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Tödlicher Applaus

Tödlicher Applaus

Titel: Tödlicher Applaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Øystein Wiik
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Arbeitsplatten und dem Tisch, während er leise die Turm-Arie vor sich hin summte. Er holte den Staubsauger und saugte gründlich alle Böden. Im Bad wischte er die Fußabdrücke von den Fliesen. Dann nahm er das Cognacglas, das noch dort stand, und gönnte sich einen Schluck.
    »Prosit, mein Rosenkavalier«, sagte er und bewunderte die Arbeit dieses Tages. Richter schwebte ruhig in einem Meer roter Rosenblätter. Sein Mund stand weit offen und entblößte das nackte Zahnfleisch. Rudi wischte den Glasrand ab und schüttete den Rest des Cognacs in Richters aufgerissenen Schlund, stellte das Glas neben Richters Kopf ab und trat den Rückzug an.
    Er drehte eine letzte Runde durch den Salon, versicherte sich, dass er auch nichts übersehen hatte, schloss leise die Tür hinter sich und verschwand in der Menge Sex suchender Männer am Lerchenfelder Gürtel.
     

Väterliche Sorge
    »Kommt nicht in Frage! Maria fehlt die Bühnenerfahrung! Sie ist zu jung, und ihre Stimme braucht noch Zeit, um zu reifen! Es wäre Wahnsinn, ihr jetzt bereits eine so große Rolle zu geben! Das kann ihre Entwicklung für immer zerstören!«
    »Woher wollen Sie das wissen? Sie kommt als Einzige für diese Rolle infrage!« Rudi Maier warf Maria ein aufmunterndes Lächeln zu.
    Victor Kamarov beugte sich über den massiven Mahagonischreibtisch und legte all sein Gewicht als Manager und Vater in seine Haltung.
    »Papa, ich kann die Rolle komplett, sie passt unglaublich gut zu meiner Stimme.«
    »Jugendlicher Übermut!« Kamarov drehte sich um und trat ans Fenster. In erster Linie, um die Seelenqualen zu verbergen, die er gerade durchlitt. Er zweifelte nicht daran, dass seine Tochter mit der Rolle Erfolg haben würde. Das konnte durchaus ihr Durchbruch sein, nicht nur national, sondern auf der großen, internationalen Bühne. Dafür würden die Live-Übertragungen sorgen. Sie könnte über Nacht weltberühmt werden.
    Aber genau das machte ihm Angst. Irgendwo da draußen war ein irrer Mörder unterwegs, und er konnte sich nicht von dem Gedanken freimachen, dass er ganau diese Uraufführung im Visier hatte. Tom Hartmann kannte sich gut genug aus, um sich diese Gelegenheit nicht entgehen zu lassen. Allerdings: Bei den massiven Sicherheitsvorkehrungen würde es ihm wohl kaum gelingen, in den Zuschauerraum zu gelangen, jedenfalls nicht zur Premiere. Wenn er aber einen Komplizen hatte? Der Reihe nach stornierten seine Sänger ihre Verträge mit den Opernhäusern dieser Welt. Und auch wenn er nach außen hin nichts als Verachtung für eine solche Einstellung demonstrierte, verspürte er innerlich Todesangst und konnte seine Sänger verstehen. Sollte er da seine einzige Tochter als Zielscheibe für einen Mörder preisgeben? Rudi Maier riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Lassen Sie uns einen Moment ins Vorzimmer gehen«, sagte er. Er nahm Kamarovs Arm und führte ihn resolut nach draußen.
    Überrascht ließ Kamarov es geschehen. Niemand hatte je etwas Derartiges gewagt. Er war von Rudis Manöver vollkommen entwaffnet.
    »Setzen Sie sich.« Kamarov nahm Platz, gehorsam wie ein Schuljunge. Rudi nahm sich viel Zeit, ehe er mit gedämpfter Stimme fortfuhr: »Maria ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben. Können Sie da wirklich Nein sagen? Sie würde Ihnen das nie verzeihen.«
    »Ich kann ihr eine andere Rolle verschaffen. Ich bin Victor Kamarov.«
    »Ja, und genau das ist das Problem! Wenn Sie ihr eine Rolle verschaffen, werden sowohl die Kritiker als auch das Publikum sagen: Die hat sie nur gekriegt, weil sie Kamarovs Tochter ist! Diese Rolle hier hat sie sich aber eigenhändig verschafft. Und noch etwas …« Rudi machte eine wohlkalkulierte Pause.
    »Ja, was noch?« Kamarov missfiel sein Schweigen.
    »Nein, das ginge jetzt zu weit …«
    »Raus damit, ich hasse unvollendete Sätze.«
    Rudi warf Kamarovs Sekretärin einen Blick zu. Sie verstand die Botschaft und hastete nach draußen, als hätte sie dringend etwas zu erledigen.
    »Der Signaleffekt«, sagte Rudi. Er war sich im Klaren darüber, dass er Kamarovs Geduld strapazierte.
    »Ersparen Sie mir die Ratespielchen.« Kamarov machte Anstalten, aufzustehen und wieder in sein Büro zu gehen.
    Rudi versetzte ihm den logischen Gnadenstoß. »Alle Kamarov-Sänger treten aus Angst, ermordet zu werden, von ihren Verträgen zurück. Nur eine Sängerin trotzt den Drohungen und wagt alles! Kamarovs Tochter, Maria Steen Kamarov! Stellen Sie sich mal die Schlagzeilen

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