Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
die Hölle. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, nicht aufzujaulen.
Kurz dachte ich daran, meinen Standardwitz zu machen, dass sie mir doch wenigstens einen Drink spendieren könnten, verkniff es mir aber. Was, wenn sie mich beim Wort nahmen?
Nun folgten wir ihnen in eine Vorhalle mit dunklem Holzboden. An den Wänden hingen Fotos von glänzenden Motorrädern aller Größen, Formen und Farben. Das Schild im Hintergrund eines der Fotos verriet, von welchem Geld diese Villa gebaut wurde. Motorräder – vor allem Sonderanfertigungen – waren offenbar ein gutes Geschäft. Unsere Begleiter ließen uns allerdings keine Zeit, uns lange umzusehen, sondern führten uns in einen Raum, den man für gewöhnlich Arbeitszimmer nennen würde, nur dass hier sicher niemand arbeitete. Auf dem champagnerfarbenen Teppichboden lagen kleinere Teppiche in einem gedeckten Orange, und durch ein Gitterfenster fiel sanft glühendes Sonnenlicht. Der größte Flachbildschirm, den ich je gesehen hatte, hing über einer Sitzgruppe aus bequemen orangefarbenen Sofas und Sesseln. In einem der Sessel saß bereits unser Gastgeber, während wir zu einem der Sofas manövriert wurden. Ich ließ mich am äußersten Ende nieder und hoffte, ich würde cool und herausfordernd erscheinen und nicht steif und zerschlagen.
Dominic Rostoni sah nicht wie ein Italiener aus. Mit seinem schulterlangen weißblonden Haar, der rötlichen, von einer frühen Akne vernarbten Haut und den dunkelbraunen Augen wirkte er eher wie ein Mann des Nordens als wie ein Neapolitaner. Und obwohl draußen nicht mehr als zehn Grad herrschten, trug er nur ein Muskelshirt, Jeans und Flip-Flops.
»Sie sind die Polizistin.« Er sah Bailey an. »Und Sie sind die Staatsanwältin«, sagte er zu mir.
»Und Sie sind der Geschäftsführer des PEN1«, sagte ich, um unter Beweis zu stellen, dass ich mich auch vorbereitet hatte.
»Das ist kein Verbrechen«, sagte er im Plauderton.
Goldrichtig. Es war kein Verbrechen, einer Bande anzugehören. Es war nur ein Verbrechen, mit einer Bande Verbrechen zu begehen.
»Erinnern Sie sich an den Fall, als in Glendale ein Polizist im Souterrain seines eigenen Hauses umgebracht wurde?«, fragte ich.
Dominic runzelte die Stirn und blickte einen Moment aus dem Fenster.
»War das die Geschichte, wo ihm die Ehefrau den Kopf mit der Axt abgehackt hat?«, fragte er.
Dem war nichts mehr hinzuzufügen, also nickte ich bloß.
»Und darüber wollen Sie mit mir reden?«
»Der Verteidiger hat behauptet, ihr Jungs wärt das gewesen«, erklärte ich. »Als Teil des Kriegs, den ihr gegen die Polizei von Glendale geführt habt.« Ich hielt inne und beobachtete seine Reaktion.
»Davon hab ich auch mal gehört, jetzt wo Sie es erwähnen«, sagte er schlicht.
Er wirkte nicht im Mindesten beunruhigt, und seine Antwort machte deutlich, dass er kein Wort zu viel sagen würde – offenbar war er der verschlossene Typ. Oder der Typ, der aus den Zusammenstößen mit den Ordnungskräften gelernt hatte.
»Unter Ihren Leuten gibt es welche, die behaupten, dass das stimmt«, merkte ich an.
Dominic antwortete nicht, sondern sah mich nur teilnahmslos an.
»Wenn ich mich recht entsinne, liegt der Fall schon eine Weile zurück«, sagte er schließlich. »Vermutlich sind Sie also wegen etwas anderem hier.«
»Stimmt«, antwortete ich.
»Sollten Sie mir dann nicht meine Rechte vorlesen?«
»Wir wollen Sie ja nicht verhaften«, sagte ich. »Natürlich können Sie sich weigern, etwas zu sagen, aber wir interessieren uns nicht für Aktivitäten Ihrer Vereinigung, derentwegen Sie sich Sorgen machen müssten.«
Obwohl ich nicht ganz sicher war, dass der PEN1 den Mord an Zack nicht begangen hatte, teilte ich doch Larrys Meinung, dass die Sache nicht nach einer Tat dieser Bande aussah. Und es gab auch keinen Grund für die Annahme, dass es für die Bande Priorität hatte, Lilah zu schützen. Wenn also eines der PEN1-Mitglieder ihr geholfen und Simon umgebracht hatte, war das vermutlich Privatsache. Aber niemand wäre so verrückt, nicht Dominics Zustimmung für so etwas einzuholen. Es wäre der Gesundheit des Täters nicht zuträglich, wenn es so aussehen würde, als würde er heimlich Geschäfte machen.
Dominic schaute aus dem Fenster, dann wandte er sich wieder an mich und starrte mir direkt in die Augen.
»Erzählen Sie weiter«, sagte er schließlich.
»Hat der PEN1 Zack auf dem Gewissen?«, fragte ich.
Dominic schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Sind Sie sich
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