Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
arbeitete lieber gleich im Stehen. Dann zog ich meine Lilah-Liste hervor und tat alles, was man am Schreibtisch erledigen konnte, aber gegen halb fünf war ich in einer Sackgasse angelangt. Jetzt konnte ich genauso gut Feierabend machen. Nach meinem Gespräch mit Eric wusste ich allerdings, dass es nicht gut aussehen würde, wenn ich so früh ging.
Dass ich überhaupt darüber nachdenken musste, brachte mich auf die Palme. Ich machte so viele Überstunden – unbezahlte natürlich, die ich auch nicht abfeiern konnte –, dass mein Stundenlohn bei einem guten Dollar lag. Jetzt wurde ich also nicht nur von einem Mörder verfolgt, sondern auch noch von einem schwachsinnigen Karrieristen mit Neidkomplex. Demselben Mann im Übrigen, der diesen Idioten Brandon Averill protegierte, welcher mir mit seiner schlampigen Arbeit diesen ganzen Schlamassel überhaupt erst eingebrockt hatte. Ich schielte zur untersten Schublade hinunter, wo ich die Flasche Glenlivet aufbewahrte, wollte aber nicht guten Whisky wegen schlechter Juristen verschwenden. Schließlich zwang ich mich, bis fünf weiterzuarbeiten, und rief dann Bailey an.
»Feierabend für heute«, sagte ich.
»Und ich dachte, du wolltest früh Schluss machen.«
»Tu ich doch«, sagte ich gereizt. »Soll ich nachsehen, ob Toni da ist?«
»Klar, warum sollte ich allein in den Genuss deiner guten Laune kommen?«
Ich legte auf und wählte Tonis Durchwahl, weil ich zu kaputt war, um den gesamten Flur entlangzugehen. Keiner da. Ich versuchte es auf ihrem Handy.
»Ob du es glaubst oder nicht, ich bin immer noch im Gericht«, sagte sie. »Warte mal kurz.« Ich hörte, wie sie mit jemandem in ihrer Nähe flüsterte, dann war sie wieder in der Leitung. »Ich bin in zehn Minuten unten.«
Mein Personenschutz wartete in Erics Vorzimmer. Er rekrutierte sich aus Ermittlern der Staatsanwaltschaft, also im Wesentlichen Polizisten, die ausschließlich für die Staatsanwaltschaft arbeiteten und unter anderem für Sicherheitsbelange zuständig waren. Distriktstaatsanwalt Vanderhorn stand immer unter ihrem Schutz – ein heikler Job, da die größte Bedrohung vermutlich von seinen Mitarbeitern ausging.
Ein gut gebauter Mann mit Bürstenschnitt und freundlichen Augen trat vor und streckte mir die Hand hin. »Gary Schrader«, sagte er. »Ich bin der Teamleiter.« Er zeigte zu den drei anderen Männern hinüber, die alle die gleichen marineblauen Nylon-Windjacken trugen. Gary sah mich mitfühlend an. »Tut mir leid wegen des Zwischenfalls, Ms Knight. Wir gedenken aber, alles zu tun, dass so etwas nicht wieder passiert.«
Er war noch von der alten Schule, höflich und respektvoll, aber doch herzlich. Obwohl ich erklärt hatte, dass ich nichts gegen Personenschutz einzuwenden hätte, war mir die Idee, rund um die Uhr verfolgt zu werden, nicht gerade angenehm gewesen. Jetzt fühlte ich mich aber nicht nur gut geschützt, sondern auch noch geehrt.
»Danke«, sagte ich und schüttelte seine Hand. »Und sagen Sie doch bitte Rachel zu mir.«
Er nickte. »Gary«, sagte er.
Dann wandte er sich um. »Das ist Stephen.« Ein untersetzter junger Mann mit zurückgegeltem braunem Haar hob die Hand. »James.« Ein beeindruckend großer hellblonder Mann mit hellen Augenbrauen und Wimpern nickte mir zu. »Und Mario.« Ein schlanker, aber muskulöser Latino mit dickem schwarzem Haar und sexy Lächeln grüßte herüber.
Ich schüttelte allen die Hand. »Und ich bin wirklich vier Ermittler wert?«
»Normalerweise arbeiten wir in Schichten, immer zu zweit«, sagte Gary.
Nachdem ich verkündet hatte, was ich als Nächstes zu tun gedachte, marschierten wir alle zusammen zum Aufzug, ich und mein Gefolge aus marineblauen Windjacken und Joggingschuhen.
Toni stand bereits am Straßenrand, und einer der Ermittler zog los, um seinen Wagen zu holen, während die anderen drei bei mir blieben. Toni betrachtete erst sie und dann mich.
»Gut«, sagte sie.
Dreißig Sekunden später fuhr Bailey vor, und Toni und ich stiegen ein. Der Ermittler, der den Wagen geholt hatte, schloss auf, und einer seiner Kollegen setzte sich auf den Beifahrersitz. Die anderen beiden verabschiedeten sich für heute.
Als wir die Spring Street entlangfuhren, fragte Bailey: »Zum Biltmore? Oder woandershin?«
»Lasst uns in meine Suite gehen«, sagte ich.
»In deine Suite?«, wiederholte Toni verwirrt.
Oft übernachteten wir hinterher in meiner Suite, aber normalerweise war es nicht der Ort für unsere Vergnügungen.
»Ich erkläre es
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