile für Neuerungen gab, von Edelstahlkochern bis zu Siebträgerautomaten, Karl von Eisner mochte es einfach. Er wusste, dass sein Kännchen genau genommen keinen Espresso, sondern bestenfalls Mocca produzieren konnte, denn für alles andere war der Druck viel zu gering. Er scherte sich nicht um die Patina, den Belag auf dem Aluminium, der nach Ansicht einiger Lebensmittelexperten beim Kochen einen gesundheitsschädigenden Stoff in die Flüssigkeit abgab. All dies kümmerte ihn nicht, denn er trank seinen Espresso seit dreißig Jahren genau so und er würde daran auch nichts mehr ändern.
    »Ganz schön ranzig, willst du nicht mal einen elektrischen Kocher kaufen?«, reizte Sophie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    Während Karl das gemahlene Kaffeepulver einfüllte, klapperte sie mit ihrem gläsernen Teebereiter.
    Ranzig, dachte er abfällig, sagte jedoch nichts.
    »Hör zu, lass uns jetzt einfach über diese Sache sprechen, auch wenn ich der Meinung bin, dass ich dazu gestern alles gesagt habe, was dazu zu sagen ist.«
    »Gut, das mag für dich so sein, aber nicht für mich.«
    Sonst stünden wir ja schließlich nicht hier, schlussfolgerte Karl. Er wusste nur zu gut, worum es ging. Die erste Szene hatte seine liebe Gattin ihm zwanzig Minuten nach dem Feuerwerk gemacht, sie hatte ihn beiseitegezogen, war mit ihm in ein ruhiges Eckchen des Saales gegangen und hatte ihn zur Rede gestellt, warum er eineinhalb Stunden fort gewesen sei. Karl hatte sie zu beschwichtigen versucht, hatte relativiert, dass es kaum mehr als siebzig Minuten gewesen seien und dass es ihm auch leidtäte. Aber niemand sonst habe schließlich etwas mitbekommen, zumindest hatte sich niemand über seine Abwesenheit irritiert gezeigt, und er war rechtzeitig zurück gewesen, um allen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Doch Sophie hatte sich damit nicht zufriedengegeben und das Thema am gestrigen Tag zwei weitere Male aufgewärmt.
    »Gut, was möchtest du denn noch hören von mir?«, begann er, so ruhig und gelassen, wie es ihm möglich war. »Oder besser gesagt: Was hätte ich denn sonst in einer solchen Situation tun sollen? Irgendeinen Lakaien beauftragen etwa? Und diesem dann den Haustürschlüssel geben, den Autoschlüssel am besten gleich

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