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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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vergewissern, dass alles zu seiner Zufriedenheit ausgefallen ist. Ich wollte heute Morgen nicht unhöflich sein. Wir können unser Gespräch gerne fortsetzen.« Rudi Maiers eisblaue Augen hielten Cathrines forschendem Blick stand.
    »Das wäre wunderbar, ich muss nur …«
    »Um das Hotelzimmer kümmern wir uns später«, flüsterte Maier vertraulich. »Das ist kein Ort für eine Dame wie Sie. Unser Büro hat Verbindungen zu einer Reihe passenderer Etablissements für eine Frau Ihrer Klasse«, fügte er hinzu. Er hakte Cathrine freundschaftlich unter und führte sie auf die Straße. »Ich kenne ein hübsches Lokal, nur ein paar Minuten mit dem Auto von hier entfernt. Warten Sie, ich hole schnell meinen Wagen.«
    Cathrine schaute der athletischen Erscheinung hinterher. Die langen Locken wippten bei jedem Schritt auf und ab. Ein wenig verärgert musste sie sich eingestehen, dass sie Maier wie ein Schulmädchen gehorchte und jedem leisesten Wink von ihm folgte. Entweder war er ein Meister der Verstellung oder ganz anders, als Tom und sie vermuteten.
    Ein Auto hielt neben ihr. Die Beifahrertür ging auf, und Rudi rief: »Steigen Sie ein. Dann sind wir in zwei Minuten da.«
    Cathrine war sich sicher, dass sie irgendetwas übersehen hatte, kam aber beim besten Willen nicht darauf, was es war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie sich jetzt besser nicht in Rudi Maiers Auto setzte, trotzdem tat sie es. Der Beifahrersitz roch beruhigend nach neuem Leder.
    Rudi streckte seine Hand vor, trommelte mit den Fingern auf das Armaturenbrett und betrachtete sie amüsiert. Dann begann er laut zu zählen: »Eins … zwei … drei … vier … Kommen Sie, Cathrine, Sie enttäuschen mich.«
    In diesem Augenblick wurde Cathrine schlagartig klar, was sie bislang übersehen hatte: Rudis kleiner Finger war intakt. Das oberste Fingerglied fehlte nicht.
    »Bravo, Cathrine, jetzt wissen Sie, wie alles zusammenhängt.«
    Rudi streckte ihr die Hand entgegen, und als sie sie reflexartig ergriff, spürte sie den leichten Stich an ihrem Unterarm. Schon machte sich Gleichgültigkeit in ihrem Körper breit, nicht unähnlich der unbekümmerten Trägheit, die einen am ersten Tag des Urlaubs überfällt, wenn man das Gefühl hat, aus einem Meer an Zeit zu schöpfen und es sich leisten zu können, ein paar Tage lang alles zu vergessen.
    Gleich darauf wurde das angenehm entspannte Gefühl von einer dumpfen Angst abgelöst, als Cathrine bemerkte, dass sie ihre Arme und Beine nicht mehr bewegen konnte. Sie kam sich vor wie in einem Traum, in dem man schreien will, aber keinen Ton herausbekommt, in dem man wegrennen will, die Beine einem aber nicht gehorchen. Mit eigenartig distanzierter Resignation nahm sie wahr, wie Rudi Maier ihr über die Stirn strich und ihr gleich darauf eine Ohrfeige gab. Sie fühlte keinen Schmerz.
    Rudi beugte sich über sie und legte ihr den Gurt an. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Nicht Rudi, sondern Hans. Hans.«
    Cathrine versuchte, den Namen mit den Lippen zu formen, aber es gelang ihr nicht. Sie spürte noch, wie ihr Mund aufklappte, dann wurde alles schwarz.
    Hans rief seinen Bruder an. »Die Tochter des Eismeeres ist gezähmt«, lautete der Bescheid.
    »Sorg dafür, dass sie sicher nach Hause kommt.«
    Hans legte auf, startete den Wagen und verließ Wien in rasendem Tempo.
     

Gesichtslose Krieger
    Der Kofferraumdeckel ging auf. Frische Luft strömte herein und kühlte Toms überhitztes Hirn ab.
    »Raus!«
    Tom kletterte aus dem Kofferraum. Sie befanden sich in einer verlassenen Gegend irgendwo draußen auf dem Land. Der Wagen parkte vor einer hohen Mauer, hinter der ein altes Backsteingebäude lag. Beides war von Efeu und wildem Wein überwuchert, das Haus wirkte baufällig und schien schon eine ganze Weile nicht mehr bewohnt zu sein. Schräg links hinter der Mauer war die Spitze eines Turmes zu sehen. Ein Schwarm Vögel fing Toms Aufmerksamkeit. Große Vögel, wahrscheinlich Raubvögel, er hatte noch nie so viele auf einem Fleck gesehen. Ein paar Takte aus Aïda drangen an sein Ohr, offenbar eine Liveaufnahme, dem nun folgenden Applaus nach zu urteilen.
    Die Mauer umschloss einen riesigen Park, der einmal eine sorgfältig gepflegte Anlage gewesen sein musste, momentan aber eher einer Wildnis glich. Der Teich war zugewuchert, und auf den in das Erdreich gehauenen Terrassen spross eine abenteuerliche Mischung aus heimischen und exotischen Pflanzen. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie auf das Gebäude zugingen. Rudi,

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