Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
sicher?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort kannte.
»Ohne meine Zustimmung läuft so etwas nicht«, antwortete er, als hätte ich ihn gefragt, ob die Sonne tatsächlich im Osten aufginge. Dann fügte er drehbuchmäßig hinzu: »Nicht dass ich je einen Akt der Gewalt billigen würde.«
»Natürlich nicht«, sagte ich.
»Aber egal … Einen Bullen in seinem eigenen Haus umzubringen wäre jedenfalls der helle Wahnsinn.«
»Warum denken dann einige Ihrer Leute, dass der PEN1 etwas damit zu tun hat?«, bluffte ich.
»Weil wir ein paar hirnverbrannte Klugscheißer dabeihaben, die als besonders harte Typen rüberkommen wollen.«
Zu herrschen ist ein einsames Geschäft.
»Haben Sie oder andere PEN1-Mitglieder irgendwelche Absprachen mit Lilah Bayer?«, fragte ich.
»Ist das die Ehefrau?«, fragte er neugierig.
»Richtig.«
Er runzelte die Stirn und warf mir dann einen verwirrten Blick zu. »Warum sollten wir?«
»Bedeutet das, nein?«
Dominic seufzte. »Juristen … Ja, das bedeutet, nein.«
Mir gingen jetzt die Fragen aus. Ich sah zu Bailey hinüber, die den Kopf schüttelte.
»Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, Dominic«, sagte ich und stand so schnell auf, wie ich nur konnte. Unauffällig half ich mit den Armen nach, um mich hochzuhieven.
»Was ist denn mit Ihnen passiert?«, erkundigte sich Dominic.
So viel zum Thema Unauffälligkeit.
»Nichts«, sagte ich und versuchte, keine Grimassen zu ziehen.
Er nickte weise. »Eis würde diesem Nichts guttun«, sagte er. »Oder eine Kühlkompresse.«
»Danke.«
Wir wurden zum Wagen geleitet. Die beiden Wachen folgten uns, bis sich das Tor hinter uns geschlossen hatte.
An der Kreuzung zum Mulholland Drive hielten wir an einer roten Ampel. Ein Biker auf einer Harley fuhr an uns vorbei in Richtung Ozean. Er trug Leder-Chaps und hatte sich eine Babytrage vor die Brust geschnallt. In der Trage saß ein kleiner weißer Pudel, der zufrieden seine Ohren im Wind flattern ließ. Pudel fährt mit Biker ans Meer. Immerhin saß er nicht in einer Handtasche und war wie eine Ballerina herausgeputzt.
Wir schwiegen, bis Bailey die Auffahrt zum Freeway nahm. Der Verkehr verdichtete sich mit den Mittagspendlern.
»Gut, dass wir der Sache nachgegangen sind, aber ich habe nicht das Gefühl, dass an der Verbindung zwischen Lilah und den Skinheads etwas dran ist«, sagte sie.
Ich nickte. »Dafür haben wir nette neue Freunde kennengelernt.«
»Denkst du immer noch, es könnte einer dieser netten Freunde sein, der dich überfallen hat?«, fragte Bailey.
»Nein«, sagte ich bestimmt.
»Was macht dich da so sicher?«
»Dass mir gerade etwas Entscheidendes eingefallen ist«, sagte ich. »Dieser Typ hat nicht nur mein Portemonnaie mitgenommen. Er hat auch das Foto – das Foto vom Messerstecher.«
»Scheiße«, sagte Bailey.
Exakt mein Empfinden.
60
L ilah bedeutete Maxwell Chevorin, er möge doch auf dem Sofa Platz nehmen. »Ich trinke grünen Tee. Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?«
»Klingt gut«, antwortete der Lobbyist. Er schaute ihr hinterher, als sie zur Küchenzeile ging. Ein schöner Sonderbonus.
Maxwell beglückwünschte sich wieder einmal zu seinem Glück und seinem Instinkt. Zu seinem Glück, weil es ihm einen Freund wie Senator William Sharder geschenkt hatte. Und zu seinem Instinkt, weil Senator Sharder ihm gestanden hatte, dass Lilah durch Erpressung in die Kanzlei gelangt war, und weil er, Chevorin, sofort erkannt hatte, dass Lilah für diese Art von Arbeit wie geschaffen war. Als sie dann im Prozess wegen des Mordes an ihrem Ehemann freigesprochen worden war, hatte er ihr sofort ein Angebot gemacht. Er persönlich hatte sie nie für schuldig gehalten, aber es würde ihn auch nicht stören, wenn sie es denn wäre. Wenn überhaupt, würde es sie in seinen Augen nur noch attraktiver machen. Jemanden, der clever genug war, um mit einem Mord davonzukommen, konnte er gut gebrauchen. Um seine eigene Sicherheit fürchtete der Lobbyist dabei nicht. Er verstand Lilah. Sie brauchte ihn genauso, wie er sie brauchte. In gewisser Hinsicht war sie sein weiblicher Gegenpart: skrupellos, brillant und besessen.
Lilah kam mit zwei großen Tassen zurück und setzte sich auf einen Stuhl ihm gegenüber.
»Den Geschäftsführer haben wir praktisch im Sack«, sagte sie. »Ich hätte nur gerne noch ein paar Tage, um sicherzustellen, dass wir unsere Quellen erschöpft haben.« Weshalb sie dieses Treffen jetzt auch gar nicht gewollt hatte, aber Chevorin
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