Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
Vom Netzwerk:
– vor allem nicht, wenn es einer von Dominics Günstlingen gewesen sein sollte, der mich so zugerichtet hatte. Ich riss mich also zusammen und ging so gerade wie nur möglich. Langsam war ich immer noch, und ich musste mich darauf konzentrieren, nicht ständig zusammenzuzucken, aber ich kam dem Anschein von Normalität wohl schon relativ nahe.
    Während Bailey fuhr, machte ich Lockerungsübungen. Ich gab mir allerdings Mühe, meine kleinen Reha-Maßnahmen nicht allzu auffällig zu gestalten, da Bailey sonst vielleicht auf die Idee käme, das Treffen abzublasen und mich zurück ins Bett zu schicken. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Die Möglichkeit, dass dieser Dominic hinter dem Überfall steckte, brachte mich auf hundertachtzig, und ich brannte darauf, diesem Hurensohn entgegenzutreten.
    Wir hatten eine gute Zeit gewählt. Um halb elf war der Verkehr auf dem Freeway nicht sehr stark, und so rasten wir durch Hollywood, Studio City, Tarzana und Woodland Hills in Richtung Norden. Als wir nach Calabasas kamen, wurden Geschäfte und Einkaufszentren allmählich von sanft gewellten Hügeln und den Santa Monica Mountains abgelöst. Früher war Calabasas ein idyllisches ländliches Kuhdorf, wo man vor der Post noch die Pferde anbinden konnte. In den letzten Jahren hatten die Stadtentwickler aber das Potential für Neureiche gesehen, die ihre Kinder an einem ruhigen Ort aufziehen wollten, und so war es jetzt ein vorstädtisches Pflaster mit geschlossenen Wohnanlagen, stillosen Pseudovillen und gediegenen Anwesen. Es gab allerdings immer noch ländliche Flecken, wo die Straßen kaum gepflastert waren und die Tiere die Menschen an Zahl übertrafen.
    Auf einem solchen Flecken lag das Gelände von Dominics Unternehmen.
    Bailey fuhr in Las Virgenes ab und nahm Kurs auf die Santa Monica Mountains. Wenn wir der Straße folgen würden, wären wir innerhalb kürzester Zeit in Malibu. Unser Ziel lag allerdings noch auf der Seite von Calabasas. Bailey bog nach links in den Mulholland Drive ein und dann noch einmal links auf eine breite Landstraße.
    Die Luft war rein und der Himmel von einem wolkenlosen Kornblumenblau. Wunderschöne, gepflegte Pferde galoppierten mit wehender Mähne über eine Koppel. In einem offenen Stall standen ebenso prachtvolle Pferde, stampften mit den Hufen und wieherten. Ziegen und Schafe grasten auf den Hügeln über der Weide, und direkt hinter dem Stall drängte sich eine Kuhfamilie aneinander. Riesige Eichen und Ahorne, die im Sommer sicher willkommenen Schatten spendeten, flankierten mit ihren kahlen Ästen die Straße. Wir hielten an, um zwei Farmarbeiter mit zwei herrlichen silbrig-grauen Stuten die Straße überqueren zu lassen. Es war kaum zu glauben, dass wir nur vierzig Minuten zuvor zwischen Beton und Wolkenkratzern herumgefahren waren.
    Bailey bog rechts ab in eine Zufahrt, die vor einem drei Meter hohen Tor mit Kameras auf den Pfosten endete. Eine Betonmauer von derselben Höhe umgab den vorderen Teil des Grundstücks. Der hintere Teil grenzte an gewellte waldige Hügel. Soweit man es erkennen konnte, war das Haus ein einstöckiges Gebäude im Ranch-Stil von etwa sechshundert Quadratmetern und stand auf einem Grundstück von mindestens einem halben Hektar. Bailey drückte auf einen Knopf an der Sprechanlage rechts am Tor und nannte unsere Namen. Keine Antwort. Wir warteten dreißig Sekunden, aber gerade als Bailey wieder den Arm ausstreckte, schwang das Tor langsam nach innen auf.
    Die Zufahrtsstraße schlängelte sich zwischen üppigem Buschwerk und alten Bäume hindurch, um schließlich in einen hufeisenförmigen Vorplatz zu münden. Wir hielten am Scheitelpunkt des Bogens, wo zwei muskelbepackte Riesen mit blauen Tüchern auf dem Kopf den Vordereingang bewachten. Vermutlich waren sie das Empfangskomitee, obwohl sie nicht gerade gastfreundlich wirkten. Ich beschloss, es nicht persönlich zu nehmen.
    »Gleich werden wir gefilzt«, sagte Bailey. »Beherrsch dich bitte und gib keinem der Typen deine Telefonnummer.«
    Wir bestätigten uns mit einem Blick, dass hier nichts lief, und stiegen aus.
    Der rechte Typ ließ seinen Finger kreisen, um uns zu bedeuten, dass wir »die Position« einnehmen sollten. Folgsam drehten wir uns zum Auto um und legten die Hände aufs Dach. Sie ließen ihre Hände über unsere Arme, Seiten, Beine und Knöchel gleiten, dann tasteten sie unseren Oberkörper ab, vorne und hinten. Sie waren nicht grob, aber gründlich, und in meiner gegenwärtigen Verfassung war es

Weitere Kostenlose Bücher