Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
stieß Hellmer in die Seite.
»Schau an«, sie deutete auf den Boden und grinste, »da war heute schon jemand fleißig.«
»Ja, ja«, brummelte Hellmer. »Unfehlbar wie immer.«
Im hellen Foyer, dessen Mitte ein von exotischen Grünpflanzen umgebener Marmorbrunnen zierte, war es angenehm warm, und trotz der trappelnden Schritte war die Atmosphäre ruhig und einladend. Der Empfangstresen lag linker Hand, ohne Termin oder Chipkarte konnte kaum einer ins Allerheiligste vordringen. So zumindest erschien es dem unwissenden Besucher. Eine adrette Blondine in elegantem Hosenanzug mit einem goldenen Namensschild telefonierte gerade, etwas weiter hinten lehnte ein stämmiger Security-Mann an einem Stehpult und fokussierte jeden, der das Gebäude betrat. Julia nickte ihm zu und sah sich dann in der Halle um. Die Decke lag mindestens zehn Meter über ihnen, eine gläserne Kuppel, durch die der Schein der Morgensonne fiel.
»Netter Tempel, wie?«, wisperte Frank Hellmer. »So hätten sie mal das neue Präsidium einrichten sollen. Dann würden die Verdächtigen reihenweise freiwillig antanzen.«
»Ich finde es ziemlich dekadent. Fehlt nur noch, dass Papageien oder Flamingos auftauchen.«
»Wohl eher Alligatoren. Erinnere dich mal an die Liste der Firmen. Hier sind einige der gnadenlosesten Spekulanten zugange, die Frankfurt zu bieten hat.«
»Komm, lass uns zum Empfang gehen, das Telefonat scheint beendet.«
Stirnrunzelnd begrüßte die Empfangsdame, ihr Name war Verena Schubert, die Kommissare. Durant und Hellmer wiesen sich aus und erkundigten sich nach Hubert Brack.
»Einer der Hausmeister, sagten Sie? Einen Moment bitte, ich sehe nach.«
Mit flinken Fingern tippte sie etwas auf ihrer Tastatur, hob dann den Telefonhörer auf und wählte eine Kurzwahlnummer. »Schubert vom Empfang … zwei Beamte von der Kripo … unten bei Ihnen … Ja, ich schicke sie dahin.«
Frau Schubert wandte sich wieder an sie: »Dort hinten ist ein Treppenhaus, ich führe Sie hin, dann zwei Ebenen runter, in Richtung Tiefgarage, durch die Brandschutztür, und Sie gelangen in den Wirtschaftstrakt. Herr Brack erwartet Sie dort.«
Sie kam hinter dem Tresen hervor, flüsterte im Vorbeigehen etwas zu dem Mann von der Security, dann wandte sie sich wieder an die Kommissare: »Hören Sie, ich habe mitbekommen, was gestern geschehen ist, schreckliche Sache, aber wie lange werden Ihre Ermittler noch den Hof blockieren? Ich meine, das soll jetzt nicht pietätlos klingen, aber wir erwarten Essenslieferungen, haben eine Wäscherei, und in einigen Büros werden neue Möbel aufgestellt. Das muss alles reibungslos funktionieren, Sie glauben gar nicht, was sonst hier los ist.«
Mittlerweile hatten sie die Tür erreicht, und Julia warf der jungen Frau, deren Stimme zunehmend aufgebracht klang, einen ernsten Blick zu. »Es klingt in der Tat ein wenig pietätlos, wie Sie das nennen, denn für uns gibt es weitaus Wichtigeres als ein paar Büromöbel. Der Bereich um die Container bleibt so lange gesperrt, wie es notwendig ist, keine Minute länger, aber mehr kann ich Ihnen nicht versprechen. Übrigens«, sie zog den Ausdruck des Fotos aus der Innentasche ihres Mantels, »nachher werden ohnehin ein paar Kollegen kommen, aber wir können das ja gleich erledigen. Kennen Sie diese Person?«
Angewidert warf Verena Schubert den Kopf nach hinten, als Julia ihr den Ausdruck vor die Nase hielt.
»Nein, oh Gott, wie schrecklich.«
»Ja genau«, nickte die Kommissarin. »Schrecklich trifft es ganz gut. Wir haben ein totes Mädchen, noch etwas jünger als Sie, will ich meinen, welches das neue Jahr mit Sicherheit tausendmal lieber anders begonnen hätte als in einem Müllcontainer in Ihrem Hinterhof. Damit hat sie von uns eindeutig eine höhere Priorität verdient als Ihre Büromöbel, finden Sie nicht?«
»War ja nur eine Frage«, gab die Blondine zerknirscht zurück. »Ich bekomme heute früh nur den ganzen Frust von oben ab. Da, hören Sie?« Das Telefon läutete im Hintergrund, und der Wachmann rief ihren Namen. »So geht das schon die ganze Zeit. Ich muss los.«
Eilig verschwand sie in Richtung Empfang, und Julia und Frank betraten das Treppenhaus.
»Der hast du es aber ganz schön gegeben«, kommentierte Frank, sobald sich die Tür geschlossen hatte.
»Ist doch wahr. Wir haben hier eine Tote, das ist für mich relevant. Dabei interessieren mich weder Bergers Belehrungen wegen der Presse und schon gar nicht so ein Barbiepüppchen, deren Welt nur aus
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