Tödlicher Absturz: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Schickimicki besteht.«
»Trotzdem. Du hast doch gehört, sie bekommt das auch alles ab. Schickimicki beginnt erst ein paar Stockwerke weiter oben, du weißt doch, je weiter unten im Hochhaus man arbeitet, desto niedriger ist auch der Rang in der Nahrungskette.«
»Hmm. Dann sind wir ja jetzt genau richtig«, erwiderte Julia und stieß am unteren Ende der Treppe die Tür zum Korridor auf.
Hubert Brack erwartete sie bereits, er trug einen blaugrauen Kittel und eine fleckige Bluejeans und machte noch immer einen übermüdeten Eindruck.
»Was gibt’s denn noch?«, fragte er, ohne eine Begrüßungsfloskel abzuwarten.
»Wir wollten gestern schon zu Ihnen kommen, Sie waren aber leider nicht da«, begann Julia, »und auf Ihrem Handy konnten wir Sie auch nicht erreichen.«
»Ach, Sie waren das?« Brack kratzte sich an der stoppeligen Wange. »War gestern in der Kneipe, keinen Empfang, vermute ich, vielleicht lag’s auch am Handy. Das spinnt manchmal. Na, und heute früh konnte ich nicht rangehen, da war ich gerade vor dem Haus, wir sollen uns da nicht zum Rauchen oder Telefonieren hinstellen. Das stört die feinen Herrschaften. Da habe ich es lautlos gestellt, und zurückrufen ging nicht. Guthaben, Sie wissen ja.«
»Schon okay. Aber es kann eben sein, dass sich noch Fragen ergeben, da wäre es gut, wenn Sie erreichbar sind«, erklärte Hellmer. »Haben Sie kein Festnetz?«
»Wozu?«, fragte Brack stirnrunzelnd zurück. »Kostet nur Geld, das vom Amt nicht bezahlt wird. Hat sich denn irgendwas Neues ergeben?«
»Nun ja, wir haben noch nicht viel, aber es wurde DNA am Tatort gefunden.« Julia entschied, nicht weiter ins Detail zu gehen.
»DNA? Sie meinen, weil ich ohne Handschuhe am Container war und so?«
»Möglich«, nickte Julia. »Jedenfalls würden wir gern eine Probe nehmen, ein Speichelröhrchen haben wir dabei. Es sei denn, Sie möchten das lieber auf dem Präsidium erledigen. Meistens laden wir dazu ein oder haben die Spurensicherung für so etwas dabei, aber Sie sind ja bisher der Einzige, den wir zu testen haben.«
»Weiß nicht«, brummte Brack, »meinetwegen können wir das gleich erledigen. Habe keine Lust, extra irgendwohin zu fahren.«
Julia nickte ihrem Partner zu, dieser streifte Einweghandschuhe über, öffnete die sterile Packung eines schmalen Plastikröhrchens und schraubte den Deckel auf, an dessen Innerem ein Wattestäbchen befestigt war.
»Jetzt mal bitte schön ah sagen, wie früher beim Doktor«, lächelte er auffordernd und fuhr dann mit der Watte vorsichtig durch Bracks linke Wangentasche. Hellmer drehte und bewegte das Stäbchen mehrmals, dann führte er es vorsichtig, ohne den Rand zu berühren, zurück in das Röhrchen und schraubte den Deckel zu.
»Das war’s schon, besten Dank.«
Er entledigte sich der Handschuhe und beschriftete den Probenbehälter mit einem dünnen Edding.
»Was passiert als Nächstes?«, erkundigte der Hausmeister sich.
»Eigentlich läuft das wie im Fernsehen«, erläuterte Durant knapp, »wir erstellen einen genetischen Fingerabdruck und vergleichen ihn mit dem Sample, also der Probe, die wir beim Opfer festgestellt haben. Und mit all jener DNA, die uns eben am Container begegnet, also etwa Hautpartikel am Griff und so.«
»Ach, gibt es auch noch andere DNA außer meiner?«, erkundigte sich Brack neugierig. Mist, dachte Julia. Sie wollte das mit dem Sperma nicht preisgeben, solange es sich vermeiden ließ. Sobald nach außen dringen würde, dass die Belegschaften der bekanntesten Firmen der Finanzbranche wegen Spermaspuren an einem toten Mädchen zur DNA-Reihenuntersuchung antreten mussten, würde die Presse über den Fall herfallen wie die Aasgeier. Und Berger würde ihr den Kopf abreißen, was er in den vergangenen Jahren zwar schon öfter mal angedroht hatte, und es war ihr meist herzlich egal gewesen, aber man musste es ja schließlich nicht ohne Not riskieren.
»Am Opfer selbst, ja«, wich Julia Durant aus, »aber das ist normal. Es gibt immer irgendwelche Spuren, sobald man mit anderen Menschen Kontakt hat. Deshalb ist es ja auch wichtig, sicherzustellen, dass Ihre DNA sich nur abseits befindet, dort, wo Ihre Aussage das erklären kann. Immerhin waren Sie derjenige, der die Leiche gefunden hat, da wird Ihnen natürlich niemand etwas vorwerfen.«
»Na, wenn Sie das sagen«, entgegnete Brack, klang jedoch nicht ganz überzeugt.
»Bei uns wäre das etwas anderes«, fügte Hellmer hinzu. »Wir würden von den Jungs der Spurensicherung gehörig
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