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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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aufdringlich.
    In meiner Suite nahm ich eine lange, heiße Dusche, dann goss ich mir ein Glas Pinot Noir ein, setzte mich aufs Sofa und legte die Füße hoch.
    Daniel und ich hatten uns nicht getrennt, weil ich ihn nicht mehr liebte. Und es hatte auch keiner den anderen betrogen oder sonst irgendetwas Verletzendes getan. Ich hatte einfach nicht mit diesen ständigen, teils ausgedehnten Reisen umgehen können. Das hatte ich ihm aber genauso wenig sagen können, wie ich ihm von Romy erzählen wollte. Irgendwann ist die Beziehung dann schlicht an unserer mangelnden Fähigkeit zur Kommunikation gescheitert. An meiner mangelnden Fähigkeit zur Kommunikation, um genau zu sein.
    Diese Einsicht brachte mich wieder zu Graden zurück. Auch dieses Zerwürfnis hatte mit meiner Vergangenheit zu tun. Oder war es eher meine Unfähigkeit, mit meiner Vergangenheit umzugehen? Nein. Ich war nicht bereit, die gesamte Schuld auf mich zu nehmen. Graden hatte hinter meinem Rücken agiert und meine Privatsphäre verletzt. Meine Geschichte müsste ich von mir aus erzählen. Es ging nicht an, dass er sie nach Lust und Laune irgendwo aufstöberte. Wieder spürte ich, wie in mir eine Feder aufgezogen wurde. Alles in mir war kampfbereit. Wenn ich so weitermachte, würde ich nicht schlafen können.
    Mit meinem Weinglas und einer Zeitschrift ging ich ins Bett. In der Ausgabe war ein Interview mit Johnny Depp, den ich sehr mag, aber nach diesem langen Tag und einer Menge Wein fielen mir innerhalb weniger Minuten die Augen zu. Die Zeitschrift rutschte vom Bett.
    Erst als ich das Licht ausmachte, dachte ich wieder an die Angst, die ich auf dem Gehweg vor Checkers empfunden hatte. Im Umgang mit der Angst war ich allerdings ein alter Hase, und so war ich klug genug, nicht mitten in der Nacht darüber nachzudenken. Ich nahm mir vor, es am nächsten Morgen zu tun, sank in die Kissen und dann in einen tiefen, unruhigen Schlaf.

51
    A m Montag saß ich im Gericht und wartete darauf, dass mein Fall aufgerufen wurde, als mir plötzlich eine Idee kam. Wir hatten alles getan, um Lilah mit konventionellen Mitteln zu finden, aber niemand aus ihrem früheren Leben hatte eine Ahnung, wo man sie suchen sollte. Möglicherweise gab es aber doch noch einen Weg. Soeben hatte ich eine Theorie zum Fall Zack durchgespielt, die uns vielleicht sogar bei unserer Suche nach Lilah helfen könnte.
    » Das Volk gegen Reynolds «, verkündete der Richter.
    Endlich wurde mein Fall aufgerufen. Der Verteidiger sprang auf, weil er die Sache hinter sich bringen wollte, und so einigten wir uns schnell auf einen Termin. Anschließend ging ich in die Snackbar, um mir ein Wasser zu holen.
    Als ich um die Ecke bog, sah ich Melia. Sie stand an einem Aufzug und unterhielt sich mit einem kleinen Mann, der sich offenkundig größer machen wollte, indem er sein Haar gen Himmel gelte. Krampfhaft dachte ich darüber nach, wieso er mir bekannt vorkam. Plötzlich erstarrte ich. Das war doch ein Reporter von einer dieser Nachrichtenagenturen. Und wenn Melia, alias Klatschzentrale, mit einem Reporter sprach, dann verhieß das nichts Gutes. Für mich könnte es zurzeit sogar eine Katastrophe sein. Wenn die Presse Wind vom Fall Bayer bekam, war ich geliefert. Ich ging in die Snackbar und gab vor, die Vitrinen zu studieren. Als der Mann in einen Aufzug trat, wollte ich mich schon auf Melia stürzen, als ich sah, dass sie ebenfalls in die Snackbar kam. Ich blieb also stehen.
    Im selben Moment, als sie eintrat, zog ich sie in die hinterste Ecke. »Was wollte der Mann?«, fragte ich.
    Melia verzog das Gesicht und riss ihren Ellbogen los. »Wo ist denn das Problem? Ich habe ihm nichts erzählt.«
    »Ich habe nicht gefragt, was du ihm erzählt hast«, stellte ich klar. »Ich habe gefragt, was er wollte.«
    Melia blickte mich beleidigt an. »Seit wann darf ich denn nicht mehr mit irgendwelchen Leuten reden?«
    Ich atmete tief ein, um sie nicht auf der Stelle zu erwürgen. »Er gehört nicht in die Kategorie ›irgendwelche Leute‹, Melia. Er ist Reporter. Und das kann ein Problem für uns sein – für uns alle.« Ich musterte sie eindringlich, aber ihre Miene verriet mir, dass ich es für sie noch einmal extra buchstabieren musste. »Auch für dich.«
    Melia seufzte verzweifelt. »Er hat mich nach den Leuten hier gefragt.«
    »Den Leuten hier?«
    Sie verdrehte die Augen. »Nach den Staatsanwälten von den Special Trials. Wie lange sie arbeiten, wie viele Fälle sie bearbeiten, solche Sachen, okay?«
    »Und

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