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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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hatte darauf bestanden. Wahrscheinlich wäre es ihr an seiner Stelle nicht anders gegangen. Da sie nur persönlich über ihre Aufträge sprachen, konnte er sich auch nur so über Fortschritte informieren.
    »Folgendermaßen sieht es aus.« Lilah beschrieb, was sie über den Geschäftsführer herausgefunden hatten, unterschlug aber, was über seinen »Mentor« herausgekommen war. Den wollte sie für sich behalten. Er war mehr wert, als der Lobbyist je zu zahlen bereit wäre.
    Dann hatte sie noch einen kleinen Fisch im Netz gehabt, den Buchhalter der Firma, einen überzeugten Familienvater mit zwei Töchtern, der sich offenbar eine überaus lustvolle Affäre leistete. Neben Dutzenden von heißen Liebesbriefen hatte Chase auch ein Foto vom Objekt seiner Begierde gefunden: ein gut bestückter Jüngling, der nur mit einer Schnürsenkel-Krawatte und Cowboystiefeln bekleidet war. Unter das Foto hatte er geschrieben: »In Liebe, Bryce.« Lilah hatte die Briefe und das Foto in den Schredder gesteckt und dem Buchhalter in einem anonymen Brief mitgeteilt, dass er in Zukunft keine Spuren mehr hinterlassen möge. Sie hatte keine Verwendung für diesen Mann, warum sollte sie ihn also ruinieren?
    »Großartig«, sagte Chevorin mit unverhohlener Bewunderung. »Könnten Sie nächste Woche das Gesamtpaket vorlegen?«
    »Ich rufe Sie an.« Lilah stand auf, um klarzustellen, dass das Treffen beendet war.
    Als der Lobbyist fort war, rief sie Chase an und zitierte ihn herbei. Sie wartete ebenfalls auf Informationen und hoffte, sie würden so erfreulich sein wie die für den Lobbyisten. Waren sie aber nicht.
    »Warum bist du nicht selbst hin, verdammt?«, fragte sie, als er ihr erzählt hatte, was im Hotel geschehen war.
    »Das Risiko konnte ich nicht eingehen«, antwortete er, erstaunt über ihre Aggressivität. »Mein Gesicht könnte auf den Videos zu sehen sein.«
    »Und da hast du dann einen Volltrottel hingeschickt? Der Befehl war doch ganz simpel: herausfinden, was sie haben. Und nicht eine Staatsanwältin krankenhausreif schlagen. Wegen dieses Idioten hat der Fall nun höchste Priorität.«
    Ihre Wut traf ihn – nicht zuletzt, weil sie recht hatte. Er hätte wissen müssen, dass man mit so etwas nicht einen Neuen beauftragte.
    »Er hat auch ihr Portemonnaie mitgenommen«, sagte er. »Vielleicht denken sie, es war einfach ein …«
    Lilahs Blick ließ ihn erstarren.
    »Du hast recht«, sagte er. »Du hast ja recht.«
    Ihre Stimme war leise und fast drohend, als sie ihm nun erklärte, was sie von ihm erwartete.
    Chase ging. Lilah atmete tief ein und trat ans Fenster. Ihr Kopf pochte, und das Sonnenlicht stach in den Augen. Als sie auf den Knopf drückte, um die Verdunklung herunterzulassen, merkte sie, dass ihre Hände zitterten. Der Überfall auf die Staatsanwältin war genau die Art von Anfängerfehlern, die sie ruinieren könnte. Plötzlich spürte sie wieder dieses verhasste Gefühl der Verletzlichkeit – das Gefühl, dass ihr die Dinge entglitten. Es speiste die überbordende Wut, die so viele ihrer mörderischen Albträume beflügelte.
    Normalerweise fühlte sie sich besser, wenn sie irgendetwas unternahm, aber es war zu gefährlich, planlos zu agieren. Sie presste die Hände aneinander, damit sie zu zittern aufhörten, und ging zur Küchenzeile. Nachdem sie drei Milligramm Xanax genommen hatte, packte sie Eiswürfel in ein Geschirrtuch, hielt es sich an die Stirn und legte sich auf die Couch, um die Wut verrauchen zu lassen. Eine Wut, die, wenn man sie nicht zügelte, die mörderischen Albträume wahr werden ließ.

61
    W enn er das Foto mitgenommen hat, dann muss dein Angreifer …«
    »… irgendetwas mit dem Mord an Simon zu tun haben«, beendete ich Baileys Satz. »Ob es der Täter selbst war oder ein Helfershelfer, irgendjemand scheint uns jedenfalls im Visier zu haben.«
    Was auch erklären würde, wieso ich mich beobachtet fühlte. Obwohl es eine Erleichterung war, dass ich offenbar nicht unter Halluzinationen litt, war das Wissen, dass mich jemand verfolgte, und zwar vermutlich ein Mörder, nicht gerade angenehm.
    »Er hätte dich umbringen können …«
    »So weit wollte er wahrscheinlich nicht gehen. Vermutlich wollte er nur in mein Zimmer, aber das ist so sicher wie ein Tresor.«
    »Trotzdem scheint klar, dass er im Zweifelsfall über Leichen geht«, sagte Bailey besorgt, als sie vor dem Gerichtsgebäude vorfuhr. »Ruf mich an, wenn du fertig bist, dann hol ich dich ab. Verstanden?«
    Ich seufzte. »Okay. Aber ich

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