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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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sagen. Ich möchte dich nicht stören.«
    »Nein, nein, du störst überhaupt nicht«, sagte ich und spürte, dass sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. »Setz dich. Probier den Wein.«
    Nachdem er sich gesetzt hatte, beugte ich mich vor und flüsterte: »Und sieh nicht zu der Dame hinter dir.«
    »Muss ich ja jetzt wohl.«
    »Aber unauffällig bitte.«
    Er tat es mit der nötigen Zurückhaltung, indem er sich ein bisschen zu weit umdrehte, als der Kellner kam, um seinen Getränkewunsch entgegenzunehmen. Daniel sagte, er trinke von meinem Wein mit, und gönnte sich dann noch einen zweiten Blick, als der Kellner auf eine gebieterische Geste der Dame reagierte. Dann wandte er sich wieder mir zu und grinste.
    »Stockbetrunken, würde ich sagen. Ihrem herrischen Auftreten tut das aber keinen Abbruch.«
    »Ihr eingebildeter Freund scheint allerdings ein unterhaltsamer Typ zu sein«, stellte ich fest.
    »Die Glückliche«, sagte Daniel. »Ich habe nur vergrätzte Richter zu Freunden.«
    »Die sind aber nicht so überheblich. Außerdem sind es nicht deine Freunde.«
    »Das erklärt einiges«, sagte Daniel mit einem bedauernden Lächeln.
    »Was führt dich zu einem einsamen Dinner ins Zentrum?«
    »Ich habe ausnahmsweise einmal einen eigenen Prozess«, antwortete Daniel, der sonst nur als Zeuge in den Fällen anderer auftrat.
    »Was für einen Prozess?«
    »Zivilsache. Ich verklage eine Versicherung, weil sie ihre Leistungen nicht auszahlt.«
    »Stets im Auftrag des Herrn unterwegs. Darauf sollten wir trinken.« Ich hob mein Glas. Wir stießen an und tranken. Da mein Glas nun leer war, nahm Daniel die Flasche, um mir nachzuschenken.
    »Leer«, sagte er und hielt die Flasche gegen das Licht. »Das ist inakzeptabel. Mein Kampf gegen die Mächte der Finsternis verdient es, gebührend gefeiert zu werden.«
    »Und was ist mit dem stattlichen Erfolgshonorar?«
    »Das habe ich noch nicht und werde es vielleicht auch nie bekommen«, sagte er und winkte den Kellner herbei.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Das hab ich doch schon einmal gehört.«
    Mir war klar, dass er den Fall gewinnen würde, aber ich war abergläubisch genug, um es nicht auszusprechen. Der Kellner kam, und Daniel bestellte noch eine Flasche. Außerdem nahmen wir beide das Lammkarree im Gemüsebett.
    »Und du fährst jeden Tag ins Zentrum?«, erkundigte ich mich. »Das ist ja eine höllische Pendelei.«
    Daniel hatte ein Haus in Hidden Hills in der Nähe von Calabasas. Das war eine wunderschöne, sehr teure Gegend mit vielen Pferden, aber es war mindestens eine Stunde vom Zentrum entfernt. Im morgendlichen Pendlerverkehr würde er eher zwei Stunden brauchen.
    »Deshalb tu ich es ja auch nicht«, sagte Daniel.
    Der Kellner kam mit der Flasche und schenkte uns beiden einen Schluck ein. Wir nickten, und er füllte unsere Gläser.
    »Tust du nicht?«, fragte ich, als der Kellner weg war.
    Daniel schüttelte den Kopf. »Ich habe für die Dauer des Prozesses eine kleine Wohnung im Zentrum gemietet. Wohnst du noch im Biltmore?«
    Ich nickte.
    »Dann wohne ich nur sechs Blocks von dir entfernt«, sagte er lächelnd.
    Ich schaffte es, mir ebenfalls ein Lächeln abzuringen, und sagte so etwas wie: »Das ist ja schön«. Dann nahm ich mein Glas und schüttete es in mich hinein, als wäre es ein Milchshake.

50
    O bwohl ich seine Gesellschaft definitiv genoss, war es auch anstrengend, mich mit dem Mann zu unterhalten, der einst die bessere Hälfte meines Lebens gewesen war. Zunächst wich ich seinem Blick also aus, weil ich Angst vor dieser Vertrautheit hatte. Die Entdeckung, dass er nur einen kurzen Fußmarsch von mir entfernt wohnte, war auch nicht gerade hilfreich.
    Mit der Zeit entspannte ich mich aber, und wir führten die mühelose Konversation zweier Leute, die einmal das Leben miteinander geteilt hatten und jetzt immerhin noch in derselben Welt lebten. Als wir um die Rechnung baten – ich bestand darauf zu teilen –, tat es mir fast leid, dass es vorbei war.
    »Gehst du ins Biltmore?«, fragte Daniel, als wir aufstanden und unsere Mäntel anzogen.
    »Ja.« Ich hoffte, er würde nicht fragen, ob wir zusammen ein Nachttaxi nehmen sollten. Es war ein wunderbarer Abend gewesen, und ich war emotional ein wenig instabil. Unter dem Einfluss des vielen Alkohols könnte ich eine echte Dummheit begehen.
    »Mein Auto steht auf dem Parkplatz«, sagte Daniel. »Ich kann dich dort absetzen.«
    Ob es eine bessere Idee war, mit Daniel allein in einem Wagen zu sein, war

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