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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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schlagartig, ein dramatischer Effekt, den sie und diverse zweitklassige Schauspieler entschieden überstrapazierten. In einem Abschlussplädoyer konnte das aber durchaus Eindruck schinden.
    Dieses Mal hakte ich nach. »Aber bei ihr war es stärker ausgeprägt?«, fragte ich. »Inwiefern?«
    »Sie tat nichts ohne Hintergedanken«, sagte Phyliss. »Sie war immer zielorientiert, zu hundert Prozent. Lilah hat ihre Arbeit gemacht, keine Frage, und sie war gut. Aber an der persönlichen Front hat sie mindestens ebenso hart gearbeitet.«
    »Sie hat den Partnern schöne Augen gemacht, meinen Sie?«, fragte Bailey.
    »Ja«, antwortete Phyliss. »Sie sah gut aus, und das hat sie ausgenutzt. Sie hat die Männer um den kleinen Finger gewickelt.«
    Mehr als nur ein Hauch Eifersucht sprach aus Phyliss’ Stimme, und ich konnte nicht behaupten, dass ich ihr das vorwerfen würde.
    »Hatte sie denn eine Affäre mit einem der Partner?«, fragte ich und dachte, dass unser Freund Lyle Monahan, der Seniorpartner, ein guter Fang wäre. »Oder mit einem Mandanten?«
    »Von Mandanten weiß ich nichts«, sagte Phyliss. »Wir haben nicht an denselben Fällen gearbeitet. Und Partner? Nicht dass ich wüsste. Dabei machen derartige Neuigkeiten hier schnell die Runde.« Sie zögerte, dann sagte sie: »Ich glaube nicht, dass Lilah an dieser Front aktiv war. Sie war schlau genug, niemanden zu begünstigen. Im Prinzip hat sie niemanden an sich herangelassen. Nicht uns, nicht die Partner, niemanden.«
    »Wussten Sie, dass sie verheiratet war?«, fragte ich.
    »Das hat niemand von uns gewusst, und es war ein echter Schock, das können Sie mir glauben. Dass Lilah mit einem Polizisten verheiratet sein sollte, war das Letzte, was irgendjemand vermutet hätte.«
    Allen schien es so zu gehen. Da wir wieder am Ausgangspunkt angelangt waren, fragte ich Phyliss, ob sie noch irgendwelche Beobachtungen hinzufügen wolle. Wollte sie nicht.
    »Wir würden gerne noch mit Joel sprechen«, sagte ich. »Können Sie uns sagen, wo sein Büro ist?«
    »Zwei Türen weiter«, sagte Phyliss. »Mittlerweile ist er wahrscheinlich essen gegangen. Kommen Sie, ich wollte auch gerade los. Ich zeige es Ihnen.«
    Wir folgten Phyliss in den Flur. Bevor wir Joels Büro erreichten, sprach uns eine junge männliche Stimme an.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Die Stimme gehörte einem Sekretär, der in Hemd und Krawatte in einem dieser abgeteilten Kabuffs saß und ein unangenehm gesund aussehendes Sandwich mit Sprossen und Avocado aß. Das Namensschild neben seinem Computer besagte, dass er Teddy Janeway hieß.
    »Wir suchen Joel Carstone«, sagte ich.
    »Darf ich fragen, was Sie von ihm wollen?«, erkundigte sich Teddy freundlich, aber bestimmt.
    Warum hatte ich nicht auch einen solchen Sekretär? Dann dachte ich wieder an Audreys Reaktion, als ich ihr von den Gehältern bei der Staatsanwaltschaft erzählt hatte.
    Bailey stellte uns vor und sagte: »Wir möchten mit ihm über Lilah Bayer sprechen.«
    »Wirklich?« Teddys Miene zeigte Interesse. »Dann will ich mal sehen, ob ich ihn nicht auftreiben kann.«
    Er nahm den Telefonhörer und tippte eine Nummer ein.
    Phyliss salutierte scherzhaft. »Da ich meiner Pflicht offenbar Genüge getan habe und mir nur noch sieben Minuten für mein Mittagessen bleiben …«
    »Gehen Sie ruhig, Phyliss«, sagte ich. »Sie waren uns eine große Hilfe. Danke.«
    »Kein Problem«, sagte sie.
    In langen Schritten eilte sie zum Aufzug, während Bailey und ich an Teddy Janeways Schreibtisch traten. Er legte auf und schüttelte den Kopf. »Aus irgendeinem Grund geht Joel nicht dran.«
    »Wissen Sie, wann er wiederkommt?«, fragte ich.
    »In spätestens zwanzig Minuten. Diese Juniorpartner essen nie lange zu Mittag.«
    Das Klischee von der Sklavenarbeit in den großen Kanzleien entsprach also offenbar der Wahrheit. Andererseits hatte ich selbst nicht gerade Grund zum Jubeln. Meine Arbeitsbelastung war auch nicht geringer, die Entlohnung hingegen um Welten. Ich wischte diese unangenehmen Gedanken beiseite und dachte über unser Vorgehen nach.
    Warten wollte ich nicht. Nach allem, was wir bislang gehört hatten, würde uns Joel auch nichts Neues erzählen können. Außerdem hasste ich es zu warten – egal worauf.
    »Haben Sie Lilah zufällig gekannt?«, erkundigte sich Bailey bei Teddy.
    »Als Lilah Rossmoyne«, antwortete er. »Und wenn Sie wissen wollen, ob Joel sie gut gekannt hat, dann lautet die Antwort nein. Er war nur Juniorpartner, weshalb er

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