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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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nachzuschenken.
    Arpata lächelte. Victors Schmeicheleien schienen ihm zu behagen. Gina sagte nichts, versuchte aber, entspannt zu wirken. Sie strich mit der Hand über den roten Seidenschal, den Victor gekauft hatte und der zusammen mit passenden Schuhen und einer Tasche in ihrem Hotelzimmer gelegen hatte. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich gefallen hatte, als sie sich in dem vergoldeten Spiegel, der vor ihrem Bett hing, betrachtet hatte.
    Arpata strich prüfend mit seiner Fußspitze über die Innenseite von Ginas rechtem Unterschenkel. Ihr schauderte bei dem Gedanken an das, was ihr bevorstand. Sie hatte schon öfter abstoßende Kunden gehabt, aber Arpata war wirklich ein besonderes Kaliber. Sein ganzes Wesen hatte etwas Suspektes. Sie hoffte, dass die Zeit langsam verging, sehr langsam, wenngleich sie längst den Appetit verloren hatte und nur noch in ihrem Lammcarrée herumstocherte.
    »Hat Ihnen mein Nemorino gefallen?« Arpata blickte Gina mit weit geöffneten Pupillen an.
    »Ihr …? Doch … ich mag … Ihre Stimme. Aber auch die Adina war richtig gut.« Gina war erleichtert, überhaupt eine Antwort herausgebracht zu haben, doch Kamarov verdrehte die Augen, als sie ihn ansah. Es war ein Fehler gewesen, jemand anderen als Arpata zu loben.
    »Adina!«, rief Arpata prompt aus. »Diese Matrone, die ständig brüllt, um mich zu übertönen. Ich sollte die dreifache Gage bekommen, wenn ich mit ihr singe.«
    »Auch das können Sie mir überlassen. Doris Bühmel ist offensichtlich nicht in der Lage, Ihre Interessen richtig zu vertreten. Ich hätte es niemals zugelassen, dass Sie gemeinsam mit dieser Frau auftreten. Einen Cognac?«
    »Ich muss morgen singen.«
    »Caruso hat vor seinen Vorstellungen immer einen Cognac getrunken. Er behauptete, er schmiere die Stimmbänder und hielte sie elastisch. Sie erinnern mich an Caruso.«
    Gina sah Victor an. Sie hasste ihn für das, was er von ihr verlangte, konnte aber nicht umhin, ihn für sein gewagtes Spiel zu bewundern. Er wickelte Arpata in ein Netz aus Schmeicheleien und Beweihräucherung, goss Wasser auf die Mühlen seiner Eitelkeit und machte ihn glauben, seine Gier nach Geld und Erfolg kenne nur eine einzige Antwort: Victor Kamarov.
    Als Victor sich umdrehte, um dem Oberkellner ein Zeichen zu geben, legte Arpata blitzschnell seine Hand auf Ginas Schenkel und ließ sie bis zum Rand ihres Slips gleiten, ehe er sie wieder wegzog. Das Ganze ging so schnell, dass Gina sich fragte, ob es wirklich geschehen war. Doch dann war sein Fuß wieder da. Sie sah, wie Arpata vor Erregung schwitzte, und fühlte sich unwohl. Was für ein grausamer Betrug, an dem sie da mitmischte.
    »Meine Freunde«, hörte sie Victors Stimme, »die Opernwelt schläft nie. In Australien geht gerade die Sonne auf, und ich muss leider ein paar dringende Telefonate mit Sydney führen.«
    Das war das Stichwort, das Victor und sie vereinbart hatten. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Gina hatte das Gefühl, ihrer eigenen Hinrichtung entgegenzugehen. Kaum hatte Victor ihnen den Rücken zugedreht, war Arpatas Hand wieder da. Dieses Mal ging er hartnäckiger zu Werke.
    »Geh du vor«, sagte er. »Welche Zimmernummer hast du?«
    »216.« Gina holte tief Luft, stand auf und ging zum Fahrstuhl. Ihr Schritt schmerzte nach Arpatas heftigem Gefingere. Aber schlimmer noch schmerzte die Enttäuschung über Victors Verrat, sie bohrte sich wie ein Skalpell in ihren Unterleib.
    Als sie in das Zimmer kam, nahm sie die dicke, gefütterte Tagesdecke vom Bett und schlug die Bettdecke zur Seite. Sie warf einen Blick in den Spiegel, um ihre Schminke zu überprüfen, ärgerte sich dann aber über sich selbst. Warum sollte sie sich für Arpata schön machen? Sie verabscheute ihn. Wo war Victor? Sie betete, dass er rechtzeitig zur Stelle war, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
    Es klopfte.
    Das geile Schwein, dachte Gina. Der hat nicht lange gefackelt, um mir zu folgen.
    Sie hatte kaum die Tür geöffnet, als er sich auch schon auf sie stürzte. Ihr schoss durch den Kopf, wie unglaublich schnell sich dieser feiste Kerl bewegen konnte. Dann verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige. Mit einem Mal verstand sie, was sie schon während des Essens in seinem Blick bemerkt hatte, und wusste, dass das, was jetzt kam, mit Schmerzen verbunden war. Sie kippte aufs Bett und versuchte, sich zu besinnen und von dem Schlag zu erholen. Aber er war schon wieder da. Legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, sodass sie kaum atmen

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