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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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einem Lokalblatt von Glendale erschienen war, was auch erklärte, warum wir bei unserer ersten kursorischen Suche nicht darauf gestoßen waren. Bailey loggte sich ins Nachrichtenarchiv ein und wurde fündig. Die Arztpraxis war in Glendale. Ein Anruf genügte, und wir hatten sofort eine Arzthelferin am Apparat, die Zugang zu den Patientendaten hatte. Nach dem Versprechen, demnächst eine offizielle Anforderung nachzureichen, war sie ohne Umschweife zu einem inoffiziellen Gespräch bereit.
    Sie bestätigte uns ohne jeden Zweifel, dass Lilah Clomid-Injektionen bekommen hatte, Fruchtbarkeitshormone also.

48
    B ailey fuhr über die Alameda Avenue in Richtung Golden State Freeway, der uns wieder ins Zentrum bringen würde. Eigentlich hätte ich gern noch ein paar von Zacks und Lilahs Nachbarn befragt, aber es war ein langer Tag gewesen, und bei uns beiden war die Luft raus. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, einen Nachbarn zu finden, der noch etwas Substantielles zu sagen hätte, eher gering. An die Türen der Nachbarschaft zu klopfen war eine Routinemaßnahme der Polizei, und Rick war an jedem einzelnen Haus im Umkreis von fünf Blöcken gewesen. Die Befragungsprotokolle waren also vermutlich zuverlässig.
    Trotzdem wollte ich auf jeden Fall das Haus sehen, in dem der Mord stattgefunden hatte. Ich musste Tatorte immer genau vor Augen haben, selbst wenn die Tat, wie in diesem Fall, Jahre zurücklag und der eigentliche Tatort gar nicht mehr existierte – der neue Besitzer hatte das Souterrain mit Beton zugeschüttet, um sämtliche Erinnerungen an die blutige Angelegenheit auszulöschen.
    »Wollen wir noch zu dem Haus fahren?«, schlug ich vor. »Nur kurz.«
    Bailey sah auf die Uhr. »Warum nicht. Es ist schon Feierabendverkehr, und wir kämen sowieso nicht gut durch.«
    Sie machte eine Kehrtwende, nahm den Glenoaks Boulevard bis zur Louise Street und fuhr dann gegenüber von dem Haus an den Straßenrand. Es war absolut unscheinbar. Ungefähr sechshundert Quadratmeter, ein neuer weißer Anstrich, grüne Fensterläden an den zweigeteilten Fenstern, die auf die Straße hinausgingen. Die meisten Grundstücke in diesem Block waren schmal, aber sehr tief und hatten einen anständigen Garten zum Spielen oder Bepflanzen. Ein tolles Haus für Kinder, wie der Minivan in der Einfahrt bestätigte.
    »Wusstest du, dass Makler es Kaufinteressenten mitteilen müssen, wenn auf dem Grundstück ein Verbrechen begangen wurde?«, fragte ich Bailey.
    »Wusste ich.«
    »Würdest du ein Haus kaufen, wenn du wüsstest, dass dort ein Mord verübt wurde?«
    Bailey blickte in den Rückspiegel und zog dann auf die Straße. »Wohl kaum.«
    Bailey hatte Angst vor Gespenstern?
    »Wegen der schlechten Aura?«, fragte ich.
    »Nein. Ich würde nur ständig nach Indizien suchen müssen.«
    Bailey fädelte sich in den kriechenden Verkehr ein, und wir schoben uns schweigend über den Freeway, während das schwache graue Licht des Tages allmählich der Dunkelheit wich.
    »Ich habe keine Ahnung, was ich von dieser Fruchtbarkeitsbehandlung halten soll«, sagte ich. »Selbst wenn sie beschlossen hatte, keine Kinder zu wollen, gibt es doch weniger drastische Verhütungsmethoden, als den Ehemann umzubringen.«
    Bailey nickte. »Andererseits sehe ich darin auch keinen Beweis dafür, dass sie es nicht getan hat.«
    »Darin nicht, nein.«
    »Darin nicht?«, hakte Bailey nach. »Bezweifelst du denn, dass sie es getan hat?«
    »Ich weiß es einfach nicht«, sagte ich. »Je genauer wir hinschauen, desto weniger sehen wir. Es scheint, als würden die Indizien immer schwächer und schwächer – zumindest aus meiner Perspektive.«
    Es war wie am Meer, wo einem der Sand unter den Füßen weggespült wurde, wenn das Wasser abfloss.
    Bailey seufzte. »Stimmt schon. In meinem Kopf geht es auch ständig hin und her: Sie hat es getan, sie hat es nicht getan. Das Urteil der Jury kommt mir schon gar nicht mehr so verrückt vor.«
    Dem konnte ich nur zustimmen. Trotz aller Bemühungen blieb unser Bild von Lilah verschwommen. Je weiter wir uns dem Zentrum näherten, desto größer wurden die Wolkenkratzer, und ich stellte mir vor, wie ich in meine Suite kam, etwas zu essen bestellte und keinen Anruf von Graden zu erwarten hätte. In meiner Brust breitete sich Eiseskälte aus. Instinktiv schlang ich die Arme um den Oberkörper.
    »Würde es dir was ausmachen, mich bei Checkers rauszulassen? Ich brauche einen Tapetenwechsel.«
    Das Restaurant lag nahe genug am Hotel, dass ich

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