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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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ihn abholen ließ.
    »Wo wird so etwas verkauft?«, fragte Bailey.
    Herman sah sie an, als hätte sie soeben gefragt, wie sie zum Pazifischen Ozean komme.
    »In Läden, die Uhren verkaufen«, sagte er. »Oder im Internet. Oder auf Auktionen. Oder …«
    Bailey signalisierte mit einem Blick, dass er es nicht zu weit treiben möge. »Verstehe. Danke.«
    »Bitte«, sagte Herman.
    Er schniefte, und ich verließ schnell den Laden, bevor ich erneut der gesamten magenumstülpenden Prozedur beiwohnen musste. Bailey folgte mir auf dem Fuße.
    Unsere Bewacher standen ein paar Schritte entfernt und kontrollierten alle Himmelsrichtungen.
    »Ich habe den Eindruck, dass er nicht unser Lieblingskandidat für den Zeugenstand sein wird«, sagte ich.
    Bailey verzog das Gesicht. »Ich hab ein Desinfektionsmittel im Handschuhfach. Nimm was davon.«

72
    W ir erwischten Duncan während einer Flaute im Restaurant. Er bestätigte, was wir über Trans Sehkraft schon vermutet hatten.
    »Ohne Brille konnte Tran nicht die eigene Hand vor Augen sehen«, sagte Duncan. »Er hätte keine drei Meter fahren können, ohne irgendwo gegen zu knallen.«
    Eigentlich hätte man Trans Brille an der Unfallstelle finden müssen. Wir gingen also davon aus, dass sie bei den Beweisen war, die Zack in der Nähe des La Poubelle sichergestellt hatte. Um einen Unfall mit Fahrerflucht und eine anschließende Vertuschungsaktion nachzuweisen, müssten wir diese Gegenstände Tran oder dem Tatort zuordnen können. Die Brille spielte dabei eine entscheidende Rolle, weil sie eine bestimmte Stärke hatte und mit Trans Sehschwäche übereinstimmen würde.
    »Wissen Sie, wie lange er schon in L.A. war?«, fragte ich.
    Duncan dachte nach. »Mindestens zwei Jahre«, sagte er. »So lange kannte ich ihn nämlich.«
    »Haben Sie sich hier kennengelernt?«, fragte ich.
    »Im Restaurant, ja«, antwortete er. »Wieso?«
    »Ich hatte gehofft, vielleicht den Arzt zu finden, der ihm die Brille verschrieben hat«, sagte ich. »Sie wissen nicht zufällig, wer das war, oder?«
    »Nein, aber es muss ein billiger Arzt gewesen sein«, sagte Duncan.
    Das Restaurant war ziemlich schlicht. Die Trinkgelder würden nicht sehr üppig ausfallen und vermutlich gerade für ein Ein-Zimmer-Apartment reichen – wenn man es sich mit jemandem teilte.
    »Wo hat Tran gewohnt?«, fragte ich.
    »Hing davon ab, was gerade so … abging«, antwortete Duncan vorsichtig.
    Wo sein Drogenkonsum ihn hinführte, wollte er wohl sagen.
    »Aber er mochte Venice. Er war gerne am Strand«, präzisierte er dann.
    Venice war eine Strandkommune. Was früher eine Hippie-Enklave und ziemlich heruntergekommen gewesen war, erfreute sich nun einer Renaissance, da plötzlich Künstlertypen mit Geld dort hinzogen. Nur wenige Schritte von den Designerhäusern an den Kanälen entfernt wohnten aber immer noch die Armen und Obdachlosen. Duncan nannte mir ein paar Adressen, die ich alle aufschrieb.
    Wir verabschiedeten uns und nahmen den Freeway in Richtung Pacific Coast Highway.
    »Könntest du jemanden bitten, die Kliniken mit Gratisbehandlung in der Gegend von Venice ausfindig zu machen?«, fragte ich Bailey.
    »Was ist mit den harten Jungs in unserem Gefolge?«, fragte sie. »Vielleicht könnten die ja ein paar Minuten von ihrer so sinnvoll ausgefüllten Zeit abzwacken, um ein paar Anrufe zu tätigen.«
    Das klang gereizt, was ungerecht war, da die Jungs ihren Job mit Bravour erledigten. »Wo ist das Problem? Die sind doch super.«
    Bailey zuckte mit den Achseln. Ihre Gehässigkeit schien mir ein klassischer Fall von fehlgeleiteter Angst zu sein. Ich war ein Profi in diesen Dingen, daher wusste ich, dass ihr eigentliches Problem unser bevorstehendes Treffen mit Rick Meyer war. Der Unmut drang ihr aus sämtlichen Poren.
    Sie hatte sich vor allem dazu breitschlagen lassen, damit wir uns besser für den Besuch bei Lilahs Eltern wappnen konnten. Wieder wanderten meine Gedanken zu Lilah. Sie wusste, dass Graden mir von der Begegnung erzählen würde – dafür hatten ihre Liebesgrüße schon gesorgt. Wie sie sich als Nächstes bemerkbar machen würde, war mir nicht klar, aber ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass es geschehen würde. Bis dahin wollte ich ihr ein paar Schritte voraus sein.
    Die Wolken hatten sich größtenteils aufgelöst. Nur noch ein paar dünne Streifen schwebten am Horizont, und der Himmel spannte sich blau und leuchtend über den bewegten Ozean. Im Dezember spendete das fahle Licht der Sonne allerdings nur wenig

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